Den guten Kapitän erkennt man erst in schwerer See
06.10.2014
Foto: © Sergey Nivens - Fotolia.com
**
Die Misere bei den Schiffsfonds mit hohen Verlusten und vielen Pleiten hat dem Image der geschlossenen Fonds schwer geschadet. Und doch performen zahlreiche geschlossene Fonds prospektgemäß oder sogar besser, die besten zahlen jährlich 6 %, die Flugzeugfonds sogar etwas mehr. Über die Rendite des Anlegers entscheidet aber auch der Verkaufserlös am Ende der Laufzeit.
**
Geschlossene Fonds stehen seit dem Ausbruch der Finanzkrise in der Kritik. Mit dem Kollaps von Lehman begann der Niedergang der Schiffsfonds, der früher zweitwichtigsten und eine lange Zeit sehr erfolgreichen Produktlinie der geschlossenen Fonds. Mit der auf die Lehman-Insolvenz folgenden Wirtschaftskrise kam es zu einem Verfall der Frachtraten und folglich der Charterraten für Seeschiffe – einem Sog, dem sich die geschlossenen Schiffsfonds nicht entziehen konnten. Die erzielbaren Charterraten reichten oft nicht einmal zur Deckung der Betriebskosten, zahlreiche Schiffsfonds und einige Emissionshäuser wurden insolvent. An der schwierigen Lage der Seeschifffahrt dürfte sich auf absehbare Zeit leider nichts Wesentliches ändern.
Bei den Containerschiffen – hier sind die meisten deutschen Anleger engagiert – prognostizierte Prof. Dr. Burkhard Lemper vom renommierten Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremen für diesen Winter eine Zunahme der Auflieger (stillgelegte Kapazitäten) von 243.000 TEU auf 600.000 bis 650.000 TEU. Twenty-foot Equivalent Unit, abgekürzt TEU, ist ein Standardcontainer von 20-Fuß oder 6,05 m Länge, 8-Fuß oder 2,43 m Breite und 8-Fuß 6-Inch oder 2,59 m Höhe. „Dabei werden durch Slow- bzw. Super Slow Steaming 7,5 % der Kapazität gebunden", fügt der Seeverkehrsexperte hinzu.
Trotz dieser Schatten auf der Fondsbranche gibt es zahlreiche Beispiele für erfolgreiche geschlossene Fonds, selbst unter den Schiffen.
Viele geschlossene Fonds haben die den Anlegern und dem Vertrieb in Aussicht gestellten Ziele eingehalten und so manche auch übertroffen. So stellt sich die Investmentklasse „geschlossene Fonds" bzw. AIFs gerade im Niedrigzinsumfeld als nicht zu vernachlässigender Teil eines intelligenten Anlageportfolios dar.
Flusskreuzfahrtschiffe haben überwiegend die prognostizierten Ausschüttungen eingefahren. Diese standen zunächst im Schatten der Seeschifffahrt, als sie auf den Markt kamen. Ein Manko schien damals zu sein, dass die Tonnagesteuer von Flussschiffen nicht genutzt werden konnte, außerdem mussten die Kreuzfahrtfonds das schlechte Image der Seeschifffahrt überwinden. „Sehr erfreulich verlief die Entwicklung der Flussfahrtfonds", meint Dr. Thomas Ritter, geschäftsführender Gesellschafter der HAMBURGISCHEN SEEHANDLUNG, die sich in den letzten Jahren auf Fonds mit Flusskreuzfahrtschiffen spezialisiert hat. „Bislang haben alle unsere Flussfahrtfonds prospektgemäß ausgezahlt. Bei einem Fonds wurde die Auszahlung zunächst zugunsten des Kapitaldienstes anteilig reduziert, welche allerdings in der Zwischenzeit nachgeholt wurde." Die Schwestergesellschaft Hamburgische Investitionshandlung Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG wird in Kürze mit einem neuen Flussfahrtinvestment, einem KAGB-Produkt, an den Markt kommen. Dennoch konnte die Flusskreuzfahrt auf Dauer die Krise nicht umschiffen. „Auch der Flussreisemarkt war und ist von der Weltwirtschaftskrise betroffen, wenngleich bei weitem nicht in dem Umfang wie die Handelsschifffahrt", meint Alexander Nothegger, Vorstand der Premicon AG. Der einstige Marktführer bei Fonds mit Flusskreuzfahrtschiffen hat sich Ende 2012 entschlossen, das Neumissionsgeschäft aufzugeben und sich auf das Assetmanagement zu spezialisieren.
Bei den Flussschiffen gab es anders als bei den Seeschiffen keine Notverkäufe oder Insolvenzen. Lediglich einige Fonds, die in Flusskreuzfahrtschiffe investiert sind, mussten die Ausschüttungen reduzieren. Ursache waren Insolvenzen von Reiseveranstaltern, die Schiffe gechartert hatten.
