Digitalisierung hilft im Gesundheitswesen
19.10.2016
Die Digitalisierung stärkt Prozesse in Medizin und Gesundheitswesen. © Robert Kneschke - Fotolia.com
Auf einer Berliner Tagung diskutieren Experten das sensible Thema der Digitalisierung in der Medizin und im Gesundheitswesen. Der Mehrwert für Patienten und der medizinische Fortschritt sind enorm.
Der Digitalverband Bitkom meldet anlässlich der ersten Digital Health Conference (DHC), die heute in Berlin stattfindet, dass die Digitalisierung in den Prozessen im Gesundheitswesen und Medizin vorankommen. Bei der DHC treffen sich Vertreter aus Politik, Gesundheitswesen und Digitalwirtschaft, um die Digitalisierung im Health-Bereich weiter voranzutreiben.
Ob Online-Sprechstunde, elektronischer Medikationsplan oder Notfalldatensatz: Digitale Anwendungen werden schon bald den Alltag von Patienten und medizinischem Personal erleichtern und die Versorgung deutlich verbessern.
„Wir freuen uns, dass nach der Verabschiedung des E-Health-Gesetzes vergangenes Jahr die Digitalisierung der Medizin nun richtig Fahrt aufnimmt. Digitale Angebote wie der elektronische Medikationsplan oder auch die Online-Sprechstunde bringen einen Innovationssprung für unser Gesundheitswesen und werden die Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten spürbar verbessern“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder zum Trend.
Der Medikationsplan, der zum 1. Oktober in Papierform eingeführt wurde und ab 2018 auch elektronisch vorliegen wird, soll bei Patienten, die mindestens drei Medikamente nehmen, gefährliche Wechselwirkungen vermeiden.
Bisher sterben in Deutschland jährlich rund 20.000 Menschen, weil Informationen zu Medikamenten nicht transparent sind. Darüber hinaus soll nächstes Jahr zum Beispiel die Online-Sprechstunde live gehen.
„Mit dem E-Health-Gesetz haben wir wichtige Impulse gesetzt. Diesen Weg werden wir weiter gehen. Wir wollen, dass die Patientinnen und Patienten von den neuen technologischen Möglichkeiten profitieren, und das wird auch in Zukunft unser Maßstab sein – egal, ob es um den Medikationsplan geht, um die elektronische Patientenakte, um mobile Anwendungen oder um die Nutzung von Big Data Analysen für die Medizin“, sagte Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit auf der DHC, der Regierungsvertreter betont die Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung ist es aus Bitkom-Sicht zugleich wichtig, dass Politik und Wirtschaft schon jetzt den Blick in die Zukunft richten.
„Wir müssen heute die Weichen stellen für die Lösungen von morgen, etwa die datengetriebene personalisierte Medizin, bei der Therapien auf jeden Patienten individuell zugeschnitten werden, oder Operations-Roboter, die Chirurgen bei kniffligen Eingriffen unterstützen. Hierbei müssen wir die Entscheidungszyklen von Politik und Gesundheitsbehörden beschleunigen und dem Tempo digitaler Innovationen angleichen“, so Bitkom-Sprecher Rohleder.
Das Interesse der Verbraucher an innovativen digitalen Gesundheitsangeboten ist groß, wie eine Studie im Auftrag des Bitkom zeigt. Sechs von zehn Befragten (61 Prozent) meinen, dass sie im Krankheitsfall einen Operations-Roboter in Anspruch nehmen würden oder sich das vorstellen können.
Ein Viertel (24 Prozent) würde im Krankheitsfall digitale Tabletten einnehmen, die Informationen an ein Smartphone senden, 26 Prozent können sich das vorstellen (Gesamtinteresse 50 Prozent). Solche smarten Arzneimittel können zum Beispiel Ärzten oder Verwandten helfen zu kontrollieren, ob ältere oder vergessliche Menschen ihre Medizin eingenommen haben.
Ein Drittel (33 Prozent) der Befragten ist außerdem offen für unter die Haut implantierte Mikrochips zur Überwachung der Körperfunktionen. 15 Prozent würden sie sogar auf jeden Fall nutzen, 18 Prozent können sich das vorstellen.
Die Deutschen sind nach der Studie gegenüber der Digitalisierung in der Medizin und im Sektor Gesundheitswesen positiv eingestellt. Eine deutliche Mehrheit (61 Prozent) befürwortet die Aussage: Die Digitalisierung der Medizin birgt unterm Strich mehr Chancen als Risiken. 54 Prozent sind der Ansicht, digitale Gesundheitsangebote tragen dazu bei, dass ältere Menschen länger selbstständig sind. Und 44 Prozent erwarten, dass die Digitalisierung die Kosten im Gesundheitswesen verringern kann.
Alle Ergebnisse der Studie sind für Leser hier im Internet verfügbar. (db)