Die Ohnmacht der Bürger

03.04.2024

Rolf Ehlhardt - Foto: © I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

Seit Jahren schreibe ich über den DAX, die Inflation, die Zinsen und Gold. Alle Börsentrends sind letztendlich abhängig von Entscheidungen von der Politik und den Notenbanken. Dabei fiel mir irgendwann auf: Die einzige Gruppe, die nichts zu sagen hat, ist der steuerzahlende Bürger.

So hat die so oft geehrte Angela  Merkel 2015 das Asylrecht missachtet, 2018 statt den vom Volk gewählten Manfred Weber ihre Parteifreundin Ursula von der Leyen nach Europa entsandt (nach ihrer falschen Waffenbestellung) und entgegen dem Umfrageergebnis zum CDU-Kanzlerkandidaten (über 60 Prozent für Markus Söder) Armin Laschet nominiert. Dies hat der Bürger der Partei bei der letzten Wahl übelgenommen. Hat der Bürger doch etwas zu sagen?

Die Nachfolgeregierung „Die Ampel“ hat massiv enttäuscht. Nun werden wir von einem Kinderbuchautor und einer Trampolinspringerin regiert. Unterstützt von Oberstudienrat Lindner, der das Fähnchen gerne in den Wind hängt. Er hat zunächst den Wehrdienst verweigert, sich aber dann als „Reserveoffizier“ beworben. Er hat als Oppositionsführer die „Sondervermögen“ kritisiert, aber als Finanzminister hat er sie „ausgebaut“. Was würden sich unsere Spitzenpolitiker entrüsten, wenn eine Kapitalgesellschaft Kredite als Vermögen ausweisen würde. Geführt von Olaf Scholz, der manchmal nicht mehr weiß, was er gestern gesagt hat. Ausgerechnet im Zusammenhang mit der Straftat einer Hamburger Bank. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Das jüngste Heizpumpengesetz von „Diktator“ Habeck lehnen über 60 Prozent der Bevölkerung ab. Weil es für den Bürger zu teuer ist (das hat Herr Habeck inzwischen auch verstanden), will er es mit bis zu 70 Prozent subventionieren. Aufkommen für dieses ungewollte Gesetz soll wieder der steuerzahlende Bürger.

Unterstützt wird die Ampel von politischen Kräften wie Kevin Kühnert, Fraktionsvorsitzender, der in seiner Vita außer einem „ruhenden“ Studium immerhin drei Jahre Arbeit in einem Call-Center vorweisen kann. Oder Richarda Lang, Parteivorsitzende, die nur ein siebenjähriges Studium ohne Abschluss im Lebenslauf hat. Oder die Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge, Dipl. Volkswirtin, die noch nie gearbeitet hat, aber bei „Lanz“ wusste, dass arbeiten krank macht und sie deshalb die 20-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich fordert. Im selbständigen Handwerk braucht man einen Meisterbrief, wer ausbildet die Ausbildereignung. Wollte ich nach 40 Jahren Vermögensverwalter eine Firma gründen, bräuchte ich noch mehrere Prüfungen. Wäre es nicht an der Zeit, dass auch Politiker/innen etwas vorweisen müssen? Zum Beispiel eine abgeschlossene Berufsausbildung und zehn Jahre Arbeitsnachweis oder abgeschlossenes Studium und fünf Jahre Arbeit in einem nicht politischen Unternehmen. Schließlich treffen sie Entscheidungen für etwa 85 Millionen Menschen. Natürlich geht so eine Reform nur mit Volksabstimmung. Im Parlament hätte diese Eingabe keine Chance. Wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt?

Oder Christine Lagarde: Sie wurde 2016 von einem französischen Gericht des fahrlässigen Umgangs mit öffentlichen Geldern schuldig gesprochen. Eine Strafe verhängte das Gericht nicht. Heute ist sie Präsidentin der EZB. Die Inflation kam für sie 2022 aus dem „Nichts“.

