Der MDAX wird 25 – und schlägt den DAX um Längen

22.02.2021

Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner

Er steht im Schatten des großen Bruders, braucht sich aber nicht hinter ihm zu verstecken. Im Gegenteil: Der MDAX - der Börsenindex der mittelgroßen deutschen Firmen - ist eine Erfolgsgeschichte und hat den DAX in der Performance längst überholt. Seit seiner Auflegung vor 25 Jahren am 19. Januar 1996 hat der MDAX um mehr als 1100 Prozent zugelegt. Der acht Jahre ältere Dax brachte es seither "nur" auf ein Plus von gut 500 Prozent.

Im Hauptfokus steht der MDAX mit seinen 60 mittelgroßen Unternehmen bei Investoren jedoch nicht. Der DAX mit seinen 30 Werten stiehlt ihm als Aushängeschild der deutschen Konzerne die Show. Die allermeisten Investoren - Institutionelle ebenso wie Privatanleger - schauen vor allem auf den DAX. Das führt auch dazu, dass der MDAX von Analysten viel weniger beachtet wird.

Für das bessere Abschneiden gibt es jedoch viele Gründe. Die Unternehmen im MDAX sind überwiegend kleiner als die Dickschiffe im DAX. Das macht sie flexibler, sie können schneller auf Veränderungen des Umfelds reagieren. Viele dieser Unternehmen zählen zudem zu Weltmarktführern oder zumindest zu den führenden Anbietern ihrer jeweiligen Branche. Die Vielfalt der vertretenen Branchen und die Innovationskraft dieser mittelständisch geprägten Firmen zeichnen den MDAX aus. Außerdem findet in kleineren Indizes typischerweise eine stärkere kontinuierliche Durchmischung mit wachstumsfrischen Unternehmen statt.

Nicht nur den DAX, sondern auch den ganz kleinen Bruder SDAX mit 70 kleineren Unternehmen hat der Index der mittelgroßen Werte geschlagen. Der SDAX wurde gut drei Jahre nach dem MDAX aus der Taufe gehoben und hat seither rund 430 Prozent zugelegt. Die bessere Entwicklung des MDAX im Vergleich zum SDAX liegt vor allem daran, dass die besonders guten Firmen mit steigenden Kursen relativ schnell in den MDax aufsteigen. Der MDAX profitiert damit längere Zeit von guten Unternehmen als der SDAX - denn für den Aufstieg in die höchsten Weihen des DAX sind die Hürden deutlich höher.

Dem MDAX steht im Jubiläumsjahr jedoch eine größere Veränderung bevor. Im Zuge der durch die Vorgänge um das Skandalunternehmen Wirecard angestoßenen Indexreform wird der DAX im September um zehn Werte auf dann 40 aufgestockt; der MDAX der mittelgroßen Werte schrumpft im Gegenzug – nur zwei Jahre nach seiner Erweiterung von 50 auf 60 - nun wieder auf 50 Unternehmen.

Damit verliert der MDAX seine größten Unternehmen und ein Drittel an Marktkapitalisierung. Viele Investoren befürchten daher, dass der MDAX drastisch an Bedeutung einbüßen könnte und als großer Verlierer aus der Reform hervorgeht.

Als sicherer Aufsteiger in den DAX gilt der Flugzeugbauer Airbus, der von der Marktkapitalisierung her eigentlich schon lange in den Leitindex gehört. Bislang scheiterte er aber an seinem vergleichsweise geringen Handelsvolumen. Weitere Aufstiegskandidaten vom MDAX in den DAX sind die Siemens-Ausgründungen Siemens Healthineers und Siemens Energy, der Duftstoffhersteller Symrise, der Onlinehändler Zalando, der Labortechnikanbieter Sartorius, der Biotechkonzern Qiagen oder der Chemiehändler Brenntag.

Unsere Einschätzung: Wachstum findet in Deutschland in der zweiten Reihe statt, nicht in der ersten DAX-Liga. Der deutsche Mittelstand ist das Rückgrat und der eigentliche Wachstumstreiber der deutschen Wirtschaft und fand bisher im MDAX ein hervorragendes Nest. Hoffentlich macht die DAX-Reform das nicht zunichte.

Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

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