Dividendentitel als Chance

22.10.2024

Dyrk Vieten. Foto: ficon

In Zeiten potenziell sinkender Zinsen stehen Investoren vor der Herausforderung, stabile Erträge zu erzielen, ohne ihre Vermögenssubstanz anzugreifen. Dividendentitel rücken dabei verstärkt in den Fokus, da sie nicht nur kontinuierliche Ausschüttungen ermöglichen, sondern auch vom Kurswachstum profitieren.

Vieles deutet darauf hin, dass die Zeit steigender Zinsen vorbei ist. Die Prognosen für 2025 sehen den Leitzins bereits bei unter drei Prozent - der Zinsertrag für ausschüttungsorientierte Anleger wird demnach auch immer spürbarer sinken. Wie aber können private und institutionelle Investoren Erträge aus ihrem Vermögen erwirtschaften und Entnahmen tätigen, ohne die Substanz zu beschädigen? Eine Möglichkeit sind Dividendentitel. Sie spielen in Zeiten sinkender Zinsen eine zunehmend bedeutende Rolle für Anleger. Dividenden stellen bekanntlich die Ausschüttungen eines Unternehmens an seine Aktionäre dar und reflektieren in gewisser Weise den Erfolg des Unternehmens. Im Gegensatz zu Zinsen sind sie nicht durch ein festes Niveau determiniert, sondern hängen von der Gewinnentwicklung des Unternehmens ab. Ein Unternehmen, das auch in einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld profitabel bleibt und seine Dividenden aufrechterhalten oder sogar erhöhen kann, bietet Anlegern somit eine interessante Einkommensquelle.

Ein wichtiger Vorteil von Dividendenaktien liegt auch in der potenziellen Stabilität und langfristigen Wertentwicklung. Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, sind oftmals gut etablierte, reife Unternehmen mit stabilen Cashflows. Diese Firmen haben eine starke Marktposition und ein nachhaltiges Geschäftsmodell, was ihnen erlaubt, auch in schwierigen Zeiten Kapital an ihre Aktionäre zurückzugeben. Diese Stabilität spiegelt sich oft in einer geringeren Volatilität der Aktienkurse wider, was Dividendenaktien gerade in turbulenten Zeiten zu einem stabilisierenden Element im Portfolio machen kann. Denn gutgemachte Dividendenstrategien weisen regelmäßige Bruttoausschüttung zwischen vier und fünf Prozent auf. Das übersteigt potenzielle Zinszahlungen erheblich und schlägt auch die Inflation, die sich ab 2025 unter zwei Prozent einpendeln soll.

Ein weiterer Aspekt, den Anleger im Blick haben sollten, ist die Gesamtverzinsung, die sich aus der Dividendenrendite und dem möglichen Kurszuwachs zusammensetzt. Während die Dividendenrendite eine unmittelbare Ertragsquelle darstellt, bietet die Kursentwicklung die Chance auf zusätzliche Gewinne. In einem Umfeld sinkender Zinsen profitieren nicht nur festverzinsliche Wertpapiere von einem Zinsrückgang, sondern auch Aktien. Sinkende Zinsen reduzieren die Finanzierungskosten von Unternehmen, was deren Gewinnmargen positiv beeinflussen kann. Zudem wird das Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) vieler Unternehmen attraktiver, da die Diskontierung zukünftiger Gewinne durch einen niedrigeren Zinssatz begünstigt wird. Diese Faktoren können zu steigenden Aktienkursen führen, was für Dividendenanleger eine zusätzliche Gewinnquelle darstellt. Hinzu kommt, dass viele Investoren in einem Niedrigzinsumfeld gezwungen sind, von Anleihen in Aktien umzuschichten, um überhaupt noch nennenswerte Renditen zu erzielen. Diese erhöhte Nachfrage nach dividendenstarken Aktien kann deren Kurs ebenfalls positiv beeinflussen. Für den Anleger bedeutet dies, dass er nicht nur die regelmäßigen Ausschüttungen des Unternehmens genießen kann, sondern auch vom Kapitalwachstum profitiert. Dies ist besonders interessant, wenn die Dividendenpolitik des Unternehmens nachhaltig und auf Wachstum ausgerichtet ist. Unternehmen, die über die Jahre hinweg ihre Dividenden kontinuierlich erhöhen, signalisieren nicht nur finanzielle Stärke, sondern belohnen ihre Aktionäre auch langfristig, indem sie deren Ertragsströme erhöhen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Dividenden allein keine Garantie für eine erfolgreiche Anlagestrategie bieten. Die Auswahl der richtigen Unternehmen erfordert eine gründliche Analyse ihrer Finanzlage, Marktstellung und der Nachhaltigkeit ihrer Dividendenpolitik. Anleger sollten daher darauf achten, Unternehmen mit einer gesunden Bilanz, stabilen Cashflows und einer klugen Kapitalallokationspolitik auszuwählen, die in der Lage sind, auch in schwierigeren Marktphasen Dividenden zu zahlen, ohne die Substanz dafür angreifen zu müssen. 

Ein Gastbeitrag von Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH (Düsseldorf).