Alles „ein Fressen“ für die Presse – Mitnichten! Im Gegenteil. So berichteten jüngst die Zeitungen, dass die Inflation auf den niedrigsten Stand seit 2021 gefallen sei. Eine krasse Fehlmeldung – 2021 standen die Wertverluste bei ca. neun Prozent. Heute steht sie kumuliert bei etwa 20 Prozent. Nur die Steigerungsrate ging basisbedingt zurück. Ich habe dies bei meiner regionalen Zeitung (Rhein-Neckar.Zeitung) reklamiert. Null Reaktion. So berichtet das Statistische Bundesamt über den stärksten Rückgang der Immobilienpreise (minus 8,4 Prozent) seit 2000. Gelesen habe ich einen Artikel (neben der kurzen Meldung zur Bundesamt-Statistik), in dem die Bauwirtschaft von einem baldigen Ende der Krise spricht. Und das vor dem Hintergrund deutlich höheren Zinsen und kräftig gestiegener Materialpreisen, weiter steigender Inflation und bald fälligen Festzinsen von zehnjährigen Bauzinsen von unter zwei Prozent (aktuell ca. 3,4 Prozent).

Was haben diese „Ungereimtheiten“ mit der Börse zu tun? Alles ! Denn diese Menschen entscheiden Dinge, die sich dann auch wirtschaftlich auswirken und die Kurse beeinflussen. Und die Presse „verlügt“ die Wahrheit, so gut sie kann. Analysten der Banken und Fonds (für den Vertrieb müssen sie ja positiv sein) glaubten noch vor wenigen Wochen, die Fed würde in diesem Jahr sechs Mal die Zinsen senken. Jetzt sind es halt nur noch drei Mal.

Was macht aber die Börse, wenn Powell die Zinsen bis zur US-Wahl nicht senkt? Denn „Favorit“ Trump will durch weitere Schuldenaufnahme die Steuern senken und ein großen Wirtschaftsprogramm auflegen. Die Börsen befinden sich in der Wohlfühlphase, denn alle Szenarien werden positiv ausgelegt. Allen wollen KI-Marktführer Nvidia kaufen. Ein super Unternehmen, aber wird bei den heutigen Kursen nicht schon ein gigantisches Wachstum vorweggenommen? Sind jetzt nicht schon wahnsinnige Wachstumsraten eingepreist, die nur schwer erreichbar sind? Chefstratege Philipp Vorndran von Flossbach von Storch vergleicht die Aktie schon mit Cisco aus dem Jahr 2000. Cisco hat die Kurse aus der Dotcom-Zeit nach dem Crash bis heute nicht mehr erreicht. Daimler, BASF, Nestlé oder Roche, wie langweilig. Von den großen „Sieben“ von damals wie Cisco, General Electric, IBM, Intel, Pfizer oder Walmart hat es nur Microsoft geschafft, neue Höchstkurse zu erzielen. Alle wollen den Bitcoin, aber keiner kann erklären, was das ist und wie es funktioniert. Vertrauen in einen Compute – was passiert, wenn er gehackt oder bei einem Anschlag vernichtet wird?

Die meisten heute agierenden Berater, Analysten und Anleger kennen einen Crash oder gar eine Baisse nur aus Wikipedia. „Alte Hasen“, die auch in den „sicheren Hafen“ Edelmetalle diversifizieren, werden belächelt (noch). Die Anleger „nutzen“ die Höchstkurse beim Gold, um eventuell noch vorhandene Restbestände zu verkaufen. Trotz der Verkäufe und gestiegener Zinsen steht der Preis am All-time-high. Das muss doch irgendetwas aussagen. Vielleicht, weil der Goldmarkt in China immer wichtiger wird?

Vor dem Hintergrund hoher Schulden und weiter steigender Inflation, der geopolitischen Konflikte, aber auch einem immer mehr stagnierendem Wirtschaftswachstum könnte der Aufwärtstrend des Goldes noch kräftig weiterlaufen. Dann steigt der Preis und keiner hat das glänzende Metall. Erst bei Krisen, welche die Angst ausbrechen lassen, kommen alle an den Markt zurück. Denn es wird ihnen bewusst, dass Gold alle Krisen der letzten Jahrhunderte überstanden hat. Wo wird dann aber der Kurs stehen? Vor der Angst und vor allem nach der Angst!

Hier unterscheidet sich der Anleger vom Bürger. Seine Anlagestrategie bestimmt er selbst. Je höher das Renditeziel, desto höher das Risiko. Eine alte Börsenweisheit besagt: Es ist nicht ausschlaggebend, wieviel man in einer Hausse verdient hat, sondern was nach einer Baisse an Vermögen noch übrig ist.

Gastbeitrag von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH.