Der Dollar bringt es an den Tag

01.07.2019

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Welche Nebenwirkung hätte ein Vertrauensverlust der amerikanischen Währung noch? Die Frage nach der Finanzierbarkeit der US-Schulden! Diese summieren sich nämlich bei Privaten, Unternehmen und Staat auf über 70 Billionen, mit weiter steigender Tendenz. Dagegen sind selbst die Schulden des europäischen Sorgenkindes Italien mit ca. 2,5 Billionen „Peanuts“. Wer soll die Schulden (zum Beispiel in Form von Anleihen) kaufen, wenn das Vertrauen in die Währung schwindet? Wenn immer weniger US-Dollars benötigt werden, weil immer mehr Ölländer auch andere Währungen für die Ölrechnung akzeptieren?

Dann kann ich mir folgendes Szenario vorstellen: Um den Verfall der eigenen Währung zu stoppen, müssen die Zinsen erhöht werden. Dies würde die US-Wirtschaft zusätzlich belasten. Der Dollar würde weiter fallen, die Zinsen weiter steigen. Für Ausländer ein Horrortrip. Große Investoren (zum Beispiel China) könnten ihre Stillhaltepolitik überdenken und ihre Wertpapiere verkaufen, um Kurs- und Währungsverluste zu begrenzen. Folge: Die Zinsen steigen und der Dollar fällt weiter.

Bei einem schon zehnjährigem (Durchschnitt 6,5) Aufwärtstrend der US-Wirtschaft und einer über 60 prozentigen Abhängigkeit der Wirtschaft vom hoch verschuldeten Konsumenten, dürften bei einem Zinsanstieg erst der Konsument und dann das BIP kräftig leiden. Die Zombieunternehmen gehen Pleite, auch die Kreditausfälle der Privaten steigen immens. Das Vertrauen in den US-Dollar fällt weiter, die Währung damit fällt, die Zinsen steigen immer noch. Die Anleger suchen intensiv nach einem sicheren „sicheren Hafen“: Gold (Beweis? War immer so).

Eine weitere Nebenwirkung: Im importlastigen Amerika würde ein schwacher Dollar die Einfuhren verteuern, das heißt die Preise steigen. Also höhere Inflation. Der Goldpreis steigt weiter. Andererseits steht der Guthabenzins vor dem Aus. Für den Anleger steigen die Wertverluste noch höher. Der Anfang vom Chaos würde eingeläutet, wenn Minuszinsen für das Gesparte berechnet werden. Der Geldwertverlust steigt weiter. Auch hier beweist die Vergangenheit: Je höher der Wertverlust, je höher der Goldpreis.

Das Edelmetall hat jetzt mit dem Überspringen der 1.370 er Marke ein deutliches Signal gesetzt, dass die Konsolidierung der letzten fünf bis sechs Jahre zu Ende gegangen ist. Gold steigt schon, obwohl die US-Währung noch stabil ist. Zusätzlich steigt der Gold-Aktienindex (HUI) diesmal ebenfalls kräftig. Ein gutes Zeichen für den Goldkurs.

Alle anderen Substanzwerte wie Aktien und Immobilien, selbst Whiskey, Oldtimer und Kunst haben neue Höchstkurse erzielt. Sollte auch Gold die alte Höchstmarke „knacken“, steht der Kurs bei 2.000 Dollar plus X. Bei heutigem Kauf spielen dann 100 Dollar hin oder her keine Rolle. Außer: Man hat immer noch kein Gold, wenn es ein neues All-time-high macht. Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt. Die Goldkritiker von heute erklären fachmännisch, warum ihre Prognose nicht eingetroffen ist.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH