Deutsche KMU optimistisch

12.09.2017

Tobias Wenhart, Manager Products & Underwriting bei Hiscox Deutschland / Foto: © Hiscox

Brexit tangiert deutsche KMU kaum

Die deutschen Unternehmer lassen sich vom Ausgang der Brexit-Verhandlungen nur wenig beeinflussen. So erwarten nur 11 % der Befragten negative Auswirkungen auf das eigene Geschäft, wenn die britische EU-Mitgliedschaft Geschichte ist. Von den Pessimisten bezüglich des Brexits rechnen jeweils 34 % mit steigenden Kosten bzw. weniger Exportmöglichkeiten. Während 79 % der Befragten deutschen Unternehmen davon ausgehen, dass ihr Geschäft auch nach dem britischen EU-Austritt wie bisher laufen wird, erwarten 10 % sogar, dass ihr Geschäft davon profitieren könnte.

„Während sich Großkonzerne bereits Gedanken zu Standortverlagerungen machen müssen, ist der Brexit für deutsche KMU Zukunftsmusik. In den kommenden Jahren wird sich jedoch zeigen, welche Konsequenzen der EU-Austritt Großbritanniens tatsächlich haben wird“, kommentiert Tobias Wenhart, Manager Products & Underwriting bei Hiscox Deutschland.

Digitalisierung verdrängt keine Arbeitsplätze

Die gute Auftragslage der KMU schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. So gaben 69 % der Befragten an, dass sie planen, im laufenden Jahr ein bis vier Mitarbeiter einzustellen. Bei 17 % werden sogar fünf bis neun neue Mitarbeiter hinzukommen. Jedes achte befragte Unternehmen sucht zehn bis 19 neue Mitarbeiter, während 3 % sogar die Einstellung von 20-50 Mitarbeitern plant. Besonders die Nachfrage nach Azubis steigt: Gaben im vergangen Jahr 16 % der Befragten an, Berufsanfänger einstellen zu wollen, sind es in diesem Jahr 33 %. Dass aufgrund der Digitalisierung weniger Arbeitsplätze als früher notwendig sind, wird nur von einer Minderheit der Befragten geglaubt. So sehen 90 % der Umfrageteilnehmer keinen nennenswerten Einfluss der Digitalisierung auf die Personalpolitik. Im vergangen Jahr waren es noch 93 %.

Dazu Tobias Wenhart: „Der vielbeschworene Stellenabbau als Folge der Digitalisierung scheint bei deutschen KMU keine Rolle zu spielen. Sie sehen digitale Technologien als Möglichkeit, das eigene Geschäft effizienter zu gestalten, setzen dabei aber auf zusätzliche Mitarbeiter, um die Digitalisierung zu bewältigen und das Plus an Aufträgen abzuwickeln.“

Was fürchten die Unternehmer?

Trotz allem Optimismus sind die deutschen Unternehmer auch in diesem Jahr nicht frei von Sorgen. Jeder fünfte Befragte macht sich um die Zahlungsmoral seiner Kunden Gedanken und fürchtet, dass diese Rechnungen nicht bezahlen können. Im Vorjahr waren es noch 18 %. Genauso viele fürchteten im Vorjahr, dass sie weniger Kunden anziehen könnten, ein Wert, der leicht um einen Prozentpunkt gestiegen ist. Etwas zurückgegangen ist hingegen die Befürchtung, Kostensteigerungen an Kunden weitergeben zu müssen (von 14 % auf 10 %). Zugenommen hat das Bewusstsein für die Schattenseiten der Digitalisierung: So fürchten 8 % der Befragten, dass sie Opfer einer Cyber-Attacke werden könnten, im vergangen Jahr waren es nur 5 %. Offenbar machen sich einige Unternehmer trotz bekannter Ängste nur wenig Sorgen. So haben 19 % der deutschen KMU keine Versicherung abgeschlossen, ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Besonders ältere Unternehmen riskieren dabei existenzbedrohende Schäden: Während 24% der über 60-Jährigen nicht versichert sind, sind es unter den bis 30-Jährigen nur 10%.

„Es ist erstaunlich, wie nachlässig viele Unternehmer in Deutschland ihr Geschäft absichern. Zwar wächst zum Beispiel im Bereich Cyber-Sicherheit das Bewusstsein für Risiken, doch nur langsam entscheiden sich mehr Mittelständler für eine zusätzliche Cyber-Versicherung neben den Standard-Policen. Dabei zählen Cyber-Attacken insbesondere für oft völlig unvorbereitete KMU heutzutage zu den größten Risiken, wie unser Cyber Readiness Report 2017 bestätigt“, so Tobias Wenhart. (ahu)

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