"Der Vermittler bleibt wichtig"

25.10.2019

Oliver Brüß, Vertriebsvorstand der Gothaer / Foto: © Gothaer

finanzwelt: Wie sehen Sie die Zukunft für die persönliche Beratung?

Oliver Brüß: Zu diesem Thema haben wir gerade eine neue Studie veröffentlicht, das Ergebnis: Bei Abschluss eines Neuvertrages setzen mit Abstand die meisten Befragten auf den Versicherungsberater, bei Abschluss einer Lebensversicherung oder Altersvorsorge sind es sogar 74 Prozent. Auch Sachversicherungen (60 Prozent) oder Krankenzusatzversicherungen (53 Prozent) werden bevorzugt über den Vermittler abgeschlossen.

Am liebsten online würden 32 Prozent eine Krankenzusatzversicherung und 30 Prozent eine Sachversicherung abschließen. Eine Altersvorsorge oder Lebensversicherung würden dagegen nur 16 Prozent über das Internet abschließen. Per Telefon (unter 10 Prozent) oder Chat (1 Prozent) würde kaum jemand eine Versicherung abschließen. Es zeigt sich also, dass trotz aller Digitalisierung der Mensch noch sehr gefragt ist.

Anders sieht es bei der Kommunikation mit dem Versicherungsunternehmen nach dem Abschluss aus: Da bevorzugen die meisten Befragten den Kontakt per Telefon (47 Prozent), gefolgt vom Versicherungsberater mit 26 Prozent und der Kommunikation per Mail mit 24 Prozent.

Besonders gefragt sind Online-Services im Schadenfall (68 Prozent) sowie ein Online-Portal zur selbständigen Verwaltung der Verträge (67 Prozent), 32 Prozent würden das gerne per App erledigen.  Für knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten sollte die Versicherung unbedingt eine Versicherungs-App oder Online-Portal mit der Möglichkeit der Schadenabwicklung anbieten. Einen Online- oder Video-Chat mit Beratern wünschen sich 21 Prozent der Bürger.

finanzwelt: Wie entwickelt sich das Thema Cyber-Risiken?

Beim unserem Cyber Schutz überarbeiten wir unser Angebot laufend und werden Ende des Jahres mit einem erneut verbesserten Deckungskonzept an den Markt kommen. Daneben bauen wir die Leistungen und Prozesse in unserem Ökosystem Cyber kontinuierlich aus, d.h. wir bieten neue Services für unsere Versicherungsnehmer, wie zuletzt die Kooperation mit perseus. Zudem arbeiten wir am Zugang und den Schnittstellen zu diesen Dienstleistern im Hinblick auf Risk-Management vor dem Schaden (z.B. Awareness-Schulungen), insbesondere aber auch im Schadenhandling, um einen schnellen und im Zusammenspiel verschiedener Dienstleister reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Mit der Entwicklung des Cyber-Portfolios sind wir zufrieden, auch der Schadenverlauf bewegt sich im Rahmen des Erwarteten. Im Markt sehen wir bei größeren Industrierisiken deutliche Verhärtungen hinsichtlich Preis und zur Verfügung stehender Kapazität, hier ziehen sich einige Anbieter aktuell auch zurück.

Die Abschlussbereitschaft im kleinen und mittleren Gewerbesegment ist in unserer Wahrnehmung noch recht zurückhaltend, hier müssen wir noch intensiver daran arbeiten, den Unternehmen die zahlreichen Vorteile eines Cyberschutzes noch besser darzustellen. (lvs)