DAX steht zu hoch

14.10.2024

Ulrich Müller, Investmentberater, Coach, Autor und Unternehmer / Foto: © Ulrich Müller Wealth Academy GmbH

Allzeithoch im DAX trotz Krisen, Kriegen und einem unsicheren Ausblick? Die Notenbanken und China machen es möglich. Börsenexperte Ulrich Müller analysiert die gegenwärtige Marktsituation, erklärt, warum er eine hohe Cashquote hält, und gibt eine Prognose zur möglichen Jahresendrally.

Der September steht für Job-Angst bei Volkswagen, das aufgeschobene Chipwerk in Magdeburg und einen DAX am Allzeithoch. Für Ulrich Müller passt die aktuelle Bewertung deutscher Standardwerte nicht zur allgemeinen Situation: „Zwar machen deutsche Konzerne nur einen Bruchteil ihrer Umsätze auch hierzulande, doch spricht die Vielzahl der Krisenherde weltweit nicht für Börsen-Euphorie“, sagt Müller. Positiv seien im September für viele Marktteilnehmer die Zinssenkungen der großen Notenbanken gewesen. „Die Zinssenkung um 50 Basispunkte in den USA lässt jedoch auch negative Interpretationen zu. Dass so ein umfassender Schritt aus Sicht der Notenbanker nötig war, kann man auch als Warnsignal sehen. Aus meiner Sicht sind die großen Aktienindizes und allen voran der Dax aktuell zu teuer“, findet der Selfmade-Millionär.

Das vierte Quartal eines Jahres ist historisch gesehen oft das Erfolgreichste. Am 5. November 2024 wählen die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika ihren neuen Präsidenten oder ihre neue Präsidentin. „Gerade die ersten einhundert Tage einer neuen Präsidentschaft sind oft von Kursgewinnen geprägt, da neue Amtsinhaber in dieser Zeit oft Wirtschaftsprogramme auflegen“, weiß Ulrich Müller. „Gepaart mit den saisonalen Effekten, könnte das nach der US-Wahl zu Kursgewinnen und einer Jahresendrally führen.“ Angesichts der Krisenherde und der Transformation der klassischen Industrie sollten Anleger bei Aktien jedoch selektiv vorgehen: „Marktführer aus den USA sowie Unternehmen mit einem Zugang zum chinesischen Markt könnten mittelfristig Chancen bieten“, erklärt Müller, rät kurzfristig aber noch zum Abwarten.

Er setzt aktuell auf eine Cashquote von mehr als dreißig Prozent. „In erster Linie ist es die Sorge vor einem größeren Krieg im Nahen Osten, der mich vorsichtig werden lässt. Schon vor Wochen hatte ich angemerkt, dass defensive Branchen und eine höhere Aktienquote Sinn machen könnten“, so Müller. Langfristig bleibt der Marktkenner allerdings optimistisch. „Das Schöne für uns Investoren ist, dass wir langfristig denken. Dass Aktien in zwanzig Jahren deutlich höher stehen als heute, ist aus meiner Sicht sehr wahrscheinlich. Ich setze mich daher mit Zukunftstechnologie auseinander und warte auf gute Einstiege.“ Neben der Künstlichen Intelligenz sieht Müller auch in der Robotik und der Infrastruktur langfristig große Chancen. (fw)