Deutsche unzureichend auf BU vorbereitet

24.09.2018

Maike Gruhn, Leiterin Produkt- und Innovationsmanagement bei der Gothaer / Foto: © Gothaer

Zu wenig Absicherung gegen Erwerbsunfähigkeit

Seit 17 Jahren ist die Berufsunfähigkeitsversicherung in Deutschland für die meisten Arbeitnehmer de facto privatisiert – jedoch hat der Großteil der Arbeitnehmer das offenbar noch nicht mitbekommen. So gaben in der Gothaer-Umfrage 46,3 % der Befragten an, den Verlust der Arbeitskraft mit der Krankenversicherung abzusichern. „Damit wird der Vorsorgebedarf verfehlt, denn ausfallende Arbeitsentgelte können so nicht dauerhaft abgesichert werden. Die erste Lücke entsteht nach Ende der sechswöchigen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Denn die anschließende Krankengeldzahlung durch die gesetzliche Krankenversicherung, die für 72 Wochen erfolgt, gleicht nur ca. 80 % des Nettolohnes aus. Die zweite Lücke ergibt sich bei einer weiter andauernden Krankheit, denn die Erwerbsminderungsrente durch die gesetzliche Rentenversicherung zahlt noch weit weniger als das Krankengeld“, gibt Maike Gruhn zu bedenken.

Lediglich 38 % der Befragten versichern ihre Arbeitskraft über eine BU-Versicherung. Sie verfügen auch über weitere Versicherungsprodukte, vor allem über private Unfallversicherungen. 26 % der Befragten setzen auf den Vermögensaufbau. Das gilt vor allem für die Bezieher hoher Haushaltsnettoeinkommen über 4.000 Euro. Diese Gruppe setzt auch verstärkt auf Zusatzvorsorge.

Beratung für Berufstätige weniger relevant

Die Studie ging auch der Frage nach, welche Kriterien für die Berufstätigen bei der Auswahl einer Versicherung wichtig sind. Für 64,2 % der Befragten stehen verlässliche finanzielle Leistungen hier an erster Stelle. Das gilt vor allem dann, wenn jemand einmal für einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen nicht mehr arbeiten kann. Mit 56,9 % wurde ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis am zweithäufigsten genannt. Deutlich weniger relevant ist für die Befragten eine individuelle Beratung: Nur gut jeder dritte Berufstätige erwartet von seiner Versicherungsgesellschaft eine individuelle Beratung. Dabei zeigt sich, dass Frauen ein individuelles Beratungsgespräch wichtiger ist als Männern. Für etwa jeden vierten Befragten ist bei der Auswahl einer BU-Versicherung wichtig, dass er seine körperlichen Fähigkeiten und nicht allein die Fähigkeiten, in einem bestimmten Beruf arbeiten zu können, versichern lassen kann.

Mehr Relevanz als dem Beratungsgespräch wird der nicht-finanziellen Unterstützung im Leistungsfall beigemessen: So erwarten 47,7 % der Berufstätigen, dass ihre Versicherung ihnen Angebot zu Pflegeleistungen unterbreitet, wenn sie langfristig oder dauerhaft nicht mehr imstande sind zu arbeiten.  Ebenfalls auf großes Interesse (43,4 %) stößt das Angebot einer Unterstützung im Haushalt und in der Familie (43,4 %). Die Organisation von stationärer Behandlung oder Reha-Maßnahmen sind mit 36,4 % genauso gefragt wie die Beratung bei der Auswahl einer passenden Reha- oder Pflegeeinrichtung (35,8 % ).

„Der Verlust der Arbeitskraft, macht es für die Betroffenen notwendig, die eigenen finanziellen Verhältnisse neu zu ordnen. Vor allem Geringverdiener unterschätzen dabei die finanziellen Folgen einer Erwerbsunfähigkeit und können oft nicht einschätzen welchen Schutz sie sich leisten können. Deshalb verzichten sie leider oft auf eine Finanzberatung“, so Maike Gruhn.

Viele Befragte wünschen sich von ihrem Versicherer Unterstützung bei der Rückkehr in den Beruf. Wenn sie länger als sechs Wochen nicht imstande wären zu arbeiten, würden 50,9 % der Befragten gern Unterstütztung bei der Suche nach therapeutischer Hilfe als Vorbereitung zur Rückkehr ins Berufsleben in Anspruch nehmen und zur Wiedererlangung der Berufsfähigkeit. Auch sind Unterstützung beim betrieblichen Eingliederungsmanagement (48,6 Prozent), bei der frühzeitigen Kontaktaufnahme zum Arbeitgeber (47,9 % ) sowie Hilfen bei einer eventuellen Umschulung (47,6 %) gefragt. (ahu)

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