Digitale Finanzprodukte: nur eine Sache junger Männer?
29.01.2018
Florian Reichert, Geschäftsführer für den Bereich Kredite bei CHECK24 / Foto: © CHECK 24
Beim Onlinebanking haben die Älteren schon aufgeholt
Dass solche Unterschiede mit der zunehmenden Etablierung der digitalen Angebote wieder abnehmen können, zeigt sich etwa beim Onlinebanking, der Mutter aller digitalen Finanzprodukte. Hierzu liefert Eurostat seit vielen Jahren detaillierte Statistiken. Mit ihnen lässt sich nachvollziehen, wie die Verbreitung über die Geschlechter und Altersgruppen hinweg kontinuierlich zugenommen hat. Von der Entwicklung der ersten Programme in den Neunzigern bis zum Standard-Kommunikationsmittel zwischen Kunde und Bank, das heute über die Hälfte aller Bundesbürger nutzen, sind mehr als zwei Jahrzehnte vergangen.
Laut Eurostat nutzen heute 59 Prozent der Männer zwischen 16 und 74 hierzulande Onlinebanking, 53 Prozent der Frauen in dieser Altersgruppe. Zehn Jahre zuvor waren es noch 40 Prozent der Männer und 31 Prozent der Frauen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist also etwas kleiner geworden, aber noch nicht verschwunden. Auch die Älteren haben in diesem Zeitraum beim Onlinebanking aufgeholt. Mit einem Nutzeranteil von 44 Prozent haben die 45- bis 54-Jährigen die jüngste Gruppe zwischen 16 und 24 Jahren (42 Prozent) zuletzt sogar überholt. Zehn Jahre zuvor hatten die Jüngsten mit einem Nutzeranteil von 31 Prozent gegenüber den Älteren mit 25 Prozent noch klar die Nase vorn. Unter den 65- bis 74-Jährigen hat sich der Nutzeranteil in den letzten zehn Jahren von 11 auf 30 Prozent sogar beinahe verdreifacht.
Digital wird normal
Geht das Wachstum unter allen Nutzergruppen in ähnlichem Maße weiter, dürften sich die Unterschiede zwischen Frauen und Männern so wie die unter den Altersgruppen allmählich ausgleichen – spätestens dann, wenn die Quote unter den besonders affinen Gruppen gegen 100 Prozent geht. Eine solche Entwicklung zeigt sich bereits heute bei der gesamten Internetnutzung. Hier haben die Frauen erst letztes Jahr mit den Männern in etwa gleichgezogen. Das lässt sich an den Zahlen der ARD/ZDF-Onlinestudie ablesen. Dabei hatten die Männer vor einigen Jahren noch durchgehend um die zehn Prozentpunkte Vorsprung, was den Anteil der Internetnutzer betrifft. Heute liegt der Anteil der Internetnutzer unter Frauen wie Männern bei rund 90 Prozent.
Auch für die Älteren wird das Netz künftig immer wichtiger. Der Trend liegt dabei schon in der Natur der Sache: Auch die Digital Natives werden älter. Weiterhin aber unterscheiden sich die Vorlieben in der Internetnutzung zwischen den jeweiligen Personengruppen. Frauen etwa nutzen das Netz besonders häufig für die direkte Kommunikation, was sich ebenfalls in der Onlinestudie von ARD und ZDF nachlesen lässt. Es ist anzunehmen, dass unter jungen Männern hingegen die Bereitschaft besonders groß ist, in Finanzfragen neue Wege zu gehen und digitale Anwendungen auszuprobieren. Wenn sich unter den Nutzern neuer digitaler Finanzdienstleistungen derzeit also außergewöhnlich viele junge Männer finden, ist das nicht unbedingt verwunderlich und grundsätzlich auch nicht ungewöhnlich. Es ändert sich aber wieder. Digital wird normal. Auch und gerade, wenn es ums Geld geht.
Gastbeitrag von Florian Reichert, Geschäftsführer für den Bereich Kredite bei CHECK24