Deutsche Anleger wissen zu wenig über Risiken
26.10.2016
Foto: © vipman4 - Fotolia.com
Angst vor Verlusten hemmt deutsche Privatanleger. Besonders das Brexit-Votum hat die Sensibilität für Verlustrisiken nochmals erhöht.
Wie investieren die Deutschen ihr Geld am Kapitalmarkt? Das wollte der digitale Vermögensverwalter Scalable Capital Wissen und beauftragte daher die YouGov Deutschland GmbH mit einer repräsentativen Umfrage, in der diese Anfang Oktober rund 2.000 Menschen nach ihrer Einstellung zu Geldanalgen befragte.
Ein Ergebnis der Umfrage ist, dass 53 Prozent der deutschen Privatanleger gerne mehr Geld am Kapitalmarkt investieren würden. Jedoch haben 19 Prozent Angst vor hohen Verlusten und 16 Prozent fehlt die Fachkenntnis für eine Anlage am Kapitalmarkt. 9 Prozent haben schlicht zu wenig Zeit, sich um ihr Portfolio zu kümmern. Acht Prozent der Befragten geben an, dass sie keine für sie passenden Produkte und Dienstleistungen finden. Die Zurückhaltung deutscher Anleger ist auch in der intransparenten Kommunikation der etablierten Anbieter zum Thema Risiko begründet. So haben 44 Prozent der Befragen ein relativ schlechtes oder sogar sehr schlechtes Verständnis des Verlustrisikos in ihrem Portfolio. Sie können also nicht einschätzen, wie viel Geld sie in einem schlechten Börsenjahr verlieren könnten. Bei Frauen liegt dieser Anteil sogar bei 57 Prozent; gerade einmal 13% aller Frauen geben an, ein sehr gutes Verständnis der Verlustrisiken zu haben. Besonders das nicht unbedingt zu erwartenden Brexit-Votum hat den deutschen Anlegern zusätzlich die Verlustrisiken am Kapitalmarkt vor Augen geführt. So ist es für 36 Prozent seitdem noch wichtiger, die Risiken in ihrem Portfolio zu verstehen. 22 Prozent wünschen sich jetzt verstärkt Anlagemöglichkeiten, die konkrete Verlustrisiken angeben. Besonders bei jüngeren Anlegern ist dieser Wunsch stark verbreitet. So äußerten sich 31 Prozent der Anleger bis 34 Jahre entsprechend. „Das Brexit-Votum hat Privatanleger nachhaltig verunsichert. Daher steigt die Nachfrage nach Angeboten mit transparenten Verlustrisiken und einem professionellen Risikomanagement. Das hat sich auch bei uns bemerkbar gemacht. Viele unserer Klienten haben ihr Anlagevolumen im Zuge des Referendums erheblich aufgestockt und uns anderen Anlegern weiterempfohlen", so Erik Podzuweit, Mitgründer und Co-Geschäftsführer von Scalable Capital.
Die Unsicherheit der deutschen bei der Kapitalanlage führt dazu, dass laut Bundesbankdaten ca. 2 Billionen Euro faktisch unverzinst auf Tages- und Sparkonten liegen und durch die Inflation stetig an Wert verlieren. Deshalb ist vielen Anlegern durchaus bewusst, dass der Kapitalmarkt langfristig die beste Alternative für den Vermögensaufbau ist. So geht nur jeder Fünfte davon aus, genug Geld am Kapitalmarkt angelegt zu haben (22 Prozent). Bei Frauen liegt dieser Anteil bei nur 15 Prozent.
„Wir haben kein grundlegendes Problem mit der Kapitalmarktkultur in Deutschland. Wir haben vielmehr ein Problem mit den bestehenden Angeboten. Sie gehen in der Regel an den Bedürfnissen der Anleger vorbei. Die Finanzbranche muss hier endlich umdenken. Wir müssen Verlustrisiken transparent machen und diese Risiken in den Portfolios möglichst konstant halten. Nur so können wir mehr Anleger für den Kapitalmarkt gewinnen und die Defizite im langfristigen Vermögensaufbau in Deutschland beheben", so Erik Podzuweit. (ah)