Citizenship-by-Investment: Der kurze Weg zum Reisepass

08.07.2021

Enzo Caputo, Geschäftsführer von Caputo & Partners AG / Foto: © Caputo & Partners AG

„Seit dem Anfang der Corona Krise im März 2020 werde ich vermehrt nach Umzug-Möglichkeiten in die Schweiz gefragt. Noch vor wenigen Tagen sprach mich ein deutsches Agentur- & Beratungsunternehmen an und wollte sich über die Steuer- sowie Unternehmervorteile der Schweiz informieren“, berichtet Caputo.

Unternehmer siedeln im Wesentlichen aus ähnlichen Motiven um. Attraktive Unternehmervorteile führen demnach auch reiche Bürger westlicher Staaten dazu, Gelder in die Schweiz zu schieben. Die Schweiz ist ein Vorreiter, wenn es um Themen wie Asset Protection und unternehmerfreundlicher Politik geht.

Die Erfahrungen von Herrn Caputo zeigen, dass immer mehr Unternehmer und Entscheidungsträger das Vertrauen in die Wirtschaftsstabilität des eigenen Landes verlieren. Denn während sich andere Länder mehr von Unternehmertum distanzieren, ist die Stabilität der Schweiz für Unternehmen aus der gesamten Welt interessant.

Darüber hinaus bestehen laut Herrn Caputo auch Gründe abseits unternehmerischer Motive. Insbesondere der Zuwachs während der Pandemie ist wohl auf das Vertrauen ins schweizerische Gesundheitssystem zurückzuführen. Zu guter Letzt liegt es im Interesse der Unternehmer, die eigenen Kinder auf gute Schulen zu schicken. Wieder ein Punkt, den die Schweiz für sich gewinnt.

Laut Herrn Caputo gehört die Schweiz allerdings nicht zum großen Player dieses Geschäftsmodells. Denn verglichen mit anderen Staaten, ist das Modell der Pauschalbesteuerung Schweiz teurer und langwieriger, da Unternehmer sich mindestens sechs Monate an den Standort binden müssen. Auch muss ein Pauschalsteuerabkommen abgeschlossen werden, welches für EU-Bürger günstiger ausfällt: Bereits für 250.000 Schweizer Franken Pauschalsteuer pro Jahr haben EU-Staatsbürger die Chance, einen Pauschalsteuerdeal abzuschließen. Für Bewerber, die keinen EU-Pass haben, wird es deutlich teurer. Trotzdem sind Bewerber, die keinen Pass aus einem EU-Land vorweisen können, bereit für den Wohnsitz 750.000 Schweizer Franken pro Jahr zu bezahlen. Da viele der Einsiedler und Interessenten aber Milliardäre sind, stellt auch die oftmals sechsstellige Summe keine Herausforderung für diese dar.

Welche Personen aber hinter den Siedlern wirklich stecken, wird nicht offengelegt. Laut Herrn Caputo bleiben diese Informationen ein Staatsgeheimnis, da sich die Offenlegung sowohl mit dem Datenschutz als auch mit dem Steuergeheimnis der Schweiz im Widerspruch steht. Wie aus der Presse bekannt wurde, haben die Schweizer Behörden auch Kandidaten abgelehnt. So wurde das Gesuch der russischen Oligarchen Roman Abramowitsch aus politischen Gründen abgewiesen.

Autor: Tabraiz Tahir