Die Geldpolitik der Zentralbanken

24.01.2016

Chris Iggo

„Das Bewertungsniveau richtet sich jetzt mehr an den makroökonomischen Fundamentaldaten aus, die derzeit von geringem Wachstum, niedriger Inflation und erheblicher Unsicherheit über die globale Konjunktur geprägt sind.“ Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers.

Wieder sind die Märkte und der Ölpreis gefallen. Aber Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers (AXA IM), sieht die ersten Anzeichen einer Stabilisierung: „Die Bewertungen haben sich den wirtschaftlichen Fundamentaldaten angenähert. Die quantitativen Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken haben die Finanzmärkte aufgebläht, aber sie konnten die Realwirtschaft nicht annährend genug anregen, um die hohen Aktienkurse und niedrigen Credit Spreads zu rechtfertigen.“ Jetzt seien die geldpolitischen Werkzeuge aufgebraucht. Damit bleibe nur noch wenig Spielraum für große politische Signale übrig – ein Neustart des Bullenmarktes scheine unwahrscheinlich. „Investoren sollten daher nicht auf die Fiskalpolitik hoffen, denn keine Regierung wird in naher Zukunft Steuern senken oder öffentliche Ausgaben erhöhen“, rät Iggo. Hoffnung für eine Trendwende sieht der Experte dennoch: „Es könnte sein, dass die Investoren den günstigen Bewertungen irgendwann mehr Bedeutung zumessen als dem negativen Sentiment und dass sie realisieren, dass enttäuschendes Wachstum die neue Norm ist. Aber immerhin ist es noch Wachstum. Short Duration-Bond-Portfolios, die derzeit eine Rendite von sieben Prozent erzielen, sollten in einem solchen Marktumfeld nicht ignoriert werden.“

Ob das quantitative Lockerungsprogramm der Zentralbanken wirklich einen positiven Einfluss auf die Wirtschaft und die Inflation habe, bleibe fraglich – aber es sei eindeutig, dass die Ausweitung der Zentralbankbilanzen einen großen Einfluss auf den Preis der Vermögenswerte hatte. „Die Programme zur quantitativen Lockerung waren die direkte Reaktion auf die Gewissheit, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis das Zinsniveau wieder auf den Stand vor der Krise steigen wird“, so Iggo. Zugleich ersetzten Marktteilnehmer riskantere Anlagen mit extrem niedrig verzinsten Staatsanleihen, und der allgemeine Rückgang der Kreditkosten führte dazu, dass die Aktienbewertungen anstiegen. „Die letzten Monate waren jedoch turbulent – der Markt hat sich verändert. Das Bewertungsniveau richtet sich jetzt mehr an den makroökonomischen Fundamentaldaten aus, die derzeit von geringem Wachstum, niedriger Inflation und erheblicher Unsicherheit über die globale Konjunktur geprägt sind“, erklärt Iggo. Was die Wachstumsaussichten angeht, bleibt Iggo verhalten. Dem AXA-IM-Strategen zufolge dämpft der Deflationsdruck die Wirtschaft und da wichtige Impulse zumindest seitens der Zentralbanken ausbleiben, wird das Wachstum wohl nicht anziehen.