Das Wohnen neu denken
25.07.2023
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Die gerade veröffentlichte Studie „So wohnen wir in Zukunft: Wie der soziodemografische Wandel
unser Wohnen verändert“ der Technischen Universität Darmstadt in
Kooperation mit dem Immobilienfinanzierungsvermittler Baufi24 stellt fest: Die Wohnpräferenzen der privaten Haushalte in Deutschland befinden sich im dynamischen Wandel. Ein wesentlicher Treiber dafür sei die soziodemografische Entwicklung. Sorgen bereitet den Bundesbürgern hier vor allem die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung. Für 77 Prozent der privaten Haushalte hat dieser Punkt massive Auswirkungen auf ihre Wohnsituation. Aber auch das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung sowie der tiefgreifende Wandel der Lebensstile werden von einer deutlichen Mehrheit als Herausforderung wahrgenommen. Eine potenzielle Lösung bieten neue und alternative Wohnmodelle sowie eine flexiblere und effektivere Raumnutzung.
„Die Studie zeigt, dass soziodemografische Aspekte wie Einkommensverteilung, Altersstruktur und Lebensmodelle die Wohnsituation privater Haushalte in erheblichem Maße beeinflussen.“, sagt Tomas Peeters, Vorstandschef der Baufi24 AG. Fast jeder zweite befragte Haushalt, so Peeters, wolle deshalb seine Wohnsituation überdenken. Bei der jüngeren Generation bis 25 Jahre sind es sogar 60 Prozent. Als massives Problem wird vor allem die Bezahlbarkeit des Wohnens wahrgenommen. War vor zehn Jahren lediglich jeder zehnte Haushalt überbelastet, wendet mittlerweile nahezu jeder dritte Haushalt mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens fürs Wohnen auf. Auf der anderen Seite zeigt sich, dass in vielen Fällen die Wohnfläche über dem eigentlichen Bedarf liegt. So gaben 37 Prozent der Haushalte an, mehr Platz zu haben als benötigt wird. Diese suboptimale Verteilung der Wohnfläche spiegelt sich in entsprechend hohen Wohnkosten und negativen Umweltauswirkungen wider. Um den Kostendruck zu kompensieren, wären 28 Prozent der befragten Haushalte bereit, künftig Individualfläche abzugeben.
Die Studie zeigt zudem, dass sich ein Trend hin zu neuen Wohnformen und der wachsenden Bereitschaft für gemeinsam genutztem Wohnraum abzeichnet. Teilen statt Besitzen rückt in den Fokus: 25 Prozent der Befragten können sich das Teilen von Räumen bei ihrer zukünftigen Immobilie vorstellen. 36 Prozent der Befragten können sich außerdem das Teilen von Gegenständen wie Werkzeug oder Autos bei ihren Immobilien vorstellen. Die Bereitschaft dafür hängt jedoch vom Alter und Lebensabschnitt ab. Als besonders flexibel erweist sich die Generation Z, also Personen bis zu einem Alter von 25 Jahren. In dieser Gruppe können sich jeweils 38 Prozent das Wohnen in gemeinschaftlich genutzten Räumen oder das Wohnen auf kleinstem Raum (Microliving) vorstellen. Für Menschen im fortgeschrittenen Alter stellen dagegen Pflegewohngruppen eine zukünftige Wohnalternative dar. Das sind Wohneinheiten, die spezifisch auf pflegebedürftige Menschen ausgerichtet sind. Für immerhin 26 Prozent der über 55-Jährigen kommt diese Wohnform zukünftig in Betracht.
Zukunftsmodell: Flexibles, lebensabschnittgerechtes Wohnen
„Der soziodemografische Wandel führt dazu, dass die Nutzungskonzepte des bestehenden Wohnraums zunehmend in Frage gestellt werden“, betont Studienleiter Dr. Andreas Pfnür, Professor am Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Darmstadt. Die Nutzungsmöglichkeiten, so Pfnür, würden von vielen Haushalten als zu starr empfunden. Gewünscht wird dagegen eine flexiblere, an die individuellen Lebensphase zugeschnittene Nutzung. So erachten 53 Prozent der befragten Haushalte es als wichtig, multifunktionale Räume zu haben. Flexibles Wohnen ist ein wichtiger Aspekt, denn es ermöglicht das Wohnen auf kleinerem Raum, was wiederum Wohneigentum für mehr Menschen erschwinglicher macht. Die Umfrageteilnehmer sind sich der Bedeutung dieses Punkts sehr bewusst. So gehen 61 Prozent der privaten Haushalte von einer steigenden Nachfrage nach flexiblen Wohnimmobilien aus.
Das Studienresümee von Baufi24-Chef Tomas Peeters und Studienleiter Dr. Andreas Pfnür: „Damit ist explizit nicht vorrangig die ältere Generation gemeint, die in der medialen Wohnraumdiskussion aktuell im Mittelpunkt steht. Vielmehr geht es darum, dass die Wohnraumversorgung in Zukunft sehr viel konsequenter an die individuellen Lebenszyklen der privaten Haushalte angepasst werden muss.“ Das würde nicht nur dem Problem hinsichtlich der Bezahlbarkeit von Wohnraum und damit dem Trend einer rückläufigen Wohneigentumsbildung entgegenwirken, sondern könnte auch helfen, die aktuellen Engpässe bei der Wohnraumversorgung zu beseitigen. (fw)