Ein Jahrzehnt der Aufbauarbeit
31.03.2023
Mit der Entdeckung der Kristallisation wurde das letzte der in den Markt eingeführten Edelmetalle salonfähig. Zunächst auf den ersten Messen ausgestellt, kamen die Interessenten und schnupperten in die neue Welt hinein. Auch im ersten Jahr der Bereitstellung von Osmium wurde bereits von den Vorreitern und mutigen Entrepreneuren Lunte gerochen und Osmium präventiv ins Depot genommen. Man wusste ja noch nicht so genau, was daraus entsteht und ob es sich überhaupt durchsetzt.
Dieses Gefühl müssen Menschen gehabt haben, die das erste elektrische Licht von Thomas Edison gesehen haben oder mit einem der ersten Ford-Automobile fuhren. Neues muss erklärt, verstanden, genutzt und erprobt werden. Denn schließlich haben die anderen Edelmetalle einen Vorsprung von mehreren tausend oder zumindest einigen hundert Jahren vorzuweisen. Ein neues Feld muss immer erst kartografiert werden. So ist es im Research rund um Osmium auch gewesen. Die Erkenntnisse wurden in einer Vielzahl von Publikationen der Öffentlichkeit vorgestellt. Zudem wurden Allianzen geschlossen, die Technik ausgebaut, die Zolldatenbank entwickelt und die Zertifizierung perfektioniert. Kompliziert ist es immer dann bei der Einführung eines neuen Edelmetalls, wenn gleichzeitig die Information, die Markteinführung und der Zweitmarkt entstehen müssen. Denn ansonsten gerät man in ein Henne-Ei-Problem. Jeder, der kauft, möchte auf einem liquiden Markt wieder verkaufen können. Aus diesem Grund müssen die Anwendungsmöglichkeiten forciert und erweitert werden. Außerdem müssen die Liquidität im Markt und die Option von privat an privat zu handeln ausgebaut werden. Für Osmium haben alle diese Verfahren gut und gleichzeitig funktioniert. Trotzdem braucht Gut Ding Weile und deshalb gehen sicherlich noch einige Jahre ins Land, innerhalb derer die Auslandsmärkte wachsen und die Schmuckindustrie einen Teil ihrer Produktion auf Osmium umstellt. Klar ist, dass mit dem jetzigen Stand sowohl die Produktion, als auch Verteilung und Zweitmarkt auf einem guten Weg sind, um in der Zukunft einen regen Handel zu unterstützen. Spannend wird es dann, wenn die Reserven sich maßgeblich verknappen.
Das unfälschbare Edelmetall
Osmium ist in seiner kristallinen Form absolut formstabil und kann nicht reversibel mechanisch oder chemisch verändert werden. Dadurch unterscheidet es sich von leicht formbarem Gold. Ein entscheidender Vorteil dank dieser Eigenschaft ist, dass Osmium unmöglich gefälscht werden kann. Die kristalline Oberfläche ist ähnlich aufgebaut wie ein Fingerabdruck und dadurch mit extremer Sicherheit wiedererkennbar. Bei Fingerabdrücken werden Linien und Verzweigungspunkte als Maßstab genommen. Beim Osmium sind es die Kanten des Kristalls, welche im dreidimensionalen Raum geneigt sind. Am Eintritt in den Kristall nimmt ein Winkel die Metallgrundebene ein, der eine klar erkennbare Fläche besitzt. Zusätzlich tritt jeder Kristall mit einer eindeutigen Länge aus dem Material heraus. Selbst in einem nur drei Millimeter großen Osmium-Diamond gibt es 1.000 solcher makroskopischen Merkmale, im mikroskopischen Bereich sind es Millionen. Bei größeren Osmium-Stücken potenziert sich dieser Wert entsprechend. Bereits auf einem Quadratmillimeter wird die Sicherheit als 10.000-fach höher als bei einem Fingerabdruck eingeschätzt. Tatsächlich liegt sie sogar noch um ein Vielfaches höher. Wie hoch genau, ist schwer zu beziffern, da innerhalb der Struktur des Osmiums immer kleinere Strukturen betrachtet werden können. Es geht also um eine ökonomische Einschätzung der Kosten für Nanometer-Scans im Vergleich zur real nötigen sicheren Wiedererkennung. Gold wird zum Beispiel gefälscht, indem ein Stück Metall mit vergleichbarer Dichte eingeschlossen und mit einem Überzug aus Gold ummantelt wird. Alternativ wird ein Goldbarren mit einem Guss aus einem anderen Metall gefüllt. Bei Osmium ist dies nicht möglich. Zum einen gibt es kein Metall gleicher Dichte, zum anderen sind die Strukturen so dünn, dass sie keinen echten „Innenraum“ haben. Rohosmium wird mit einer Reinheit von 99,9 % ausgeliefert. Vor der Kristallisation wird diese Rein 9N5 also 99,99999995 % erhöht. Viele Analysebetriebe können die niedrigen Verunreinigungen gar nicht mehr messen. Aus diesem Grund wird kristallines Osmium für die Erstellung von Eichkurven der Messgerätehersteller verwendet. Osmium zeigt sich darüber hinaus unempfindlich gegenüber Korrosion, Strahlung und Verfärbung.