Den perfekten Riecher

09.04.2020

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Krisenwährung Gold

Was den einen Freud, ist des anderen Leid. Übertragen auf die Geschehnisse an den Finanzmärkten könnte das gelbe Edelmetall durchaus Profiteur der gegenwärtigen Marktlage sein. Der Goldpreis hat tatsächlich eine unglaubliche Rally hinter sich. Und notierte zeitweise auf historischen Höhen. In einem Umfeld geprägt von wachsenden Risiken, Ängsten und auch dem anhaltenden Niedrigzins stehen die Vorzeichen nicht schlecht, dass diese Entwicklung fortgeführt wird. „Die Bewegungen der letzten Tage haben dies sicher deutlich unter Beweis gestellt. Aber auch die hohe globale Schuldenlast und die in vielen Bereichen nicht mehr vorhandenen Zinsen bestätigen mich weiterhin in meiner sehr positiven Goldeinschätzung“, bestätigt Manfred Rath, Portfoliomanager der KSW Vermögensverwaltung AG. Zur Einordnung: Eine Gemengelage, in der der Aktienmarkt breit fällt und Gold ansteigt, hat es in nennenswertem Ausmaß zuletzt vor mehr als 30 Jahren, damals infolge des großen Crashs 1987, gegeben. Die aufkommende Rezessionssorge hat sogar dazu geführt, dass der Goldpreis zumindest zwischenzeitlich über die charttechnisch wichtige Marke von 1.530 US-Dollar gesprungen ist. Das könnte dem gelben Edelmetall weiteren Rückenwind verleihen.

Euro-Comeback?

Ein Sorgenkind dieser Tage ist auch unsere Gemeinschaftswährung. Wenngleich der Euro Anfang März auf ein Einmonatshoch kletterte, so lässt die längere Betrachtungsebene doch zu wünschen übrig. Der Euro wird immer weicher, so bis vor kurzem die einhellige Meinung. Mehr als 10 % an Wert hat unsere Währung gegenüber dem Dollar seit Mitte 2018 an Wert verloren. Das sind fürwahr Welten. Der Kurs notierte Anfang 2020 so tief wie seit drei Jahren nicht mehr. Auch wenn jetzt, ausgelöst von Bemerkungen der US-Notenbank, ein leichtes Aufbäumen zu sehen ist, so scheint eine weitere Talfahrt der Gemeinschaftswährung nicht gänzlich ausgeschlossen. „Die Euro-Schwäche resultiert aus den im globalen Kontext sehr niedrigen Zinsen einerseits, einer ausgeprägten politischen Schwäche Europas andererseits. Da steigende Zinsen angesichts des sonst auf das Finanzsystem entstehenden Drucks eher unwahrscheinlich sind, wäre mehr Zuversicht in den Euro nur durch eine einheitliche europäische Fiskal- und Wirtschaftspolitik begründet. Diese scheint jedoch aufgrund divergierender Interessen aktuell unwahrscheinlich. Langfristig sind jedoch die Chancen für die Eurozone und den Euro enorm, wenn sich die Politik konzertiert und strategisch ausrichten würde“, konstatiert Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager bei Vermögensmanagement EuroSwitch! GmbH. Insofern böten sich mitunter auch Gelegenheiten am Devisenmarkt, und/oder eine Währungsabsicherung ist geboten.

Emerging Markets-Anleihen

Ein Abriss relevanter Themenaspekte muss natürlich auch Möglichkeiten der Renditeerzielung beinhalten. Da die Zinssituation in Europa nicht sonderlich ertragreich ist, kann ein Blick über den Kontinent lohnen. EM-Bonds sind hier beispielhaft zu erwähnen. Denn die Bedeutung der Schwellenstaaten im globalen Kontext nimmt zu. Zur Illustration: Standen Emerging Market vor zwei Jahrzehnten nur für 3 % des globalen Anleihenspektrums, so machen sie heute knapp ein Viertel aus. Emerging Markets-Anleihen sind den Kinderschuhen entwachsen und haben sich bei Anleihen etabliert. Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern erhöhen zudem die Portfoliodiversifikation und ihre Ausfallrate ist verhältnismäßig niedrig. Insofern eine Assetklasse, die mit attraktiven Renditen auch überzeugen kann. 2019 hat diese These eindrucksvoll unter Beweis gestellt. (ah)