Deshalb lohnt sich China als Portfoliobaustein

29.03.2021

Andreas Görler, senior Wealth Manager, -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH / Foto: © -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH

Bisher fokussieren sich deutsche Anleger stark auf den Heimatmarkt. Zusätzlich wird noch in europäische und amerikanische Titel investiert, die in Deutschland liquide handelbar sind. Asiatische Märkte, Emerging Markets oder eben auch China sind bisher oft noch Nischenmärkte oder werden in der klassischen Anlageberatung eher unterrepräsentiert.

In den letzten zehn Jahren hat das Wachstum in China an Fahrt verloren. Grund dafür war der bewusste Umstieg von einem Wirtschaftsmodell, das auf den Ausbau der Industrie und den Export von Billigprodukten setzte, hin zu einer Wirtschaft, die hauptsächlich von inländischem Konsum getrieben wird. Nach zweistelligen Wachstumsraten sank das BIP-Wachstum auf Werte von etwa sechs Prozent, was bei dem deutlich erhöhten Ausgangsvolumen immer noch eine enorme Steigerung darstellt.

Für Aktien sind dann jedoch Kennziffern wie die Haushaltseinkommen und das Vermögen der privaten Haushalte wichtiger als das reale BIP-Wachstum. Das ist positiv für Aktienanleger, denn der Aufstieg von immer mehr Chinesen in die Mittelschicht dauert an. Die OECD schätzt aber, dass die chinesische Mittelschicht im kommenden Jahrzehnt um weitere 370 Millionen Menschen auf insgesamt 1,2 Milliarden wachsen wird. Die Kaufkraft der Mittelschicht dürfte im selben Zeitraum auf 14,5 Billionen Dollar steigen.

Das Pro-Kopf-Einkommen ist innerhalb des letzten Jahrzehnts auf das Zehnfache gestiegen. Im Jahr 2018 entfielen bereits 76 Prozent des chinesischen BIP-Wachstums auf den Konsum– 2013 waren es „nur“ 47 Prozent. Außerdem leben schon heute 47 Millionen Chinesen in Haushalten mit einem Jahreseinkommen von über 50.000 US-Dollar.

Entwicklungspotential trotzdem hoch

China hat im vergangenen Jahr als einzige große Volkswirtschaft der Welt ein positives Wachstum verzeichnet. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich um 2,3 Prozent im Vergleich zu 2019. Im vierten Quartal lag das Wachstum bei 6,5 Prozent, im dritten Quartal hatte China noch ein Plus von 4,9 Prozent verzeichnet. Die Tatsache, dass es sich dabei um das geringste Wirtschaftswachstum seit 1976 handelt, zeigt aber auch, wie enorm die Wachstumsraten in der Vergangenheit waren.

Dieses Wachstum für 2020 ist einerseits sehr positiv verdeckt aber auch ein zentrales Problem: Der Konsum kommt nicht zurück. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze ist „nachhaltig“ niedrig.  Hierbei muss man traditionell berücksichtigen, dass die Daten zunächst von Lokalregierungen nach Peking gemeldet werden. Dabei werden Daten oft geschönt, um besser vor der Zentralregierung dazustehen. Aber auch wegen der Bemessungsgrundlage ist die chinesische BIP-Zahl nicht mit Werten anderer Länder vergleichbar.

Es ist aber wahrscheinlich, dass China einfach nur das aktuelle „Grundtempo“ beibehalten muss, um die USA als größte Wirtschaftsmacht zu überholen. Wenn sich der chinesische Markt weiter öffnen sollte, würde die Bedeutung des chinesischen Aktienmarktes stark ansteigen. Allerdings wäre es hierfür unbedingt nötig, dass die Transparenz auf allen Ebenen deutlich verbessert wird.

Was bei einer Investition in chinesiche Werte beachtet werden muss, lesen Sie auf Seite 2