Die Corona App: Der Staat als Stalker?

01.07.2020

Foto: © Firn - shutterstock.com

Die Corona App: Datenschutz und Transparenz

Die Entwickler und Initiatoren haben die Kritik ernst genommen und den kompletten Programmcode auf der Entwickler-Plattform GitHub offengelegt. Sie legten großen Wert darauf, die Tracking-App möglichst transparent zu entwickeln. Bis Pfingsten haben bereits mehr als 65.000 freiwillige Software-Experten die Quellcodes angesehen und eigene Vorschläge für Verbesserungen gemacht.

  1. So wurde insbesondere das Konzept der zentralen Datenspeicherung verworfen. Ihre Daten landen also nicht auf einem Server der Bundesregierung, sondern bleiben auf Ihrem Smartphone.
  2. Die App wertet keine Geo-Daten aus und übermittelt keine Ortsinformationen. Warum auch? Sie müssen nicht wissen, wo sie sich infiziert haben können, sondern nur DASS sie sich infiziert haben könnten.
  3. Es werden keine persönlichen Daten zu Ihrer Person oder den Personen, denen Sie begegnen gespeichert. Es wird lediglich ein einzigartiger Identifizierungscode ausgetauscht und auf Ihrem Handy gespeichert. Wenn dann eine Infektion gemeldet wird, erhalten alle App-Nutzer mit dem betroffenen Identifizierungscode eine Nachricht.

Wer steht hinter der App?

Die App wurde im Auftrag der Bundesregierung in Zusammenarbeit dem Robert-Koch-Institut entwickelt. Die technische Umsetzung übernahm federführend die Deutsche Telekom und der Software-Konzern SAP. Als Berater fungierten die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Zentrum CISPA. Bei den Tests zur Bedienung der App half #GesundZusammen mit. Hierbei handelt es sich um eine Allianz europäischer Technologieunternehmen, die aktiv dazu beitragen möchte, Covid-19 mit digitalen Lösungen einzudämmen.

Das sagen Datenschützer:

Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses Digitale Agenda, Manuel Höferlin, lobte die Veröffentlichung und damit die Transparenz des Programmcodes. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber ist zufrieden, dass die Daten nur dezentral gespeichert werden. Dieses Modell sei "aus Datenschutzgründen das bessere". Der Präsident der Gesellschaft für Informatik Hannes Federrath begrüßte ebenfalls den neuen Weg.

Der Qthority-Datenschutzexperte und Rechtsanwalt Mirco Lehr hat die App sowohl in technischer als auch juristischer Hinsicht geprüft. Die Lösung der Bundesregierung zeige, dass Gesundheitsschutz und Datenschutz gleichzeitig möglich sind. Zu Bedenken sei allerdings, dass mehr als 99 Prozent aller mobilen Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android oder iOS von Apple laufen. Die beiden Tech-Giganten entwickelten gemeinsam die Technologie, mit der erkennbar ist, wie lange und auf welcher Entfernung zwei Handys nebeneinander waren. Der Datenschutz wird daher in Zukunft für jeden Einzelnen noch wichtiger werden.

Haben Sie zu diesem oder einem anderen rechtlichen Thema noch Fragen? Die Anwälte der Rechtsplattform Qthority helfen Ihnen gerne schnell und in der Erstberatung kostenlos. Einfach hier klicken.