Das große Zurückkämpfen
13.08.2020
Die Skyline von Shanghai / Foto: © TTstudio – stock.adobe.com
Aber auch aus der Industrie gibt es zarte Impulse. Chinas Automarkt erholt sich vergleichsweise gut. Im Mai kletterte der Absatz verglichen mit dem Vorjahresmonat um 14,5 % auf knapp 2,3 Millionen Fahrzeuge, wie aus Daten des Herstellerverbandes CAAM hervorging. Die Unterstützungsmaßnahmen der Regierung und das gestiegene Verbrauchervertrauen hätten demnach dafür gesorgt, dass wieder mehr Autos gekauft würden. Neuberger Berman-Experte Ru verweist in diesem Zusammenhang auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sektoren. „Beispielsweise hinken die Einzelhandelsumsätze gegenüber der Nachfrage nach Grundstoffen immer noch hinterher, da staatliche Konjunkturmaßnahmen den Infrastrukturausbau unterstützen. Auch die Erholung auf der Angebotsseite verlief viel schneller als die Nachfrage, da die Verlangsamung eher auf Maßnahmen zur Eindämmung des Virus als auf einen Rückgang des Produktionspotenzials zurückzuführen war“, so Ru. Sehr stark ist bei den Chinesen indes auch das Bewusstsein technologischer Fortschritte zu spüren. Bis 2025 will China zu den weltweiten Technologieführern aufsteigen. Überall im Land ist geradezu ein ausgeprägtes Maß an Innovation und Veränderung zu sehen. Die Führung in Peking ist erpicht darauf, den Ruf als Hersteller von simpler Massenware abzuschütteln. Ein Beispiel ist Alibaba: So haben sich die Aktien des Technologieriesen seit dem IPO von vor fünf Jahren mehr als verdreifacht. Alibaba hat die Investoren mit dem Wachstum seiner E-Commerce- und Cloud-Plattformen mehr als überzeugt. „Die vielleicht wichtigste Veränderung, die wir in der Krise erlebt haben, ist die Beschleunigung in der Anwendung von Technologie, was die Skalenvorteile von einigen führenden Technologieunternehmen noch einmal erhöht und ihre Position im Wettbewerb stärkt“, ist einem Marktkommentar des Emerging Markets Equity Teams von Baillie Gifford zu entnehmen. Und auch das Mammutprojekt ‚One Belt, One Road‘ soll die Stärke Chinas weiter ausbauen und das Land mitunter unabhängiger machen. Geplant ist ein gigantisches Infrastrukturnetz von Europa über Zentralasien bis in den Mittleren Osten. Alles zur Untermauerung der Vorreiterrolle Chinas in der Weltwirtschaft. Es gilt wohl als unumstritten, dass Initiativen wie Infrastrukturprojekte und Mehrwertsteuersenkungen das Wachstum in China unterstützen würden, gleichzeitig besteht allerdings die Herausforderung darin, den Schuldenberg zu stabilisieren. Immerhin hat sich der Trend steigender Staatsverschuldung fortgesetzt; das Land erreicht im Jahr 2019 eine Schuldenquote von rund 55 % des Bruttoinlandsprodukts. Ob Sie nun Ihren Kunden eher aktiv gemanagte Fonds oder passive Indexfonds (ETFs) als Anreicherung fürs Depot empfehlen möchten, sei Ihnen überlassen. Nahezu jedes großes Investmenthaus ist mit entsprechenden China-Fonds im Markt unterwegs. (ah)