Die Kapitalpuffer werden kleiner

02.06.2021

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Die Solvenzquoten der Versicherer haben sich verringert – trotz gestiegener Beitragseinnahmen. Vor allem Volatilitätsanpassungen und Übergangsmaßnahmen haben für deutlich bessere Quoten gesorgt. Die Zukunft hält weitere Herausforderungen bereit.

In der Regel sind 100 % das Beste, was man erreichen kann – nicht bei den Solvenzquoten: Hier sind die 100 % das, was Versicherer erreichen müssen, bevor die Aufseher eingreifen. Wie hoch die Solvency II-Quoten von Deutschlands Lebens -und Krankenversicherern im vergangenen Jahr waren, hat der map-report 919 unter die Lupe genommen. In diesem wurde den verschiedenen Berechnungsformel für die Solvenzquoten Rechnung getragen, nämlich dass die Versicherer ihre Quote anstelle einer Standardformel auch mittels eines internen, gesellschaftsindividuellen Modells berechnen dürfen. Zudem sind Übergangsmaßnahmen sowie Erleichterungen bei Rückstellungen zulässig. Somit lassen sich die aufsichtsrechtlich relevanten Solvency-II-Quoten einschließlich aller Übergangsmaßnahmen nicht direkt vergleichen. Je nach Berechnungsmethode können die Ergebnisse im Extremfall um mehrere Hundert Prozentpunkte voneinander abweichen. Der map-report 919 bildet deshalb sowohl die Solvabilitätsquote mit Volatilitätsanpassungen (VA) und Übergangsmaßnahmen (ÜM) als auch ohne jegliche Hilfsmaßnahmen ab. Weil in den Grafiken immer nur diejenigen Gesellschaften berücksichtigt werden, bei denen die jeweiligen Übergangsmaßnahmen auch angewendet wurden, wird deutlich, wie groß der Einfluss der Maßnahme auf die Bedeckungsquote ist.

Für die Berechnung der Solvenzquote haben 71 im map-report untersuchte Lebensversicherer die Standardformel angewandt, zehn haben auf ein (partielles) internes Modell gesetzt. Bei den Krankenversicherern haben 33 Anbieter die Standardformel verwendet, lediglich die Allianz, die Axa, DKV und Generali nutzen vollständige interne Modelle.

Deutlich gefallene Solvenzquote

Mit 381,2 % lag die aufsichtsrelevante SCR-Quote der LV-Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) zum Jahresende 2020 um 41,1 Prozentpunkte unterhalb des Vorjahreswerts. In diesem Durchschnittswert sind keine Lebensversicherer enthalten, die auf Übergangsmaßnahmen verzichten. Die Spannweite unter den Versicherern ist sehr groß: Die Spitzenplatz nimmt die LV 1871 mit 711,6 % ein, gefolgt von der LVM mit 702,2 % und der Swiss Life mit 681,4 %. Damit liegen die Spitzenreiter jedoch deutlich von dem besten Unternehmen des Vorjahres entfernt: Damals hatte die VPV eine Solvency-II-Quote von fast 1.000 %. Am unteren Ende der Skala befinden sich dieses Mal die VRK mit 179,5 % und die DEVK Eisenbahn mit 186,1 %. Wie bereits in den Vorjahren wurden die Solvenzquoten der Lebensversicherer deutlich von Übergangshilfen positiv beeinflusst, vor allem durch die Wirkung der Übergangsmaßnahme bei den versicherungstechnischen Rückstellungen. So beträgt der Unterschied zwischen der Basisquote (ohne VA und/ oder ÜM) und dem aufsichtsrechtlichen Nachweis oftmals mehr als 200 Prozentpunkte, in einigen Fällen sogar weit über 300 bis 500 Prozentpunkte. Bei Abzug dieser Maßnahmen fallen die Quoten deutlich und die SCR-Quote des Marktes liegt bei der Betrachtung der reinen Basisquote bei gerade einmal 203,9 %. Bei Betrachtung der Basisquote ist die Spannweite der Ergebnisse noch extremer: So weist die Dialog mit 811,6 % die höchste Quote auf, dicht gefolgt von der Europa mit 823,2 %. Die beiden Spitzenreiter haben ihre Quoten gegenüber dem Vorjahr deutlich verändert – in unterschiedlicher Richtung: Während die Dialog im Jahr 2019 „nur“ 784 % hatte, stand die Europa mit 823,2 % noch deutlich besser als ein Jahr später da. Am unteren Ende der Liste finden sich die Öffentliche Oldenburg mit 10,4 %, die VRK mit 2,8 % und die Landeshilfe und die Süddeutsche mit jeweils 0,0 %. Erfreulich: Anders als im Vorjahr gab es keine negativen Werte. Die Frankfurt Münchener, die 2019 mit minus 14 % noch deutlich im negativen Bereich lag, konnte sich deutlich verbessern und liegt nun bei 25,3 %.

Wie die Situation der PKV aussieht und wie sich die Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr entwickelt haben, lesen Sie auf Seite 2