Die Finanzbranche der Zukunft braucht sichere digitale Verträge

14.07.2020

Marco Schmid, Head of International Expansion Strategy bei Swisscom Trust Services / Foto: © Swisscom

Identifikation muss (einfach) sein

Für eine qualifizierte elektronische Signatur ist eine erstmalige Identifikation nötig. Dafür stehen mehrere Verfahren zur Verfügung, die den gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben entsprechen, etwa VideoIdent, Verifizierung in zugelassenen Verkaufsstellen oder die Identifikation über ein bestehendes Bankkonto. Letzteres ist besonders nutzerfreundlich, die Identifizierung lässt sich einfach in den bestehenden Prozess integrieren. Bei einem Vor-Ort-Ident-Verfahren muss der Nutzer dagegen eine Filiale aufsuchen und sich an Öffnungszeiten halten. VideoIdent ist zwar online möglich, benötigt aber eine hohe Bandbreite und manchen Kunden könnte es unangenehm sein, sich via Webcam zu identifizieren.

Mit der Identifikation über ein Bankkonto ist für den Nutzer der geringste Aufwand verbunden. Das Ident-Verfahren der Wahl lässt sich zudem in moderne Kommunikationskanäle integrieren, wie beispielsweise Chatbots oder Messenger.

Bestehendes verbessern, Neues kreieren

Die elektronische Signatur bildet die Basis für rechtsgültige digitale Verträge. Ersetzt man die bisherigen oft umständlichen Identifikationsverfahren und Willensbekundungen durch moderne Methoden, kann man den Kunden das Leben leichter machen. Der einfachere Abschluss von Verträgen zahlt sich dann in der Regel auch für die Unternehmen in Form gesteigerter Abschlussraten aus, denn die intensive Beschäftigung mit Verträgen ist aufwendig und der Kunde will sich dann nicht noch mit dem Prozess herumschlagen, wenn er sich entschieden hat. Die digitalen Verfahren sparen zudem auf beiden Seiten Zeit und Kosten, die durch den Dokumentenversand, Scanning und Archivierung entstehen.

Dank dieser Ersparnis wird es aber auch möglich, neue Geschäftsmodelle auf den Weg zu bringen, die sich andernfalls nicht lohnen würden. Bei einem Vertragsabschluss mit Kunden müssen Unternehmen immer auch zwischen den zu erwartenden Gewinn und den entstehenden Transaktionskosten abwägen. Sinken die Transaktionskosten durch die Nutzung digitaler Verträge, können Unternehmen Geschäfte mit geringerem Volumen abschließen und dennoch dabei verdienen.

Fazit: Die Unterschrift, ein nostalgisches Relikt?

Verträgen auf Papier könnte es bald ähnlich ergehen wie den Eurocheques: Teuer und in Sachen Nutzerfreundlichkeit den modernen elektronischen Systemen unterlegen, ließ man das System vor nahezu 20 Jahren auslaufen. Vielleicht kennen wir Unterschriften bald nur noch als nette Geste unter persönlichen Briefen, Nachrichten und Postkarten. Die elektronische Signatur ist auf jeden Fall ein logischer Bestandteil in der Entwicklung zu einer effizienten und reibungslosen Transaktionsgesellschaft.

Gastbeitrag von Marco Schmid, Head of International Expansion Strategy bei Swisscom Trust Services