Corona ist eine temporäre Krise
09.04.2020
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management / Foto: © J.P. Morgan
Diese wirtschaftlichen Dynamiken seien seit Implementierung der Eindämmungsmaßnahmen nun auch in Europa und den USA zu beobachten. Aus diesem Grund hätten die Notenbanken weltweit die Liquiditätsschleusen in einem nie dagewesenen Ausmaß geöffnet und die Regierungen weltweit haben erhebliche Fiskalprogramme verabschiedet, um den betroffenen Unternehmen zu helfen, über die Schocks hinwegzukommen.
China und inzwischen auch Südkorea lieferten aber auch Anschauungsmaterial zum Weg aus der Krise. Neben rigorosen Maßnahmen zur Einschränkung sozialer Kontakte haben ausgeprägte Tests zur Eindämmung der Epidemie beigetragen. Die Lockerung der Quarantänemaßnahmen und die Normalisierung der Wirtschaft haben in diesen Ländern wieder begonnen, unterstützt durch weitere Konjunkturpakete.
„Das sollte uns bei der aktuell schlechten Nachrichtenlage vor Augen führen, dass die Corona-Krise eine temporäre Krise ist. Für Unternehmen bedeutet das, dass in diesem Jahr die Gewinne aufgrund der globalen Rezession zwischen 20 und 30 % fallen werden, doch für die Bewertung von Unternehmen spielt es eine viel größere Rolle, was in den Jahren danach passieren wird“, erklärt Tilmann Galler. Und hier sollte man sich den Optimismus nicht nehmen lassen, dass sich nach dem Überwinden der Krise die Ertragslage wieder deutlich verbessern werde.
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis zyklischer Märkte hat Krisenniveau erreicht
Einen guten Hinweis darauf, dass nach den kräftigen Kursverlusten inzwischen Krisenbewertungen an den Aktienmärkten Einzug gehalten haben, gibt nach Analyse von Tilmann Galler der Blick auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): „Zyklische Märkte wie der DAX oder auch Schwellenländer-Aktien haben inzwischen ein KBV auf dem Niveau vergangener Krisen. Der Mut, in solchen schwierigen Zeiten Positionen zu halten oder gar aufzubauen, wurde nach den Erfahrungen der letzten drei Jahrzehnte auf mittel- bis langfristige Sicht mit überdurchschnittlichen Erträgen belohnt. Den Pessimisten mögen die aktuellen Schlagzeilen gehören – den Optimisten gehört jedoch die Zukunft“, sagt Galler. (ah)