Die Risiko-Falle für den Sparer

04.03.2019

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Rechnen wir ein konkretes Beispiel anhand der BASF-Aktie. Die AG hat in den letzten fünf Jahren pro Aktien insgesamt 14,50 Euro pro Aktie an Dividenden ausgeschüttet. Wer also nicht teurer als € 77,50 für die Aktie bezahlt hat, liegt nicht im Verlust (hat bei Kauf zu 77,50 Euro allerdings auch keinen Ertrag). Wer 2007 zum ersten Börsenkurs kaufte (50,29 Euro), freut sich in der Nachbetrachtung über einen Gesamtertrag von ca. 6,43 Prozent jährlich.

Nun vergleichen wir den Dividendenertrag mit dem obigen Kaufkraftverlust der Nullzins-Anlage. Zahlt die BASF in den kommenden zehn Jahren die Durchschnittsdividende der vergangenen zehn Jahre (aktuell 3,20 Euro) von 2,54 Euro, dann dürfte der Börsenkurs der Aktie (aktuell 67 Euro) bis 2029 auf 41,60 Euro fallen, ohne dass ein Verlust entsteht. Umgerechnet liegt der Kaufwert der 67 Euro auf dem Sparbuch - 1,6 Prozent Inflation unterstellt - dann bei 57,02 Euro. Steigt die Inflation auf durchschnittlich drei verringert sich der Geldwert sogar auf 50,94 Euro. Bei der Aktie habe ich Substanz und die große Chance auch auf Kurssteigerungen. Der Kaufkraftverlust bleibt.

Die Chancen dazu stehen aus heutiger Sicht gar nicht schlecht. Zunächst sind die DAX-Werte meist nicht teuer. Die Mehrzahl liegt bei einem KGV von zehn bis 15. Die Dividendenrendite, basierend auf die letzte Dividende, liegt bei der Hälfte zwischen drei Prozent und sechs Prozent. Die Nachfrageseite für Aktien darf man bei dieser Betrachtung nicht aus dem Auge verlieren. Große Institutionen und Kapitalsammelstellen haben nämlich das gleiche Problem wie der „kleine“ Anleger auch. Sie brauchen Kapitalerträge, um ihre „Daseinsberechtigung“ aufrecht zu halten. Lebensversicherungen, Stiftungen und Pensionskassen benötigen Einkünfte, um ihre Aufgaben und Geschäftsmodelle zu erfüllen.

Dieses Damoklesschwert trifft auch auf kleinere und mittlere Unternehmen zu, die ihren Gesellschaftern mit einer Pensionszusage verpflichtet sind, dafür auch Rücklagen gebildet haben, die nun in der Rentenphase keine Erträge mehr abwerfen. Sollte der/die Berechtigte älter werden und die Rücklagen aufgebraucht sein, muss die Rente aus dem Gewinn der Firma bezahlt werden. Das könnte besonders in wirtschaftlich schlechteren Zeiten mit rückläufigen Gewinnen, manche Firmen in Schwierigkeiten bringen. Geht sie in Konkurs, dann leiden auch die Rentenberechtigten.

Fatal wäre es nun, für etwas Rendite das Risiko zu erhöhen. Im High-Yield-Segment kann man Rendite von zwei oder gar drei Prozent erzielen. Die Anleihen sind oft nicht – bzw. mit „BBB“ geratet. Das Rating bedeutet: Derzeit keine nennenswerte Probleme. Die Finanzsituation könnte sich bei schlechter Wirtschaftslage ändern. Ein bekanntes Beispiel aus der Vergangenheit: Praktiker-Anleihen. Totalverlust-Risiken sind unter allen Umständen zu vermeiden. Auch Derivate unterstützte Produkte mit prognostizierter (!) höherer Rendite sind mit größter Vorsicht zu genießen und eignen sich allerhöchstens als Beimischung. Ich würde mit einer BASF-Aktie besser schlafen, zumal die Aktie nun ca. 35 Prozent unter ihrem Höchstwert zu bekommen sind. Auf Basis der beschlossenen Dividende eine Rendite von 4,7 Prozent.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter,  I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH