"Corona ist ein Brandbeschleuniger"

25.05.2021

Christian Vogrincic, Gründer und CEO der CV Real Estate AG / Foto: © CV

finanzwelt: Auch die Digitalisierung geht an der Immobilienbranche nicht vorbei. Welche Veränderungen sehen Sie hier? Vogrincic: Wir befinden uns gerade in einem wegweisenden Umbruch. Allein in den vergangenen Jahren hatte sich die Branche bereits enorm weiterentwickelt. Nach der Professionalisierung und Internationalisierung erleben wir nun also die Digitalisierung – und diese schreitet tatsächlich schneller voran als man das vermuten konnte. Wer heute noch denkt, dass Projektentwicklung weiterhin nur Beton und Ziegel aufeinanderstapeln bedeutet, der hat den Sprung verpasst. Wir erleben es gerade selbst: Die Investitionen in Software oder die Planung von Konzepten der digitalen Vernetzung nehmen mittlerweile eine zentrale Rolle bei unseren Projektentwicklungen ein. Auch das Thema 3- D-Druck wird in (naher) Zukunft – insbesondere in Bezug auf den Bau – sicher eine gewichtige Rolle einnehmen.

finanzwelt: Die Subassetklasse der Mikroapartments profitiert von zunehmender beruflicher Mobilität und der höheren Anzahl an Single-Haushalten. In wie weit sehen Sie in diesem Markt noch Potenzial, das es auszuschöpfen gilt? Vogrinic: Wir sehen hier noch viel Potenzial, wobei man das auch immer ortsabhängig betrachten und bewerten muss. Während in München etwa oder anderen großen Städten der Peak bereits erreicht zu sein scheint, gibt es insbesondere in den B- und C-Städten in Deutschland diesbezüglich noch sehr viel Entwicklungspotenzial. Auch deswegen setzen wir aktuell beispielsweise in Nürnberg, auf dem Gelände der Projektentwicklung Lichtenreuth, 280 solcher hochmodernen Mikroapartments um.

finanzwelt: Sehen Sie über die angesprochenen Trends hinaus noch weitere Entwicklungen, die den Immobilienmarkt der Zukunft prägen könnten? Vogrinic: Die Digitalisierung und die Mobilität sind aktuell natürlich die beherrschenden Themen – und werden es ohne Frage auch bleiben. Wichtig wird daher sein, dass wir als Projektentwickler eine Immobilie nicht mehr alleine, nicht mehr losgelöst von diesen Themen betrachten. Wir müssen verstehen, wie wichtig es ist, sich immer das große Ganze anzuschauen. In diesem Zusammenhang kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass neue Assetklassen entstehen, die uns heute vielleicht noch vollkommen fremd sind. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass all diese Themen und Trends – von der Digitalisierung über Mobilität bis hin zu nachhaltigen Baumaterialien, etc. – grundlegend verändern werden, wie wir in Zukunft Projekte entwickeln und umsetzen. Und das ist auch gut so. Denn Stillstand ist Rückschritt. (ahu)