"Digital Assets sind für uns eine eigene Assetklasse"
18.12.2024
Dr. Eduard Baitinger. Foto: @ FERI AG
finanzwelt: Jammern war auch ein Stichwort zu China, das nicht so richtig in Schwung kommt. Werden die jüngst getroffenen Maßnahmen der Zentralregierung nachhaltig Schub verleihen?
Baitinger: Vereinfacht gesprochen zielen die getroffenen Maßnahmen größtenteils auf eine weitere Lockerung der Finanzierungskonditionen ab und weichen im Grundsatz nicht von dem bisherigen Kurs der Zentralregierung ab. Allerdings steckt China in einer hartnäckigen Bilanzrezession. Hierbei sind die Bilanzen der Wirtschaftssubjekte so stark beschädigt bzw. überschuldet, dass selbst aggressive Lockerungen der Finanzierungskonditionen keinen neuen Kreditboom entfachen können. Anders gesagt: Wenn ich aufgrund einer Überschuldung schlichtweg nicht kreditwürdig bin, nützen mir auch verbesserte Finanzierungskonditionen nichts, da mir keine Bank Geld leihen wird. Folglich sind die neuen Maßnahmen kein „Game-Changer“. Sie vermögen aber die zuvor stark überverkauften und ungeliebten chinesischen Börsen kurzfristig zu stabilisieren, was taktischen Investoren interessante Opportunitäten bietet.
finanzwelt: Blicken wir nach vorne: Auf was sollten sich Anleger im kommenden Jahr einstellen?
Baitinger: Die Inflationsrisiken in den USA habe ich bereits skizziert. In Europa sind diese Risiken hingegen deutlich weniger virulent, daher dürfte die EZB mit den Zinssenkungen weitermachen und so für ein aufgehelltes monetäres Umfeld sorgen. Folglich könnten sowohl der europäische Wirtschaftsraum als auch die europäischen Börsen 2025 zu den relativen Gewinnern zählen. Auch europäische Immobilienwerte dürften ihre Trendaufhellung fortsetzen, angesichts der weiter sinkenden Zinsen. Generell sollte man 2025 nicht auf die Fortsetzung der relativen Stärke bei den großen US-Technologiewerten setzen. Das sind hervorragende Unternehmen mit attraktiven Wachstumsaussichten, aber die hohen Bewertungen sprechen für eine temporäre, gesunde Verschnaufpause. Stattdessen sollten Investmentopportunitäten abseits der Megacaps evaluiert werden.
Schließlich werden auch im nächsten Jahr geopolitische Risiken die Märkte maßgeblich beschäftigen. Donald Trump stellt in diesem Zusammenhang eine große Unbekannte dar. Es bleibt abzuwarten, inwieweit er tatsächlich in der Lage ist, globale Konflikte einzudämmen, oder ob sein erratisches und falkenhaftes Verhalten möglicherweise sogar neue Eskalationen hervorruft.
finanzwelt: Abschließend: Ich weiß, Sie verfolgen und kommentieren auch die jüngste Bitcoin-Rally. Würden Sie uns sagen, für wie stabil Sie diese Aufwärtsbewegung halten und welchen Stellenwert digitale Währungen künftig im Kontext der Portfolioallokation einnehmen (könnten)?
Baitinger: Der Bitcoin und Kryptowährungen im Allgemeinen haben dieses Jahr von drei wesentlichen Positivfaktoren profitiert: Erstens wurde durch die Auflage von Bitcoin-ETFs neue Nachfrage generiert. Zweitens hat das Bitcoin-Halving in der ersten Jahreshälfte das Angebot an neu geschöpften Bitcoins halbiert. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage war somit in diesem Jahr sehr günstig. Drittens hat der Wahlsieg Donald Trumps die Bitcoin-Euphorie zusätzlich befeuert, da er als ausgesprochen kryptofreundlich gilt. Für den Moment sind die skizzierten Faktoren hinreichend eingepreist, zudem ist der Bitcoin überkauft und braucht dringend eine technische Gesundung. Ich würde daher kurz- bis mittelfristig mit einer Seitwärtsphase beim Bitcoin rechnen, bevor dieser das Positivmomentum wieder fortsetzt. Ein struktureller Nachfrageüberhang gepaart mit einer zunehmenden Akzeptanz sprechen auch 2025 für steigende Bitcoin-Preise.
Wir von der FERI möchten unseren Kunden ein echtes und breites Multi Asset Investing ermöglich. Daher sind die Digital Assets für uns eine eigene Assetklasse, die wir bereits jetzt im Einsatz haben und zukünftig sogar weiter ausbauen werden. (ah)