Auch Buss Capital ist in das Geschäft mit Kreuzfahrtfonds eingestiegen, allerdings finanzierte die Gesellschaft Kreuzfahrtschiffe und Fährschiffe auf See. Die „Buss Kreuzfahrtfonds 1 und 2" haben jeweils über ein Darlehen und ein Genussrecht in einen Masterfonds investiert, der wiederum Investitionen im Kreuz- und Fährschifffahrtsmarkt getätigt hat. Der Masterfonds hat im Jahr 2012 früher als geplant begonnen, seine Investitionen schrittweise zu veräußern. „Insgesamt haben der ‚Buss Kreuzfahrtfonds 1' bislang 68,5 % (Prospekt: 54,5 %) und der ‚Buss Kreuzfahrtfonds 2' 64,2 % (Prospekt: 49,7 %) vor Steuern ausgezahlt", so Marc Nagel, Geschäftsführer der Buss Capital. „Wir planen aber keinen neuen Kreuzfahrtfonds", erläutert Nagel. Das Unternehmen will sich auf die Containermärkte konzentrieren, dem eigentlichen Tätigkeitsfeld. Auch hier schrieb Buss eine Erfolgsgeschichte. „Zum Ende des Jahres 2013 haben alle laufenden Containerfonds unseres Unternehmens prospektgemäß ausgeschüttet", betont Nagel. Anfang nächsten Jahres soll ein AIF-Containerfonds aufgelegt werden.
Einen Steilflug legten die Flugzeugfonds der neuen Generation hin, die 2007 auf den Markt kamen. Sie konnten die Ausschüttungsprognosen einhalten und manche sogar mehr als das. Als einer der ersten Anbieter emittierte Dr. Peters 2007 den ersten neuen Flugzeugsfonds, der keine Steuervorteile nutzte, sondern als Operating-Leasingfonds konzipiert wurde. „Seit 2007 hat Dr. Peters 14 Flugzeugfonds auf den Markt gebracht, die in 16 Flugzeuge investiert sind", stellt Anselm Gehling, Chef der Dr. Peters Gruppe, fest. Alle schütten prospektgemäß aus, die Anleger erhalten jährlich je nach Fonds 7 / 7,25 / 8 oder 9 %. Dr. Peters war auch das erste Emissionshaus, das Fonds mit dem A380-800 auf den Markt brachte, seit 2008 sind es sieben. Derzeit konzipiert das Haus einen weiteren A380-800-Fonds nach dem KAGB-Standard für die Air France, derweil die HANNOVER LEASING für das Ende des 3. Quartals den Vertriebsstart des Flugzeugfonds „Flight Invest 51" ankündigt, der in einen Airbus A380 für Emirates investiert. Auch Hansa Treuhand, einer der Marktführer bei Schiffsfonds, stieg im Jahr 2009 ins Flugzeuggeschäft ein und hat bis 2012 vier A380-800-Fonds für Emirates unter dem Namen „Sky Cloud" auf den Markt gebracht, die prospektgemäß 7,25 bis 8 % ausschütten. Hansa Treuhand will das Geschäft mit Flugzeugfonds schon bald wieder aufnehmen, aber zunächst soll die KVG-Lizenz abgewartet werden, die inzwischen bei der BaFin beantragt wurde. Auch die Flugzeugfonds anderer Emissionshäuser wie Doric, WealthCap und HEH schütten prognosegemäß aus.
Nicht nur mit Großraumflugzeugen waren deutsche Fonds erfolgreich. Seit 2007 hat HEH 16 Regionalflugzeugfonds aufgelegt, die in Flugzeugtypen wie Bombardier Q-400, Bombardier CRJ 1000 und Embraer E-175 investiert haben. „Sämtliche HEH-Flugzeugfonds laufen prospektgemäß und alle haben die vorgesehenen Zinsen/Tilgungen gezahlt", freut sich Gunnar Dittmann, der Chef der HEH. Die gute Performance der Flugzeugfonds insgesamt erklärt Dittmann damit, dass die Flugzeugfonds der letzten Jahre ausnahmslos von seriösen und erfahrenen Emissionshäusern aufgelegt wurden. Die Nachfrage sei stabil, die Beschaffung attraktiver Maschinen eine echte Herausforderung. Selbst die Flugzeugfonds von DCM, die in Frachtmaschinen investiert haben, sind mit den Ausschüttungen wieder im Plan. LHI übernahm die Verwaltung der DCM Flugzeugfonds nach der Insolvenz des Emissionshauses: „Die seinerzeit durch die Banken einbehaltenen Ausschüttungen wurden voll und ganz nachgeholt", bemerkt Ingo Gehrung, der bei LHI für die Flugzeuge verantwortlich ist.
Prospektgemäß performen auch viele Immobilienfonds, allen voran die Pflegeimmobilienfonds. Die IMMAC AG hat seit 1998 über 120 Sozialimmobilien auf den Markt gebracht. „Diese sind durchgängig zu 100 % verpachtet ohne einen Monat Pachtzinsausfall", erklärt Vorstand Thomas F. Roth. Die Fonds konnten fast ohne Ausnahme die Ausschüttungsprognosen einhalten. Die wenigen Ausnahmen resultieren weitgehend aus Schweizer-Franken-Finanzierungen. Auch der Konkurrent INP brachte Fonds auf den Markt, die prospektgemäß ausschütteten.
