Die Fed im Wartemodus

09.12.2019

Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors / Foto: © Allianz GI

Mit drei Zinssenkungsschritten um jeweils 25 Basispunkte zwischen Juli und Oktober war die US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte 2019 recht aktiv. Unter ihrem Vorsitzenden Jerome Powell wollte die US-Notenbank das Wachstum durch „Versicherungs“-Zinsschritte unterstützen, da sich die wirtschaftlichen Aussichten in einem Umfeld niedriger Inflation und hoher geopolitischer Unsicherheit verschlechtert hatten. Dank dieser Maßnahmen hat sich die zuvor inverse Zinsstrukturkurve wieder normalisiert. Mit Blick auf die Wirtschaftsaussichten sieht das Glas nun wieder – in Powells Worten –"deutlich mehr als halb voll“ aus.

Vor diesem Hintergrund und angesichts scheinbar nachlassender Handelsspannungen dürfte die Fed während der Dezember-Sitzung die Zinssätze unverändert lassen. Wir halten diese Zinspause auch für angemessen.

Während die US-Notenbank permanent unter politischem Druck steht, ist sie nun frei von Marktdruck: Die Marktakteure erwarten nicht nur keine Zinssenkungen mehr für Dezember, vielmehr haben sie auch ihre Zinsprognosen für 2020 deutlich revidiert. Nun wird nur noch eine Zinssenkung von 25 Basispunkten erwartet. Die Fed dürfte sich daher auf die Fundamentaldaten konzentrieren und die Leitzinsen auf dem derzeitigen Niveau halten, solange die Wirtschaftsentwicklung den Erwartungen entspricht. Nach Aussagen von Fed-Vizepräsident John C. Williams würde nur eine Wachstumsverlangsamung unter die Potenzialrate (2 Prozent) oder ein weiterer Inflationsrückgang erneute Zinssenkungsschritte rechtfertigen.

Somit wird die Wirtschaftsentwicklung im ersten Halbjahr 2020 entscheidend für den künftigen Zinskurs sein. Eine Schlüsselvariable ist hierbei der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die derzeitigen Spannungen beeinträchtigen sowohl das Geschäftsklima als auch das Verbrauchervertrauen. Daher wird es wichtig sein zu beobachten, ob die Verlangsamung in der Industrie auf den Dienstleistungssektor ausstrahlt, der für das Wachstum von zentraler Bedeutung ist.

Da das Wirtschaftswachstum in den USA 2020 nahe oder sogar leicht unter der Potenzialrate liegen könnte – ganz zu schweigen von den anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten –, halten wir eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im Laufe des Jahres 2020 für gut möglich. In diesem Szenario sollten Anleger jeden erheblichen Druck auf die langfristigen Zinsen nutzen, um die Duration von US-Anleiheportfolios zu erhöhen.

Kommentar von Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors