Der Dax tritt trotz positiver Daten auf der Stelle
12.09.2018
Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG / Foto: © Bayerische Vermögen AG
In Deutschland erleben wir den längsten Aufschwung seit der Wiedervereinigung. Dennoch tritt der Dax seit drei Jahren auf der Stelle. Waren die rückläufigen Wirtschaftsfrühindikatoren zum Jahresbeginn vielleicht Vorboten für die nächste Rezession? Wie lange kann eine Konjunktur noch gut laufen?
Auch wenn die deutsche Wirtschaft als Lokomotive für die Eurozone gilt, die Kurse der deutschen Industrieunternehmen stagnieren seit drei Jahren. Im April 2015 stand der Kursindex für deutsche Standardwerte bei etwa 6.300 Punkten (Dax ohne Re-Investment der Dividenden). Zur gleichen Zeit notierte der Kursindex für die 500 größten US-Unternehmen bei etwa 2.100 Punkten. Heute liegt der breite US-Aktienmarkt um gut 30 Prozent höher, der Dax-Kursindex hingegen notiert rund zwölf Prozent unter dem Stand von vor mehr als drei Jahren.
Der von den USA angezettelte Handelskonflikt, die neuen Zölle, Sorgen um Schwellenländer, Brexit und die politische Unsicherheit in Italien bremsen immer wieder Kurserholungen. Dabei wird der konjunkturelle Aufschwung hier zu Lande mit großer Wahrscheinlichkeit weiter anhalten. Im zweiten Quartal hat Deutschlands Wirtschaft trotz Trump und anderer Unsicherheiten wieder an Fahrt aufgenommen. Für 2019 rechnet die Bundesregierung mit über zwei Prozent Realwachstum.
Deutschland profitiert von EZB-Politik
Marktteilnehmer sollten nicht vergessen, dass die Welt und auch der Euroraum 2008/ 09 die schwerste Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg durchlebt haben. Die Folge könnte ein wesentlich längerer und stabilerer wirtschaftlicher Aufschwung sein. Verantwortlich dafür sind die globalen Anstrengungen der Notenbanken. In der Eurozone ist die Wirtschafts- und Zinspolitik auf die Schwachen ausgelegt, was Deutschland weiter Vorteile verschaffen sollte. Steigende Zinsen werden wir erst sehen, wenn sich die Arbeits- und Konjunkturdaten der gesamten Eurozone weiter verbessern. Aber auch die Digitalisierung der Wirtschafts- und der Konsumwelt könnte das Wirtschaftswachstum in der Welt weiter stimulieren.
Doch obwohl die günstigeren Bewertungen für Europa oder die Schwellenländer sprechen, setzen Investoren mehr auf die USA. Im Moment ist die wirtschaftliche Dynamik dort nicht zu bremsen. Gerade binnenorientierte US-Unternehmen profitieren von den Steuersenkungen. Dazu kommen noch die beeindruckenden Geschäftszahlen der US-amerikanischen Technologie-Giganten. Last, but not least, haben sich die Vereinigten Staaten zudem zu einem Niedrigsteuerland entwickelt. Und das zieht internationale Unternehmen an.
Kolumne von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, München