Digitale Strukturierung für innovative Kapitalbeschaffung
03.08.2021
Prof. Dr. Patrick Peters, Experte für Kommunikation und Wirtschaftsethik, ist neues Mitglied im Beirat von StiftungsMentor / Foto: © StructuredStrategy
Bei der Tokenisierung handelt es sich um die digitalisierte Abbildung eines (Vermögens-)Wertes inklusive der in diesem Wert enthaltenen Rechte und Pflichten sowie dessen hierdurch ermöglichte Übertragbarkeit, schreibt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Eine Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) gehen davon aus, dass bis 2029 etwa zehn Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) tokenisiert sein werden. Dieser Wert beläuft sich demnach auf mehr als zehn Trillionen US-Dollar. Insgesamt erwarten Experten, dass die Marktgröße der Europäischen Union für tokenisierte Vermögenswerte im Jahr 2024 1,4 Billionen Euro erreichen wird.
Prinzipiell kann fast jeder Vermögenswert tokenisiert werden, und die Tokenisierung lässt auch kleinste Stückelungen zu. Mit dieser Art der digitalisierten Unternehmensfinanzierung setzen Firmen auf das Interesse der Crowd. Anleger erhalten über die Tokenisierung die Möglichkeit, sich an einem unternehmerischen Projekt zu beteiligen, das sie interessiert, aber zu dem sie sonst nie einen Zugang erhalten hätten. Das macht tokenisierte Assets sehr interessant für den breiten Markt und eröffnet Vermögensverwaltern, Anlageberatern und Finanzvermittlern weitreichende Möglichkeiten, ihren Kunden Zugänge zu zukunftsorientierten Wertanlagen zu verschaffen. Durch die Tokenisierung ist die Teilhabe je nach Angebot schon mit wenigen 100 oder 1000 Euro möglich. Das bedeutet, dass Anleger sehr gut sehr breit streuen können – leichter kann Diversifikation kaum funktionieren.
Kapitalbeschaffung braucht eine gute Verpackung und Kosmetik
Wichtig ist, individuell die besten Finanzierungs- und Platzierungsformen für den jeweiligen Bedarf zu finden. Es gibt keine Standardlösung, um Projekt- und Unternehmensfinanzierungen für geeignete private, semi-professionelle oder institutionelle Anleger attraktiv zu machen und deren Anlagewünsche gezielt anzusprechen. Während für das eine Unternehmen ein Nachrangdarlehen mit einer breiten, kleinteiligen Platzierung das Richtige ist, suchen andere Unternehmen für ihre Projekte die Beteiligung einiger weniger finanzstarker Investoren im Sinne von Private Equity. Ebenso stellt sich die Frage, über welchen Kanal das Angebot platziert werden soll: Wird ein Private Placement für vorher einen ausgewählten Investorenkreis gewünscht, kann ein Produkt für die Anleger eines Finanzberaters aufgelegt werden oder wird die geballte Kraft der Crowd benötigt, um das Kapital zu beschaffen? Davon hängt die Strukturierung maßgeblich ab. Was, egal bei welcher konkreten Strategie, immer bleibt, ist das innovative Vorgehen bei der Kapitalbeschaffung. Im Schwerpunkt ist die Strukturierung volldigitalisiert, analoge Platzierungen sind in der Regel maximal eine Beimischung.
Übrigens: Zur Kapitalbeschaffung braucht es nicht nur Zahlen und Fakten, sondern eine gute Verpackung und Kosmetik. Investivkapital braucht Professionalität auf allen Ebenen: Technik-, Management-, Marketing- und Vertriebsfähigkeiten sind wesentliche Bestandteile jedes Unternehmens und Projekts. Daher sollte eine Finanzierungsstrategie immer durch flankierende Marketing- und Vertriebsmaßnahmen abgesichert und unterstützt werden. Das erleichtert die Platzierung digitalisierter Wertpapiere.
Gastbeitrag von Prof. Dr. Patrick Peters, Gesellschafter-Geschäftsführer der StructuredStrategy GmbH