Die Kapitalpuffer werden kleiner

02.06.2021

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Vierstellige Quoten bei PKV

Eine noch deutlich größere Streuung als in der Lebensversicherung gab es bei den Solvenzquoten der privaten Krankenversicherer: Die höchste Quote hatte die LKH mit 1.047,1 %, die niedrigste die ERGO mit 184 %. Mit VA und ÜM lag Ende 2020 die Durchschnittsquote des Marktes mit 477,2 % um 61,5 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Die einzelnen Unternehmen haben sich dabei zum Teil recht deutlich verändert, aber deutlich weniger stark als in der Lebensversicherung.

Dass die PKV insgesamt gut gerüstet ist, überrascht laut den Studienautoren nicht. So können in dieser Sparte, anders als bei der Lebensversicherung, die Beiträge angepasst werden, womit ein Großteil des Risikos auf die Versicherten abgelagert wird. Zudem könne in der PKV ein hoher Wert auch bedeuten, dass es für einen Anbieter gelte, eine schlechte Risikosituation innerhalb und zwischen den Tarifwerken zu kompensieren.

Gestiegene Beitragseinnahmen

Aus den SCFR-Berichten geht auch hervor, wie viel Versicherungsbeiträge die Unternehmen im vergangenen Jahr eingenommen haben. Mit 98,65 Mrd. Euro wurden diese in der Lebensversicherung im Jahr 2020 um 0,5 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Der Anstieg verteilte sich dabei unterschiedlich auf die einzelnen Gesellschaften: So gelang es jeweils 29 Anbietern nicht ihre Beiträge zu steigern bzw. lagen ihre Beiträge unter Vorjahresniveau, 14 Gesellschaften schafften hingegen ein Beitragsplus bis zu 2 %.

Stärker gestiegene Beitragseinnahmen konnten die PKV-Anbieter vermelden, die mit 42,8 Mrd. Euro 4,8 % mehr einnahmen als 2019. Auch hier verteilen sich die Veränderungen sehr unterschiedlich auf die einzelnen Marktteilnehmer. Als Gründe für die gestiegenen Beiträge machen die Autoren des map-report neben der Beitragsentwicklung mehrere Einflussfaktoren aus. So würden sich neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der PKV auch Übertritte zur oder von der GKV, Geburten, Todesfälle und Prämienanpassungen auf den Geschäftserfolg auswirken. Wie sich diese Faktoren im einzelnen auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen der einzelnen Versicherer ausgewirkt haben, wird jedoch nicht aus den SFCR-Berichten sichtbar.

Herausforderungen unter Zeitdruck

Nachdem sowohl die Lebens- als auch die Krankenversicherer unerwartet gut durch das erste Pandemie-Jahr kamen, manche Anbieter sogar Rekorde bei den Beitragseinnahmen verzeichnen konnten, ließe sich ob der Krisenstabilität der Anbieter auch für die nächsten Jahre mit positiven Aussichten rechnen. Aber so einfach ist das leider nicht, denn die Einflussfaktoren sind vielfaltig. „Demografische, regulatorische und zinstechnische Herausforderungen dürften das zu verteilende Geschäft eher bremsen denn fördern“, konstatiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report. In der Lebensversicherung kämpfen rund 80 deutsche Versicherer um die Gunst der Kund*innen. Die fünf größten Anbieter vereinnahmen knapp 50 % der Beiträge. Die Allianz als Branchengigant generiert allein knapp 30 %. Zudem sorgen zunehmende Regulierungen für einen höheren Kapitalbedarf und schränken die Handlungsspielräume der Versicherer zusätzlich ein.

Für den Umbau des Geschäfts gemäß der Solvency II-Vorgaben dürfen die Versicherer zwar Übergangsmaßnahmen nutzen. Diese laufen im Jahr 2032 aus, was die Branche unter Zeitdruck setzt. Elf Jahre erscheinen zunächst als ein vergleichsweise langer Zeitraum. Doch es gilt Milliardenbestände umzuschichten und das braucht Zeit. „Ob die anstehenden Herausforderungen von allen Anbietern bewältigt werden können, ist eher zweifelhaft. Insofern dürfte sich die Konsolidierung am Markt weiter beschleunigen. Sei es durch Bestandsübertragungen, Fusionen oder Run-Off“, so Reinhard Klages, Chefredakteur des map-reports. Zudem demonstriere die anhaltende Krise einmal mehr, dass Gesellschaften nach einem Schock die Freiheit behalten sollten, mit einer auskömmlichen Solvenzquote auch entstehende Chancen am Kapitalmarkt zu nutzen und nicht etwa in ungünstigen Momenten risikointensive Kapitalanlagen abbauen zu müssen. (ahu)