Der Rentenmarkt - eine tickende Zeitbombe

04.11.2019

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Vor diesem Hintergrund ist es geradezu irrsinnig, dass sich Anleger auf langlaufende Anleihen stürzen, in der Hoffnung, dass die Minuszinsen weiter erhöht werden und sie dann beim Verkauf einen noch Dümmeren finden, der mit einem noch höheren Verlust „zufrieden“ ist. Spekulieren im Rentenbereich, um eine Rendite zu erzielen. Das ist Harakiri und die Letzten beißen die Hunde. Hinzu kommt, dass geschätzte 70 Prozent aller Derivate im Rentenbereich liegen, und dass die Meinungen sehr eindeutig in Richtung „höhere Minusrenditen“ liegen. Sollten überraschende, Meinung verändernde Situationen eintreten, ist ein Blutbad vorprogrammiert. Besonders bei Anleihen schlechter Qualität dürfte der Markt illiquide werden, da die einzige Volumenstarke Käuferschicht plötzlich verkaufen möchte. Die Bafin warnt auch vor Fonds, die in diesem Segment engagiert sind, die Anleger ihre Anteile aber täglich zurückgeben dürfen.

Wie blasenartig sich der Markt entwickelt hat, ist daran zu erkennen, dass selbst das eigentlich bankrotte Griechenland (trotz Schuldenschnitt 180 Prozent Verschuldung zum BIP) eine zehnjährige Anleihe mit 1,5 Prozent emittiert hat und diese zehnfach überzeichnet war! Außerdem war ein Kurzläufer mit einem Minuszins von 0,2 Prozent ausgestattet. Nun brechen auch einige Ex-Notenbänker mit dem ungeschriebenen Gesetz, Nachfolger nicht zu kritisieren. Sie stellen Draghi quasi ein Armutszeugnis aus. Unter ihnen die ehemaligen Chefvolkswirte der EZB Otmar Issing und Jürgen Stark, die Ex-Notenbank-Chefs Helmut Schlesinger (Bundesbank), Nout Welling (niederländische Zentralbank) sowie die ehemaligen Notenbank-Chefs aus Frankreich, Christian Noyer und Jaques de Lasosière.

Für Crashs war in der Vergangenheit nie die gleiche Assetklasse zweimal hintereinander verantwortlich. Nach dem Aktienmarkt im Jahre 2000 bis 2003 folgte die Immobilienkrise 2007. Der Rentenmarkt könnte somit „an der Reihe“ sein. Ein Rentenmarkt-Crash würde die Schwäche der Weltwirtschaft dramatisch verschärfen, die Arbeitslosenzahl anschwellen lassen, mit gravierenden, negativen Auswirkungen auf die Bankenbranche, die Aktienmärkte, aber auch auf die Immobilien. Denn in dessen Folge würden die Zinsen kräftig ansteigen. Sollten sogar Bankpleiten drohen oder gar eintreten, wird auch der über 4 Billionen schwere Markt der ETFs zur Anlagefalle.

Bei der von mir immer wieder empfohlenen „Vermögensversicherung“ Edelmetalle werden die Preise den „Nadelöhr-Effekt“ erfahren. Solange die Anleger keine riesigen Totalausfall-Risiken im Depot haben, dürften sie dieser Aufgabe auch gerecht werden.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH