„Die Nähe zu unseren Mietern war ein Schlüssel zum Erfolg“

02.07.2021

Christian Kunz, Sales & Marketing Manager von TSO / Foto: © TSO

Die weltweit größte Volkswirtschaft hat wirtschaftlich wieder Tritt gefasst. Über den US-Gewerbeimmobilienmarkt im Besonderen und die hauseigenen Pläne sprach finanzwelt mit Christian Kunz, Sales & Marketing Manager von TSO.

finanzwelt: Herr Kunz, aus der europäischen Brille könnte der Blick auf die Vereinigten Staaten etwas neidisch stimmen. Konjunkturpakete wurden verabschiedet, Impfungen laufen etc. Wie fällt Ihr Zwischenfazit für die weltweit größte Volkswirtschaft derzeit aus? Christian Kunz» Ganz klar – Konjunkturhilfen, die lockere Geldpolitik der US-Notenbank und das Tempo der Corona-Impfungen haben in den USA in diesem Jahr die Wirtschaft angetrieben. Die Arbeitslosenquote war von 3,5 % im Februar auf 15 % im April 2020 gestiegen und sie ist bis zum März 2021 wieder deutlich auf 6 % gesunken. Es ist schon spannend zu sehen, dass die US-Wirtschaft so stark wächst wie seit fast 40 Jahren nicht mehr. Dies spiegelt sich auch in den letzten Quartalszahlen fast aller großen Unternehmen wider. Es gibt eine weitere wichtige Zahl: Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im 1. Quartal mit einer saisonal bereinigten Jahresrate von 6,4 %. Diese schnelle, konsumgetriebene Erholung sorgte dafür, dass die Wirtschaftsleistung nur noch 0,9 % unter dem vor 15 Monaten erreichten Höchststand lag, und Ökonomen erwarten, dass sie diesen Wert im 2. Quartal übertreffen wird. Die US-Verbraucher sind die treibende Kraft dahinter. So stiegen die persönlichen Konsumausgaben um 10,7 % und trugen wesentlich zum Wachstum im 1. Quartal bei. Konjunkturschecks, Arbeitslosengeld und andere staatliche Unterstützungen trieben die Einkommen im 1. Quartal in neue Höhen. Das sollte viele Verbraucher in die Position bringen, in den kommenden Monaten weiter Geld auszugeben.

finanzwelt: Ein erneuter Wirtschaftsboom könnte auch das Immobiliensegment weiter beflügeln. Was ist mit heutigem Stand vom Gewerbeimmobilienmarkt kurz- bis mittelfristig zu erwarten? Kunz» Die US-Wirtschaft war bereits vor der Krise stark, und sie hat sich schon immer schnell nach Krisen erholt. Dies gilt 32auch für den US-Immobilienmarkt. Wir denken, dass das Transaktionsvolumen am Immobiliensektor schneller zunehmen kann als nach 2009. Die Dynamik hängt dabei allerdings sehr vom Standort und von der Art der Immobilie ab. Die historisch günstigen Zinsen werden Marktteilnehmern, die über genügend Eigenkapital verfügen, enorme Möglichkeiten bieten – den Zugang zu entsprechenden Objekten vorausgesetzt. US-Immobilien, mit Ausnahmen wie z. B. Hotels, haben sich wieder als der Fels in der Brandung erwiesen und waren auch im Jahr 2020 ein sicherer Hafen für das Geld von Investoren. Wir investieren hauptsächlich in Büroimmobilien. Hier kann man feststellen, dass die Pandemie den Wandel im Bürobereich vorantreibt – die signifikanten Veränderungen des letzten Jahres werden sich weiter fortsetzen. Unternehmen müssen innovative neue Betriebsmodelle einführen. Gebäude, insbesondere im städtischen Kern, leerten sich 2020, da Unternehmen ihre Belegschaft verkleinerten und auf die Arbeit von zu Hause aus umstellten. Firmen, die Büroflächen benötigen, sind zunehmend flexibel geworden und haben ausgefeilte Fernarbeitsmöglichkeiten eingeführt. Dies hat dazu geführt, dass Arbeitnehmer aus den Innenstädten in größere, kostengünstigere Wohnungen in den Vororten und in kleinere Städte im ganzen Land abwandern. Unser Fokus lag schon vor dieser Entwicklung in Gegenden außerhalb der Stadtzentren. Unserer Einschätzung nach ist es daher durchaus realistisch anzunehmen, dass auch die Nachfrage nach bezahlbaren Büroimmobilien in den Vororten weiter zunehmen wird und die Preise entsprechend steigen werden. Das Homeoffice wird in Zukunft nur eine Ergänzung sein. Die meisten Mitarbeiter bevorzugen es, zumindest an einigen Tagen in der Woche, ins Büro zurückzukehren, denn dort können sie leichter mit den Kollegen zusammenarbeiten und zwischenmenschliche und berufliche Beziehungen aufbauen und pflegen.

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