Die überragenden Erfolgsgeschichten schrieben aber die Einzelhandels-Immobilienfonds. Diese erzielten am Zweitmarkt Rekordkurse. Der Fonds „Deutsche Grundbesitz-Anlagefonds 6 Olympia-Einkaufszentrum München" wechselte in diesem Jahr zu 800 % den Besitzer. Der „WestFonds SüdImmobilien BI-Fonds 03" erzielte einen Preis von 775 % und das „DB Einkaufs-Center-Immobilienfonds" kommt auf einen Preis von 600 %. Zwei der drei Fonds, die in Einkaufscentren aus den 70er Jahren investiert sind, kommen aus dem Bereich der Deutschen Bank. Auch solche Fonds, die weit über Pari notieren, kauft Dietmar Schloz, Fondsmanager der Zweitmarktfonds von asuco. Diese Fonds schütten teilweise bis zu 69 % aus. „Insgesamt kommen zwei Drittel des Marktes der laufenden Immobilienfonds für einen Ankauf in Frage", erläutert Schloz. Aber auch weniger gute werden aufgekauft, geregelt wird das über den Kaufpreis. „Unser durchschnittlicher Kaufpreis über unser Gesamtportfolio liegt bei rund 55 %." Das bedeutet allerdings für die Verkäufer, die seit der Emission dabei sind, im Durchschnitt einen Verlust von 45 %. Die asuco Zweitmarktfonds selbst, die seit 2010 aufgelegt wurden, sind ebenfalls eine Erfolgsgeschichte. Denn alle schütten bisher mehr aus als prognostiziert. Die Preise am Zweitmarkt resultieren aus echten Umsätzen, aber markieren nicht das Ende des jeweiligen geschlossenen Fonds.
Bei den Flugzeugfonds der neuen Generation, die erst seit 2007 auf den Markt kamen, ist die Zeit noch zu kurz, um ein endgültiges Fazit zu ziehen. Der SkyClass 58 von KGAL war als Kurzläufer geplant (6 Jahre Laufzeit gegenüber 10 und mehr beim Gros der Flugzeugfonds). Aber KGAL konnte die Flugzeuge schneller als vorgesehen verkaufen. Nach nur rund 14 Monaten Beteiligungsdauer wurde der Fonds mit einer Gesamtauszahlung von rund 122 % aufgelöst. Alle fünf Flugzeuge (Airbus Typ A319), die an die britische Airline Easyjet vermietet sind, wurden von der US-amerikanischen Gesellschaft Allegiant Travel Company für rund 97 Mio. US-Dollar erworben. Schade, dass sich KGAL aus dem Geschäft mit Flugzeugfonds für Privatanleger zurückgezogen hat – ob endgültig, wird die Zeit zeigen.
Schnelle Verkäufe waren auch immer die Strategie der Oltmann Gruppe, die sich zwar der Schifffahrtskrise auch nicht entziehen konnte, aber diese besser meisterte als die meisten anderen Anbieter. „Bei einigen der 297 initiierten Schiffsbeteiligungen sind trotz der noch andauernden schweren Schifffahrtskrise Ausschüttungen von bis zu 8 % möglich", erklärt André Tonn, Geschäftsführer der Oltmann Gruppe. Aber er räumt ein, dass auch zahlreiche Oltmann-Fonds ihre Ausschüttungen reduzieren oder einstellen mussten. Doch die Krise bietet auch Chancen. Die Oltmann Gruppe wird noch in diesem Jahr ihren dritten antizyklischen Eigenkapitalfonds (ohne Bankenfinanzierungen) starten, der in der Krise Schiffe sehr günstig aufkaufen soll. Seit 1986 bis Ende letzten Jahres hat die Gruppe 119 Secondhand-Schiffe initiiert und davon 100 verkauft – mit einer Durchschnittsrendite von rund 32,4 %. Insgesamt hat die Oltmann Gruppe, die 1986 gegründet wurde, 232 Schiffsfonds platziert und eben auch durch rechtzeitige Veräußerungen bei einer durchschnittlichen Laufzeit von nur sechs Jahren eine Rendite von 24,6 % erzielt. „Abgerechnet wird bekanntlich am Schluss", zitiert Tonn den Gründer der Oltmann Gruppe Jan Luiken Oltmann.
Fazit
Die „Geschlossenen Fonds" und damit voraussichtlich auch seine modernen Nachfahren, die KAGB-konformen Produkte, haben durchaus das Zeug, selbst in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld recht beeindruckende Ergebnisse für die Anlegerschaft zu erzielen. Die Kategorie Sachwertinvestment, ob man sie AIF oder geschlossene Fonds nennen möchte, beweist damit ihre anhaltende Attraktivität. Wie rückblickend erkennbar wird, ist Auswahl und Plausibilitätsprüfung aller wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Parameter entscheidend für den Anlageerfolg. Den guten Kapitän erkennt man erst in schwerer See. (lf)