Die 10 innovativsten Regionen Europas

02.04.2024

Marco Kramer. Foto: Real I.S. AG

Lage, Lage, Lage – das große Mantra der Immobilienwirtschaft kennen selbst Außenstehende nur zu gut. Die Standortwahl gehört zu den relevantesten Entscheidungen bei der Investition in Immobilien, bestimmt sie doch maßgeblich den langfristigen Erfolg eines Investments. Insbesondere die Innovationskraft einer Region kann dabei wichtige Hinweise auf die Wirtschaftsleistung, den Immobilienmarkt vor Ort und damit die Objektperformance liefern und sollte daher in den Investmentprozess miteinbezogen werden.

Innovationen sind ein wesentlicher Wachstumstreiber der Wirtschaft und können auch auf den jeweiligen Standort eine Strahlkraft haben. In einer Studie der EU-Kommission zum Thema wird gezeigt, welche europäischen Regionen die größten Fortschritte vorweisen können und im Innovationsranking an der Spitze stehen.

Nord-Süd-Gefälle im Ranking

Das Ergebnis ordnet die EU-Staaten in einem Index nach Innovationskraft und zeigt klar, dass Nordeuropa in Sachen Innovationen die Nase vorn hat. Spitzenreiter sind in absteigender Reihenfolge aktuell Dänemark, Schweden, Finnland, die Niederlande und Belgien. Während Deutschland im Mittelfeld liegt, schließt das Ranking mit Italien, Spanien und Portugal. Auch die Veränderung zwischen 2016 und 2023 wurde untersucht, bei der ebenfalls nordische EU-Länder am stärksten punkten konnten. Finnland, Norwegen, Dänemark, Italien und Belgien konnten ihre Indexbewertung in diesem Zeitraum am stärksten ausbauen, die Schlusslichter bilden Irland, das Vereinigte Königreich, Luxemburg und Frankreich. Im Rahmen der Studie wurden sehr breit angelegte Parameter untersucht, weshalb diese noch mehr als nur den EU-Innovationsindex zum Ergebnis hat. Aspekte wie der Digitalisierungsfortschritt sowie innovatives Humankapital geben Aufschluss über die Ursache des Vorsprungs der Nordländer: Die verstärkte Nutzung von Informationstechnologie, das gute Netzwerk innovativer Firmen und Start-ups sowie die öffentlichen und privaten Einrichtungen zur Förderung von Innovation machen die nördlichen EU-Mitglieder zu Innovationsvorreitern. In der Folge verfügen die Länder auch über eine hohe Anzahl von Wissenschaftlern und neuen wissenschaftlichen Studien, die Innovationen begünstigen.

Deutsche Ballungsgebiete schaffen es in die Top 10

Bei der Untersuchung von besonders innovativen Regionen zeichnet sich zwar ein ähnliches Bild wie im Länderranking ab, einige deutsche Regionen zeigen hier aber eine hohe Platzierung. Neben den Regionen Hovedstaden (Kopenhagen) und Etelä-Suomi (Helsinki) findet sich Oberbayern (München) in den Top 3 wieder. Stockholm, Berlin und Karlsruhe bilden die nächsten Plätze, gefolgt von Midtjylland (Aarhus), Västsverige (Göteborg), Noord- Holland (Amsterdam) und Hamburg. Zwei der genannten Regionen – Karlsruhe und das dänische Aarhus – sind interessante Beispiele für den Zusammenhang zwischen Innovation und der Entwicklung des Immobilienmarkts.

Karlsruhe ist eine traditionsreiche Stadt, die strukturell vorwiegend von öffentlicher Verwaltung geprägt wurde. Als Sitz des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs war die Büronachfrage in den vergangenen Jahrzehnten durch die öffentliche Hand bestimmt. Mit dem Karlsruher Institut für Technologie und der Ansiedlung namhafter Forschungseinrichtungen im Bereich Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie wird die Nachfrage auf dem Büroimmobilienmarkt in Karlsruhe nun durch innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen merkbar positiv beeinflusst: Zwischen 2020 und 2023 stieg die Spitzenmiete um 1,30 Euro auf 15,80 Euro pro Quadratmeter bei einer Leerstandsrate von rund fünf Prozent, so Bulwiengesa.

Innovationshubs sind Hidden Champions

Aarhus, als Teil der dynamischen dänischen Region Midtjylland, steht ebenfalls exemplarisch für den Aufstieg kleinerer, aber hochinnovativer Städte auf der europäischen Bühne. Die Stadt profitiert von ihrer hohen Studentendichte und einer Universität mit exzellentem Ruf, besonders in zukunftsweisenden Studiengängen wie „Crypto Programming“. Die Anziehungskraft der Universität, gepaart mit einem lebendigen Ökosystem aus Start-ups und Forschungsinstituten, hat Aarhus zu einem Magneten für Unternehmen und Talente aus den Bereichen Big Data, IoT und Data Science gemacht. Die daraus resultierende wirtschaftliche Dynamik zeigt sich deutlich in der Entwicklung des Immobilienmarkts in Aarhus, wo die Nachfrage nach modernen Büroflächen stetig steigt und die Leerstandsrate signifikant gesunken ist.

Die Innovationskraft einer Region ist damit ein wesentlicher Parameter, der bei der Standortauswahl berücksichtigt werden sollte, um langfristige Investitionserfolge am Immobilienmarkt zu erzielen. Mithilfe von Innovationsdaten wie dem EU-Innovationsindex können, wie gezeigt, verborgene Hidden Champions fernab der beliebteren Ballungsräume als Investment-Case identifiziert und genutzt werden. Innovation ist damit mehr als nur ein Schlagwort, sondern entscheidend für die langfristige Entwicklung der Attraktivität von Regionen, Standorten und Lagen.

Exklusiver Gastbeitrag von Marco Kramer, Leiter Research & Investitionsstrategie der Real I.S. AG.