Deutsche Unternehmen bleiben positiv, Preisanstieg setzt sich fort

24.11.2021

Dr. Johannes Mayr - Foto: © Eyb & Wallwitz

Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im November überraschend leicht verbessert. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrieunternehmen sank zwar leicht. Der Index für die Dienstleistungsunternehmen legte aber zu. In der Industrie belasten weiterhin Angebotsengpässe und die hohen Energiepreise die Stimmung. Die Dienstleister zeigen sich dagegen noch unbeeindruckt von den kommenden COVID-Einschränkungen. Die Produktionskosten sind im November weiter gestiegen. An der Börse bleibt der Blick deshalb auf die Preisrisiken gerichtet. Hier droht weiteres Ungemach. Denn die Inflationsrate könnte im November die 6%-Marke erreichen. Am Aktienmarkt setzen Investoren dennoch weiterhin auf den Rückhalt der EZB, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.

Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) zu den Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen sind im November in der Industrie und dem Dienstleistungssektor besser als erwartet ausgefallen. Der Index für die Industrie fiel um 0,2 auf 57,6 Punkte (Konsens: 56,9), der Index für die Dienstleister legte sogar um 1,0 auf 53,4 Punkte zu (Konsens: 51,5). Auch in Frankreich und dem Euro-Raum fielen die Ergebnisse besser als erwartet aus. Die Industrie kämpft weiterhin mit Materialknappheiten und hohen Rohstoffpreisen. Die Produktionskosten sind im November so stark gestiegen wie noch nie, und die Unternehmen haben ihre Verkaufspreise stark angehoben. Bei den Dienstleistern haben die Sorgen vor Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der vierten COVID-Welle die Stimmung der Unternehmen kaum belastet.

In den kommenden Monaten dürfte sich dieses sektorale Bild allerdings etwas drehen. Denn gerade in Deutschland zeichnen sich erneute COVID-Restriktionen ab, die den Dienstleistungssektor deutlich bremsen werden. Gleichzeitig haben die Industrieunternehmen in den Umfragen des ifo Instituts im Oktober von ersten Entspannungen bei den Lieferengpässen berichtet. Die morgen zur Veröffentlichung anstehenden November-Ergebnisse des ifo Geschäftsklimas werden hier neue Details zeigen. Trotz der positiven Entwicklung der PMI-Indizes wird die Wirtschaft in Deutschland im vierten Quartal wohl kaum mehr als stagnieren. Zumindest aber dämpfen die heutigen Daten die akuten Sorgen vor einem ausgeprägten BIP-Rückgang.

An den Finanzmärkten bleibt die Konjunkturdynamik dennoch ein Randthema. Der Fokus bleibt auf die Inflation und die Reaktionen der Notenbanken gerichtet. Auf der Preisseite droht kurzfristig weiteres Ungemach. Denn die Inflationsrate in Deutschland könnte im November 6% erreichen. Vor allem am Aktienmarkt setzen Investoren aber weiter auf den temporären Charakter der Teuerung und eine verhaltene Reaktion der Notenbanken. Die größten Risiken für die Marktentwicklung sind in den kommenden Monaten also weniger in den Geschäftsbüchern der Unternehmen zu suchen als in der möglichen Reaktion der Geldpolitiker in der Frankfurter EZB-Zentrale. (ah)