Deutscher Aktienmarkt hat noch Luft nach oben

11.10.2017

Uwe Eilers, Geschäftsführer der FV Frankfurter Vermögen GmbH / Foto: © FV Frankfurter Vermögen GmbH

finanzwelt: Was kennzeichnet Ihren Calibrate Total Return?

Eilers: Der Calibrate Total Return (WKN A0YAEH) hebt sich aus den vorgenannten Gründen deutlich vom Wettbewerb ab. Mit einem sehr niedrigen maximalen Drawdown und der damit einhergehend überaus niedrigen Volatilität haben wir mit dem Mischfonds eine überaus ansprechende Rendite erreicht. Damit ist der Fonds in den Ranglisten, beispielsweise bei FondsProfessionell, mittlerweile in der Spitzengruppe.

Neben dem angesprochenen Risikomanagement ist auch die Anlagestruktur überaus gut diversifiziert. Dazu gehören Investments in den sogenannten „Special Situations“, also Unternehmen in Übernahmesituationen, oder auch fundamental unterbewertete Aktien, also den typischen Value Investments. Weiterhin haben wir in potentielle Übernahmekandidaten sowie Firmen investiert, die durch schweres Fahrwasser gekommen sind und die Restrukturierung gut meistern, bzw. mit höchster Wahrscheinlichkeit erfolgreich hinter sich bringen werden. Als i-Tüpfelchen mischen wir bei Gelegenheit Mittelständler bei, die als Marktführer in sehr innovativen Nischen tätig sind und auf Dauer erhebliche Wachstumsraten versprechen

finanzwelt: Abseits des Marktgeschehens treibt die Regulierung viele um. Die Umsetzung der Mifid II durch das 2. Finanzmarktnovellierungsgesetz Anfang 2018 steht kurz bevor. Was bedeutet das für Sie als Vermögensverwalter?

Eilers: Die Regulierungswut der verschiedenen Gesetzgeber ist nach wie vor ungebrochen und es wird mit Mifid II nicht einfacher. Dennoch streben wir die Erlaubnis nach §32 KWG als Finanzportfolioverwalter an und beantragen diese aktuell für die Frankfurter Vermögen. Wir haben dafür die nötigen Strukturen geschaffen.

Leider findet aktuell eine Überregulierung statt, die das Maß des Erträglichen und Nachvollziehbaren deutlich übertroffen hat. Diese Überregulierung trifft allerdings nicht nur die Vermögensverwalter, sondern vor allem die Kunden, die eigentlich damit geschützt werden sollten. Stattdessen findet nunmehr eine Bevormundung durch den Gesetzgeber statt, was in einer schieren Papierflut mündet, die der Kunde unterschreiben muss, bevor ein Geschäft getätigt werden darf. Aufgrund der Masse darf bezweifelt werden, ob der Kunde nur einen Bruchteil dessen durchliest, was er zu unterzeichnen hat.

finanzwelt: Sie investieren schwerpunktmäßig (mehr als 80%) in den deutschen Markt. Sehen Sie hier kurz- bis mittelfristig noch Luft nach oben?

Eilers: Wir investieren primär im deutschsprachigen Raum, derzeit mehr als 90% in deutschen Aktien und Anleihen. Die Anleihen bieten kaum noch Luft nach oben, sodass wir Laufzeiten bis maximal 3 Jahren bevorzugen, damit das Kursrisiko klein bleibt. Viele deutsche Aktiengesellschaften unterliegen sicherlich bereits einer recht hohen Bewertung. Diese meiden wir soweit wie möglich, da jede Gewinnwarnung solche Werte schnell um 20 – 30% absacken lassen kann. Dennoch gibt es genügend Firmen, die moderat bewertet sind, erfolgreich eine Restrukturierung meistern oder Ziel einer Übernahme sind. Dies sollte auch in Zukunft so bleiben. Die Kunst wird sein, diese dauerhaft erfolgreich zu selektieren, um damit eine dauerhaft gute Rendite zu erzielen.

Im Übrigen dürfte auch für den gesamten deutschen Aktienmarkt genügend Luft nach oben sein. Schließlich sind die Bewertungen zwar im historischen Vergleich relativ hoch, allerdings nach wie vor eher recht günstig, wenn der Vergleich auch mit anderen Assetklassen gezogen wird. Aufgrund der Zinssituation haben sich die Bewertungen der Anleihen in ungeahnte Höhen geschraubt, so dass eine Rendite von 0,5% bei einigen Anlegern bereits Freudentränen auslöst. Gleiches gilt für die Immobilienmärkte, wo die Bewertungen sich ebenfalls im historischen Vergleich mehr als verdoppelt haben und Renditen von 2% nach Kosten bereits als großen Erfolg gesehen werden.