Das Murmeltier in uns

11.10.2019

Hans-Peter Wolter / Foto: © privat

Echte Empathie für den Kunden ist ein Erfolgsgarant!

Gerade in Zeiten von Negativzinsen und sich abzeichnenden Anlageblasen müssen Themenstellungen der Altersversorgung und des Vermögensaufbaus generell neu dekliniert werden. Die alten Methoden verfangen nicht mehr - was für eine Chance für wirkliche Hilfestellung! In jedem Produktlieferanten und jedem Berater muss dieses Bewusstsein vorhanden sein. Echte Empathie für den Kunden ist ein Erfolgsgarant!

Das heißt auch: Die von manchen Kollegen so zwiespältig aufgenommenen regulatorischen Veränderungen sollten als vertrauensbildende Maßnahmen kommuniziert werden. Genauso wie DIN-Normen und andere Brancheninitiativen.

Aber auch die Frage nach der Alternative zur privaten Vermittlung muss gestellt werden. Sollen denn zukünftig Verbraucherschutzorganisationen, die zu einem hohen Prozentsatz von staatlichen Fördergeldern leben, eine objektive Beratung gewährleisten? Oder soll der Staat selbst etwa direkt Fonds auflegen, weil er ja der bessere Unternehmer ist? Manche Menschen mögen das so sehen, aber als nur ein abschreckendes Beispiel könnte auch der Berliner Flughafen BER dienen. Marktwirtschaftliche Prinzipien gegen zentralistische Tendenzen also?

Das sind genau die Themenstellungen, mit der sich nun immer mehr Menschen in der Finanzbranche ernsthaft beschäftigen. So hat zum Beispiel der im Oktober 2018 gegründete Verein „Zukunft für Finanzberatung“ sich auf die Fahnen geschrieben,  aktiv ein Image-bildendes Sprachrohr der beratenden Berufe in der Finanz- und Versicherungswirtschaft sein. Er möchte dadurch sein besonderes Augenmerk auf die Nachwuchsgewinnung legen und hier für qualifizierten Nachwuchs sorgen. Es setzt sich dafür ein, dass die hohe gesellschaftspolitische Verantwortung im Bereich der Versorgung viel stärker in das Bewusstsein der Marktteilnehmer gelangt. Kurzum: Er will Impulse für den Austausch unter Marktteilnehmern für mehr Qualität, Transparenz und Verbraucherorientierung bieten. Aber Imagebildung geht nicht ohne die Kunden. Auch sie will der Verein mitnehmen, er will neutraler und kompetenter Ratgeber sein und Werbung für Finanzberatung als etwas Gutes machen.

Wenn jetzt Ende Oktober wieder die DKM ihre Tore geöffnet haben wird, werden die Worte von Transparenz, Qualität und Verbraucherfreundlichkeit wie in all den Jahren zuvor wieder Hoch-Konjunktur haben. Aber eines ist anders als früher: Die Worte wirken ehrlicher.

Festzumachen an einigen Details: Die DIN-Norm 77230 erfreut sich wachsender Verbreitung. Neue Normen sind im Anmarsch. Hinter ihnen stehen wichtige Vertreter von Banken, Versicherungen, Vertrieben und Verbänden. Hinter Normen steckt sehr viel Arbeit, keiner der Mitglieder in den Normausschüssen macht diese Arbeit zum Vergnügen. Sondern für eine bessere, haftungssicherere Finanzberatung.

Ein anderes Beispiel ist die Tonlage der Verbände. Spontan waren die meisten von ihnen bereit, die Initiative „Zukunft für Finanzberatung“ zu unterstützen. Um die Finanzberatung den Verbrauchern näher zu bringen. Einer dieser Verbände, die Vereinigung zum Schutz für Anlage- und Versicherungsvermittler (VSAV) als Gründungsmitglied des Vereines, formuliert beispielgebend die These klar und deutlich: Nur, was dem Verbraucherschutz nützt, hilft auch dem Berater und Vermittler. Um das mit Leben zu füllen, steht im VSAV ein Partnernetzwerk bereit, das genau für dieses Motto die notwendigen Dienstleistungen bereithält.

Erwacht das Murmeltier also aus seinem langen, tiefen Schlaf? Es scheint so. Jeder einzelne Vermittler, jede einzelne Beraterin würde profitieren.

Hans-Peter Wolter, ist als Aufsichtsrat und Beirat bei Finanzberatungsgesellschaften sowie in Gremien und Verbänden der Finanzbranche tätig.