Deutsche verzweifeln an Niedrigzinsphase

15.02.2018

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 „Was soll die EZB-Politik?“

Dass die extrem niedrigen Zinsen der EZB wirklich ihren Sinn haben, wird von immer mehr Anlegern bezweifelt. So gaben 57 % der Befragten an, die Niedrigzinspolitik der EZB für falsch zu halten, ein Anstieg um elf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zustimmung zur Niedrigzinspolitik sinkt zunehmend und liegt aktuell nur noch bei einem Drittel der Befragten, im Vorjahr waren es noch zehn Prozentpunkte mehr. Besonders skeptisch wird die aktuelle Geldpolitik von der Gruppe der über 60-jährigen betrachtet, wo 68 % diese negativ bewerten.

Angst: Inflation steigt, Lebensstandard sinkt

Die aktuelle Geldpolitik sorgt auch für große Verunsicherung bei den Befragten. So gaben, wie im Vorjahr 63 % an, dass sie Angst vor einer starken Inflation haben und somit ihre Ersparnisse bald weniger wert sein werden. Vor drei Jahren äußerten nur 55 % der Befragten solche Ängste. Damit wird noch weniger verständlich, warum viele Sparer nach wie vor auf klassische, wenig renditeträchtige Geldanlagen setzen.

Mit der befürchteten Vermögensvernichtung geht auch die Befürchtung einher, dass der eigene Lebensstandard sinkt und die Geldanlagen in Zukunft nicht ausreichen werden. Gerade bei der Generation der mitten im Berufsleben stehenden ist die Angst besonders verbreitet. So gaben 57 % der Befragten zwischen 30 und 44 bzw. 60 % der 45- 59-jährigen diese Antwort. Gesunken ist die Angst der Befragten, dass die Eurozone auseinanderbrechen könnte: Diese Antwort gaben 30 %, im Vorjahr waren es noch 38 %. Offenbar setzt sich die Erkenntnis durch, dass der Brexit seine Ursachen wohl besonders im speziellen Verhältnis zwischen Europa und Großbritannien hat und deshalb keine Rückschlüsse auf die generelle Situation innerhalb der EU zulässt.

Was beeinflusst das Anlageverhalten?

Bei den Faktoren, die das Anlageverhalten beeinflussen liegt die persönliche finanzielle Situation mit 55 % an erster Stelle. Das Bedürfnis nach Sicherheit hat gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte eingebüßt und wurde nun von 52 % der Befragten als entscheidendes Kriterium bei der Geldanlage genannt. Die niedrigen Zinsen wurden von 45 % der Befragten als Einflussfaktor auf das eigene Anlageverhalten angegeben. 30 % ist der Geldanlage vor allem Flexibilität wichtig. Immerhin 21 % machen ihr Anlageverhalten auch von den aktuellen politischen Entwicklungen abhängig. Da letztere von den Deutschen offenbar als stabil eingeschätzt werden (trotz der schwierigen Regierungsbildung in Deutschland), sehen 91 % keine Veränderung bei ihren bestehenden Geldanlagen. Dieser Wert stieg gegenüber dem Vorjahr um vier Prozentpunkte. Eine hohe Rendite ist für lediglich 9 % der Befragten ein entscheidendes Kriterium bei der Geldanlage. Das könnte wiederrum erklären, warum renditeschwache Geldanlagen nach wie vor so hoch im Kurs stehen. (ahu)

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