Die Legende von der Lücke
11.12.2017
Daniel Donner, Manager der tecis Finanzdienstleistungen AG / Foto: © tecis Finanzdienstleistungen
finanzwelt: Die erwähnte ARD-Umfrage zeigt, dass längst nicht alle eine private Altersvorsorge befürworten. Haben Sie schon mal ein gutes Argument dagegen gehört? Wenn ja, welches?
Daniel Donner: Selbstverständlich haben wir regelmäßig Kunden, welche an der geförderten Altersvorsorge zweifeln. Ich persönlich glaube, dass es eher mit dem Glauben an die Bundesregierung und unserem Sozialsystem zu tun hat.
Wir halten die geförderte Altersvorsorge für eine schlaue Möglichkeit, Vermögen aufzubauen. Wenn es im Hier und jetzt Förderungen und Zulagen gibt, so lassen wir diese für unseren Kunden keinesfalls liegen. Ich selbst kenne keinen Weg, indem man ohne private Altersvorsorge sorgenfrei in den Ruhestand gehen kann. Hierfür ziehen wir Investmentlösungen und Kapitalanlageimmobilien in Betracht. Selbst Kunden mit hohen Vermögen müssen sich derzeit auch vor einer Entwertung durch Inflation fürchten. Daher benötigen auch sie einen intelligenten investmentbasierten Plan.
finanzwelt: Die Kölner Schülerin Naina hat 2015 mit folgendem Tweet für Furore gesorgt: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen“ Brauchen wir ein Fach „Finanzmanagement“ in der Schule?
Daniel Donner: Tatsächlich ist es so, dass viele Bundesbürger in Geldsachen völlig ahnungslos sind. Gerade einmal die Hälfte der Deutschen kommt unserer Einschätzung nach, halbwegs gut mit „Banken und Versicherungen“ zurecht. Viele haben davon leider überhaupt keine Kenntnisse. Auf der Liste der OECD Länder gibt es nur in Spanien und Italien weniger Wissende. Ich würde es toll finden, wenn bereits in der Schule Finanzwissen in der Tiefe geschult wird. Man kann es mit verschiedenen Schulfächern verbinden, beispielsweise sehr einfach mit dem Mathematik Unterricht. Auch in den Fächern „Politische Weltkunde“ oder „Sozialkunde“ könnte dieses Thema schon früh in der Schule aufgegriffen werde. Es ist wichtig in unserer Konsumgesellschaft auch das Thema: „Sparen“ zu prägen. Sicher wird an den Gymnasien und Hochschulen viel Wissen vermittelt, jedoch fehlt angewandtes Wissen im Bereich Finanzen.
finanzwelt: Was wünschen Sie sich von der Politik, damit Rentner in unserem Land zukünftig trotz demographischem Wandel finanziell gut aufgestellt sind?
Daniel Donner: Die Politik tut schon eine ganze Menge dafür, dass es eine Grundsicherung für Rentner in unserem Land gibt. Ich wünsche mir eine deutlichere Aufklärung, welche zeigt, dass private Vorsorge die wichtigste Säule im Ruhestand sein muss. Wir reden nicht von einer Versorgungslücke, sondern davon, dass die Rente nicht mal ansatzweise den größten Teil der Altersvorsorge abbilden kann. Die Generation der 30-40jährigen muss davon ausgehen, dass lediglich ein Drittel von der gesetzlichen Rente gedeckt wird. Dies zu kommunizieren, wäre dem Bürger gegenüber ehrlich – auch wenn es kein schönes Thema im Wahlkampf ist. Zudem kann es helfen die Unternehmen steuerlich zu entlasten, um höhere Löhne und Gehälter zahlen zu können, wodurch auch im Umkehrschluss wieder mehr auf der Ladentheke und in den Sozialkassen landet.
finanzwelt: Was können die Versicherer zur Verbesserung der Lage beitragen?
Daniel Donner: Insgesamt haben die Versicherer in den letzten Jahren eine ganze Menge an Regulation über sich ergehen lassen. Denken wir an MiFID, VVG und IDD usw., was Vermittler und Produkthersteller zu mehr Transparenz und Professionalität in der Beratung gezwungen hat. Somit haben die Versicherer heute deutlich mehr Transparenz als vor einigen Jahren. Ich denke, nun kann der Kunde mit dem Berater an seiner Seite Angebote deutlich besser vergleichen und somit das Beste für sich auswählen. Der Kunde der neuen Zeit wünscht sich Vergleiche und Beratung auf Augenhöhe.