„Die bAV der Zukunft muss so gestaltet sein, dass sie jeder versteht“
19.12.2024
Oliver Horn, Vorstandsmitglied der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG / Foto: © Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) boomt und viele Versicherer haben ihre Angebote optimiert. Auch die Ergo hat mit der Betriebs-Rente Dynamik ein neues Produkt aufgelegt, das den Prozess vereinfacht und eine Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten umfasst. Im Interview spricht Oliver Horn, Vorstandsmitglied der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG, über Trends in der bAV, seine Einschätzung zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge, die Vertriebsstrategie der Ergo sowie die Besonderheiten der Betriebs-Rente Dynamik.
finanzwelt: Herr Horn, welche Trends kennzeichnen aktuell den Markt für betriebliche Altersversorgung?
Oliver Horn» Wir sehen drei große Trends: Erstens ist die betriebliche Altersversorgung traditionell ein wichtiger Baustein in Social-Benefits-Modellen. Mit zunehmendem Fokus der Arbeitgeber auf Mitarbeiterbindung steigt ihre Bedeutung nochmals – nicht nur bezüglich der klassischen Altersvorsorge, sondern auch bei Themen wie betrieblich organisierter Absicherung von Arbeitskraft. Zweitens legen Arbeitgeber immer mehr Wert auf soziale und ökologische Aspekte ihrer betrieblichen Vorsorge. Auch die Arbeitnehmer fordern vermehrt entsprechend ausgerichtete Angebote. Aus Sicht der Vertriebspartner sind drittens Portallösungen wie Xempus oder eVorsorge ein wesentlicher Faktor, um den Aufwand für die Arbeitgeber zu reduzieren und die Wirksamkeit in Richtung der Belegschaft zu erhöhen.
finanzwelt: Wie entwickelt sich das bAV-Geschäft bei Ihnen?
Horn» Die bAV ist für Ergo ein strategisches Geschäftsfeld mit großen Wachstumsmöglichkeiten. Dementsprechend investieren wir signifikant in den Ausbau der betrieblichen Altersversorgung – sowohl auf der Produktseite als auch in die Prozesse und in den Service. Denn betriebliche Altersversorgung ist komplex. Deswegen muss es unser Ziel sein, die Sache so weit wie möglich zu vereinfachen.
finanzwelt: Vor kurzem haben Sie die Ergo Betriebs-Rente Dynamik eingeführt. Welche besonderen Merkmale zeichnet diese aus? Was ist Ihr USP?
Horn» Die Ergo Betriebs-Rente Dynamik ist ein leistungsstarkes Produkt mit Top-Konditionen. Sie kombiniert das Sicherungsvermögen der Ergo Vorsorge mit der Anlage in Fonds. Dabei bieten wir von Beginn an eine der höchsten Fondsquoten in der bAV, ohne die Garantiekomponente zu vernachlässigen. So erreichen wir bis zu 100 % Fondsquote ab Beginn. Zu den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten gehören flexible Garantieniveaus von 60 bis 100 % und attraktive Anlageportfolios für die Anlage in Fonds. Zusätzlich bietet die Ergo Betriebs-Rente Dynamik mit 75 % eine der höchsten SFDR-Quoten im Sicherungsvermögen und ist somit auch für Kunden interessant, denen soziale und ökologische Aspekte besonders wichtig sind.
finanzwelt: Der Beratungsprozess in der bAV ist äußerst komplex. Wie vereinfachen Sie diesen Prozess für Makler, Unternehmen und Mitarbeiter?
Horn» Unser Anspruch als Ergo Vorsorge ist es, die bAV von der Beratung über die Einrichtung bis hin zur laufenden Verwaltung für unsere Kunden und Vermittler so einfach wie möglich zu gestalten. Die bAV der Zukunft muss so gestaltet sein, dass sie jeder versteht – und das gilt gleichermaßen für Arbeitgeber, Beschäftigte und Vermittler. Für dieses Ziel verbessern wir kontinuierlich unsere Prozesse, mit dem Fokus auf digitale Services. Der mit Xempus entwickelte Ergo bAV-Berater ermöglicht eine umfassende digitale Beratung von Arbeitgebern und Beschäftigten. Makler können darüber ihre bAV-Verträge einsehen, elektronisch Geschäftsvorfälle melden und den Bestand einer Firma analysieren. Für Unternehmen bieten wir mit dem Ergo bAV-Vorsorgeportal kostenfreien Zugang zu einer digitalen Vertragsverwaltung und entlasten so die Personalabteilung. Mitarbeiter können schließlich über ein firmeneigenes Portal ihre Verträge einsehen.
finanzwelt: Anfang Oktober hat das Bundesministerium der Finanzen seinen Referentenentwurf zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge vorgelegt. Wie bewerten Sie diesen? Wie beurteilen Sie den weiteren Fortgang angesichts der aktuellen Entwicklung?
Horn» Wir finden gut, dass die Bundesregierung die Reform der Riester-Rente angepackt hat. Und hoffen, dass diese Reform angesichts der Turbulenzen um die Regierungs- koalition nun nicht ad acta gelegt wird. Die Lockerungen bei den Garantien zugunsten höherer Ertragschance in der Ansparphase sind ein richtiger Ansatz. Weniger geglückt ist meines Erachtens die Organisation der Auszahlphase. Wer die Menschen glauben macht, ein Auszahlplan sei eine sichere Altersvorsorge, der legt den Keim für ein vielfach böses Erwachen. Wir Versicherer wissen, dass die Menschen ihre Lebenserwartung systematisch unterschätzen. Wenn dann im hohen Alter das Vermögen aufgebraucht ist und der Auszahlplan sein Ende erreicht hat, ist es zu spät zum Gegensteuern. Nur eine lebenslange Rente ist eine verlässliche Altersvorsorge. Vielleicht ergibt sich hier im Fortgang des Verfahrens noch die Möglichkeit zur Adjustierung.