Den Bankbilanzen droht großes Ungemach

27.04.2020

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Auch wenn der Staat großzügige Staatsgarantien auf herausgegebene Kredite vergibt, kann er diese nicht für alle Kredite gewährleisten. Unternehmenskredite, Immobilienkredite und Konsumentenkredite stehen daher in den nächsten Monaten besonders auf dem Prüfstand. „Obwohl wir in den vergangenen Jahren signifikante Fortschritte beim Abbau notleidender Forderungen in Deutschland erreicht haben, rechnen wir nunmehr mit gravierenden Auswirkungen auf die Banken“, sagt Sonder.

Unabhängig vom Liquiditäts- und Kapitalbedarf sind die Banken auch personell nicht auf eine NPL-Welle vorbereitet. Bereits 2020 werden sich die Rückstellungen für ausfallende Kredite erheblich auf die Risikokosten und die Bilanzen der deutschen Banken auswirken. Aber auch der Staat sollte heute schon Strategien zum Ausfall von gebürgten Krediten entwickeln. Hier wird eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kreditwirtschaft, den Aufsichtsbehörden und der NPL-Branche notwendig werden.

Nach der Finanzkrise 2008 haben die obersten europäischen und nationalen Aufsichtsbehörden erkannt, wie wichtig ein gut entwickelter Sekundärmarkt für NPLs für die Finanzmarktstabilität und für eine funktionsfähige Kapitalmarktunion ist. Der im Jahr 2017 von der EZB herausgegebene „Leitfaden für Banken zu notleidenden Forderungen“ war eine erste wichtige Orientierung. Im zweiten Schritt folgte mit dem Entwurf einer Richtlinie über Kreditdienstleister, Kreditnehmer und die Verwertung von Sicherheiten durch die Europäische Kommission die Stärkung des Sekundärmarktes. Die geplante Richtlinie soll die Infrastruktur bereitstellen, um in Krisen das Thema notleidende Forderungen besser managen zu können. „Positiv ist, dass alle Beteiligten nach der Finanzkrise die Instrumente und die Systeme zu einem langfristigen NPL-Management und NPL-Abbau installiert haben. Hier sollten wir in Dekaden und nicht in Jahren denken“, sagt Sonder. (ah)