Da hakt noch was

19.02.2020

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Die gesetzliche Rentenversicherung stößt längst an ihre Grenzen. Derweil wird das Gespenst einer Altersarmut nicht nur immer bedrohlicher – es wird auch zunehmend sichtbar. Geradezu verzweifelt versucht die Politik gegenzusteuern. Allerdings mit Mitteln, die nicht ausreichen dürften. Ist die betriebliche Altersversorgung am Ende der lang erwartete „weiße Ritter“?

Die Anstrengungen der Großen Koalition zum Umbau der privaten Altersvorsorge laufen auf Hochtouren. Denn das Rentensystem alten Zuschnitts ächzt an allen Ecken und Kanten. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung und des DIW in Berlin vom Herbst 2018 hatte die Probleme im Kampf gegen Altersarmut bereits offengelegt: Die Angleichung von Renten in Ost und West, eine Untergrenze für das Rentenniveau oder die Mütterrente – an Reformen für den Ruhestand habe es in den vergangenen Jahren zwar nicht gemangelt. Trotzdem steige das Risiko der Altersarmut weiter. In zwanzig Jahren könnte mehr als jeder fünfte Rentner von Altersarmut betroffen sein. Und mit Blick auf die aktuell diskutierten Konzepte einer Grundrente zeige sich, dass sowohl die Pläne aus dem Koalitionsvertrag wie auch das Modell von Arbeitsminister Heil nicht ausreichend zielgenau seien. Selbst bei einer positiven Arbeitsmarktentwicklung müsse man mit einem deutlichen Anstieg der Altersarmut in den kommenden zwanzig Jahren rechnen. Es stellt sich unweigerlich die Frage, ob die betriebliche Altersversorgung absehbar als „weißer Ritter“ die finanzielle Alterssicherung retten kann. Fabian von Löbbecke, Vorstandsvorsitzender von HDI Pensionsmanagement und im Vorstand der HDI Lebensversicherung, sagt: „Natürlich freue ich mich, wenn Sparer einen möglichst großen Teil ihrer frei verfügbaren Vorsorgebeiträge in die bAV investieren.“ Es gebe nichts Effizienteres. Denn die bAV bringe Arbeitnehmern pro eingezahltem Beitrags-Euro mehr Leistung als jede andere Vorsorge.

Wichtigste Säule der Altersversorgung sei und bleibe die gesetzliche Rente, ergänzt Dr. Henriette Meissner, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH und Generalbevollmächtigte für die bAV der Stuttgarter Lebensversicherung a. G. Aber: „Die bAV ist schon heute eine unverzichtbare zweite – und kapitalgedeckte – Säule für die Altersvorsorge.“ Mit der zu erwartenden demografischen Entwicklung ergänze die kapitalgedeckte die umlagefinanzierte Versorgung. Und Bernd Steinhart, Leiter bAV Vertrieb bei den WWK Versicherungen weist auf einen unschlagbaren bAV-Vorteil hin: „Die Höhe der (gesetzlichen) Renten wird in den kommenden Jahren weiter schrumpfen; immer weniger Erwerbstätige müssen künftig immer mehr Rentner finanzieren. Um den Lebensstandard im Alter zu sichern, wird zusätzliche Vorsorge daher immer wichtiger. Mit Hilfe der bAV lässt sich die Lücke bei der Rente verkleinern. Die bAV ist das mit am stärksten geförderte Rentenprodukt, denn der Staat begünstigt den Vorsorgeweg durch die sogenannte Entgeltumwandlung.“ Ein beliebter Durchführungsweg der bAV sei die Direktversicherung, die sich auch für kleinere Betriebe gut eigne. Sie zeichne sich durch einen geringen Verwaltungsaufwand aus. Und in der Tat ist die Marktdurchdringung der bAV mittlerweile beachtlich: Derzeit besitzen rund 17,4 Mio. Personen in Deutschland eine Betriebsrente oder haben Anspruch auf eine Betriebsrente im Haushalt. Zudem genießt die bAV hohes Vertrauen in der Bevölkerung. Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) zur Sicherheit und Verlässlichkeit von Altersvorsorgesäulen schließt sie deutlich besser ab als die gesetzliche Rente. Steinhart sagt denn auch: „Die bAV hat durchaus das Zeug zum Zugpferd der privaten Altersvorsorge zu werden. Auf jeden Fall wird ihre Bedeutung weiter stark steigen.“

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