Die Angst vor einem Stagflationsschock wächst

28.03.2025

Mark Dowding - Foto: © RBC BlueBay AM

US-Präsident Donald Trump hat einen pauschalen Zollsatz in Höhe von 25 Prozent auf sämtliche Automobilimporte erhoben. Damit sorgte er für Verunsicherung an den Märkten, die sich zuvor ein Stück weit von den Verlusten zu Beginn des Monats erholt hatten.

US-Staatsanleihen konnten jedoch nicht von einer geringeren Risikobereitschaft oder einer Flucht in Qualität profitieren. Stattdessen stiegen die Renditen aufgrund der Befürchtung, dass ein drohender Handelskrieg zu einem Stagflationsschock führen könnte, bei dem die Preise trotz einer Eintrübung des Binnenkonsums und der Konjunktur steigen.

Vorerst sprechen die harten Wirtschaftsdaten weiterhin für eine relativ robuste Wirtschaft. Vorausblickende Indikatoren deuten jedoch auf eine mögliche künftige Schwäche hin – darunter das Verbrauchervertrauen, das so schwach ausfällt wie in den vergangenen zwölf Jahren nicht mehr. Mit Blick auf die Kreditkartendaten deuten die sinkenden Säumigkeitsraten aber auf eine relativ gesunde finanzielle Situation der Verbraucher hin. Die Löhne steigen und die Arbeitslosigkeit bleibt auf einem niedrigen Niveau.

Was die Finanzpolitik betrifft, so könnten sich in den nächsten Monaten die Auswirkungen der Kürzungen der Abteilung für Regierungseffizienz (Department of Government Efficiency, DOGE) bemerkbar machen. Wir sind der Meinung, dass die Ausgabensenkungen letztlich zur Finanzierung von Steuersenkungen verwendet werden. Das spricht dafür, dass der Beitrag der fiskalischen Seite zum Wachstum in diesem und im nächsten Jahr vernachlässigbar sein wird.

Dies bedeutet, dass das Defizit auf Bundesebene bei etwa 6,5 Prozent der Wirtschaftsleistung verbleibt – es sei denn, in der Zwischenzeit sinken die Kosten für den Schuldendienst erheblich. Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunktur in den nächsten Quartalen abkühlen wird und rechnen mit einem Wachstum, das unter dem Trend von etwa 1,5 Prozent liegt. Angesichts der steigenden Inflation bezweifeln wir jedoch, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Geldpolitik in nächster Zeit lockern wird.

In Europa bereiten sich die politischen Entscheidungsträger auf robuste Gegenmaßnahmen zu den US-Zöllen vor. Durchgesickerte Nachrichten, in denen US-Verteidigungsminister Pete Hegseth Europa als ‚erbärmlich‘ bezeichnete, haben in den europäischen Hauptstädten für weitere Verärgerung gesorgt – ebenso wie das Verhalten der USA gegenüber Grönland. Dass Europa seine Finanzpolitik durch steigende Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur ausweitet, könnte die Politik zu einer harten Haltung gegenüber den USA ermutigen.

Da wir eine erhebliche Lockerung der Fiskalpolitik sehen und die Inflation anzusteigen scheint, bezweifeln wir, dass die Europäischen Zentralbank die Zinsen in den kommenden Monaten weiter senken muss.

Marktkommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.