„Demokratisierung der Geldanlage“
06.08.2019
Markus Weis, Stellvertretender Leiter für das Geschäft in Deutschland und Österreich bei Vanguard
finanzwelt: Welche Trends beherrschen den ETF-Markt ganz generell auf dem europäischen Kontinent? Weis: Einer der meist beobachteten und sicherlich auch kommentierten Trends ist der sogenannte Preiskrieg. Wir werden natürlich weitere Kostensenkungen bei ETFs sehen, sowohl im Markt als auch bei Vanguard. Klar ist aber auch, dass die Null bei den Gebühren praktisch nicht erreicht wird. Denn auch die Vermögensverwaltung kostet Geld. Wenn, dann werden Gratisprodukte in der Regel durch andere Produkte quersubventioniert, was nicht wirklich transparent ist und folglich von uns auch nicht angeboten wird. Grundsätzlich steckt aber im europäischen ETF-Markt noch enormes Potenzial. Somit existiert noch ausreichend Platz für weiteres Wachstum aller großen Anbieter. Außerdem belebt Konkurrenz das Geschäft. Ein Konditionenwettbewerb kommt wiederum den Anlegern zugute. Wir selbst sehen uns allerdings auch als unseren eigenen größten Konkurrenten, denn alles was wir tun ist darauf ausgelegt, unsere eigenen Kosten kontinuierlich immer weiter zu senken.
finanzwelt: Seit knapp zwei Jahren sind sie in Deutschland aktiv und seit einem Jahr hat Ihr Haus auch eine Repräsentanz in Deutschland. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus? Weis: Grundsätzlich wägt Vanguard Markteintritte sehr sorgfältig ab. In 2017 waren schließlich alle Voraussetzungen für einen Start gegeben, beispielsweise durch MiFID II, was für mehr Transparenz beim Kauf von Finanzprodukten gesorgt hat – vor allem im Hinblick auf die Kosten. Unser bisheriges Fazit fällt über die Maßen positiv aus, vor allem was das große Interesse der Anleger an unseren Produkten angeht. Das zeigt uns, dass der Markteintritt eine gute Entscheidung war. Zudem konnten wir innerhalb kürzester Zeit nach unserem Markeintritt eine positive Entwicklung feststellen: es ist zu Preissenkungen bei anderen ETF-Anbietern gekommen. So fängt auch hier der Vanguard-Effekt an zu tragen. Wir haben damit also schon viel erreicht. Damit aber die Demokratisierung der Geldanlage vollständig gelingt, bleibt noch viel für uns zu tun.
finanzwelt: Warum sollten Finanzintermediäre Ihr Haus/Ihre Marke bei einer möglichen Zusammenarbeit besonders in Betracht ziehen? Weis: Unsere Produkte sind zeitlos, gerade durch ihre Transparenz, ihre langfristige Orientierung und durch ihre breite Diversifizierung. Produkte dieser Art sollten Kernbaustein in jedem Portfolio sein. Daher sind wir für weitere Kooperationen mit Finanzintermediären durchaus aufgeschlossen. Gerade die Angebotspaletten von Finanzberatern oder auch Finanzplattformen für Privatanleger können von unseren Produkten aufgrund ihrer transparenten und leicht verständlichen Struktur profitieren, denn wie gesagt, unsere Produkte passen in jedes Schaufenster! Und beim Thema Schaufenster sind wir natürlich auch daran interessiert, dass unsere ETFs auch in der Finanzberatung stärker Einzug halten. Allerdings möchten wir auch in diesem Bereich zu einem Umdenken in den Gebührenmodellen anregen: eine Trennung von Produkt- und Beratungskosten oder auch die Verbreitung eines transparenten „all-in“ Gebührenmodells erachten wir als sinnvoll. (fw)