"Der aktuelle Immobilienboom ist kein Grund, sich zurückzulehnen..."

03.09.2019

Torsten Kracht, CSO der Instone Real Estate Group AG / Foto: © Instone

finanzwelt: Instone ist u. a. in Leipzig aktiv. Dort ist die Einwohnerzahl in den letzten Jahren deutlich gestiegen und die Leerstandsquote der Wohnungen merklich gesunken, es werden also immer mehr Wohnungen benötigt. Gibt es noch weitere Gründe, die für die Stadt als Immobilienstandort sprechen?

Kracht: Leipzig hat sich an vielen Stellen extrem positiv entwickelt, gerade bei der Ansiedelung junger und kreativer Unternehmen und generell bei den Arbeitsmarktkennzahlen. Seit 2013 gab es in Leipzig ein Beschäftigungsplus von fast 18 %. Ein starker Treiber ist hier der Tourismus. Das Gästeaufkommen stieg in den letzten vier Jahren ebenfalls um über 17 % und schafft nicht nur Jobs, sondern trägt dazu bei, Leipzigs Bekanntheitsgrad als lebenswerte und verlässliche Stadt im Osten weiter zu steigern. Die mehr als 850-jährige Tradition als Messestadt prägt Leipzig noch immer, gleichzeitig ist die Stadt jung, dynamisch, digital.

finanzwelt: Inwieweit profitiert auch das Umland vom Wachstum in Leipzig und sind dort Projekte geplant?

Kracht: Leipzig hat noch nicht eine ganz so dynamische Umlandentwicklung wie andere deutsche Großstädte, einfach, da es in Leipzig selbst noch viele Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Das heißt nicht, dass wir uns Umlandstandorte nicht genau anschauen und prüfen, wenn für uns wichtige Faktoren, wie der ÖPNV-Anschluss passen. Instone ist wie beschrieben auch in Halle an der Saale aktiv, wir entwickeln dort in einem ehemaligen Teekontor rund 100 Wohnungen. Die Achse zwischen Leipzig und Halle/Saale ist sehr spannend, etwa durch die Entwicklungen am Flughafen Leipzig/Halle, wo rund 500 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.

finanzwelt: Ein wesentlicher Grund für die steigenden Mieten in deutschen Großstädten ist die unzureichende Verfügbarkeit von Wohnraum. Gerade eine Stadt wie Leipzig verfügt über eine große Zahl an historischen Gebäuden, die zu Wohnraum umgewandelt werden können. Inwieweit können Denkmalimmobilien dabei helfen, die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu entspannen?

Kracht: Ich halte es für eine der wichtigsten Aufgaben der Immobilienwirtschaft, Wohnraum nicht nur auf der grünen Wiese zu schaffen, sondern sich aktiv den Herausforderungen des Bestandes zu widmen und historische Flächen – seien es Industrieobjekte, vormals militärisch genutzte Areale, wie in unserem Falle die Heeresbäckerei, oder medizinisch genutzte Objekte, wie die Parkstadt Dösen – einer neuen Wohnnutzung zuzuführen. Das müssen nicht immer zwingend Denkmalimmobilien sein, denn gerade in Leipzig ist das Potenzial dieses historischen Gebäudebestands auch schon annähernd erschöpft bzw. fertig entwickelt. Aber eine Stadt profitiert doppelt davon, wenn private Investoren sorgsam mit dem historischen Erbe eines Standorts umgehen und gleichzeitig neue Wohnungen schaffen.

finanzwelt: In Leipzig wandeln Sie derzeit mit der Alten Heeresbäckerei und der Theaterfabrik zwei ehemalige Industriegebäude in Wohnraum um. Ist hier auch, wie an anderen Standorten, die Neuentwicklung von Wohnraum auf der „grünen Wiese“ geplant?

Kracht: Ideal finde ich eine Ergänzung. Historische Objekte alleine werden den Wohnbedarf in den wachsenden Städten auch nicht decken können, deshalb halte ich Projekte für besonders gelungen, bei denen einerseits eine historische Bausubstanz so weit als möglich neu genutzt wird und man mit Nachverdichtung, beispielsweise als Anbau, weiteren Wohnraum ergänzt, der sich städtebaulich in die Bestandsstruktur einfügt. Dies setzen wir sowohl bei unserem größten Projekt „Heeresbäckerei“ um, als auch bei kleineren Projekten wie der von Ihnen angesprochenen „Theaterfabrik“, bei dem sich ein Teil des erworbenen Objekts unter Denkmalschutz befindet, ein anderer nicht. Leipzig bietet hier viele spannende Herausforderungen, die wir als Instone gerne angehen. (ahu)