China mit voller Kraft voraus

08.11.2017

Hayden Briscoe, Head of Fixed Income Asia Pacific / Foto: © UBS Asset Management

Regierungspolitik setzt neue Schwerpunkte

Aus diesem Grund rücken Umweltfragen in den Vordergrund. Umweltverschmutzung ist ein zunehmend heikles Thema für die Öffentlichkeit und wird auch staatlicherseits inzwischen ernst genommen. Von der Zentralregierung finanzierte Inspektionsteams reisen durch das Land, überprüfen Lokalbeamte und Unternehmen vor Ort und zwingen sie, überalterte umweltschädliche Fabriken zu schließen und neue Umweltstandards zu erfüllen. Auch die Immobilienpolitik, von den Behörden gern zur Ankurbelung der Konjunktur in schlechten Zeiten genutzt, macht einen Wandel durch. In seiner Rede betonte Xi: „Ein Haus ist zum Wohnen gemacht, nicht zum Spekulieren."

„Politische Erklärungen zeigen, dass sich die Regierung zunehmend damit befasst, neue Verordnungen zu erlassen, darunter Regeln zur Abwehr von Spekulationen, sowie Reformen der Mietmärkte voranzubringen und die landesweite Verbreitung von staatlich unterstützten Immobilienkäufen zurückzufahren. Dies deutet darauf hin, dass 2018 auch bei schwächerem Wachstum eine ausufernde Politik zur Unterstützung der Märkte nicht zu erwarten ist", resümiert Briscoe im Nachgang des jüngsten Parteitages.

Schuldenabbau und Chinas zyklischer Mini-Abschwung

Neben den genannten Faktoren bedeutet Xis Fokus auf Durchführung von Reformen und Eindämmung finanzieller Risiken, dass der Prozess des Schuldenabbaus, der zu geringerer Liquidität, höheren Geldmarktzinsen, steigenden Anleiherenditen und seit Ende 2016 zu einem rückläufigen Kreditwachstum geführt hat, sich fortsetzen wird. Vertreter der Chinesischen Bankenaufsichtsbehörde (CBRC) haben dies in den Tagen nach Xis Parteitagsrede bestätigt. Auch der Wechsel des politischen Personals unter Xi stützt diese Strategie. Guo Shuqing – der reformorientierte Leiter der Bankenaufsicht, der für die Durchführung der jüngsten Kampagne zum Schuldenabbau verantwortlich war – ist Berichten zufolge der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge von Zhou Xiaochuan, dem scheidenden Gouverneur der People’s Bank of China. "Unter der Leitung von Guo Shuqing erwarten wir einen harten Kurs gegenüber dem Finanzsektor und eine Fortsetzung des Schuldenabbaus. Diese Faktoren festigen unsere Erwartung eines verlängerten zykli-schen Mini-Abschwungs bis Ende 2017 und ins Jahr 2018 hinein. Jüngste Daten zeigen tatsächlich ein langsameres Wachstum bei Immobilienverkäufen und privaten Investitionen. Dies signalisiert unserer Ansicht nach, dass die Verlangsamung begonnen hat", so der Fixed Income Asia Pacific Experte von UBS Asset Management.

Folgen für die Schwellenländer Ende 2017 und 2018 spürbar

Das bedeutet eine Kehrtwende gegenüber der Situation Ende 2016, als die wirtschaftliche Erholung Chinas den Wachstumserwartungen einen Schub verlieh – vor allem in Märkten, die über den Rohstoffhandel eng mit China verbunden sind. Die Erholung trieb die Erzeugerpreisindizes (PPI) nach oben, ließ die Exporte wachsen, stärkte die Finanzierungssalden und unterstützte steigende Gewinnerwartungen für Energie- und Bergbauunternehmen. Mit dem schwächeren Wachstum in China stellt sich nun die Frage, ob die höheren Wachstumserwartungen unterstützt bleiben, besonders in Schwellenländern, die über bedeutende Handelsbeziehungen mit China verfügen. „Angesichts unserer Erwartung, dass die Schwellenländer die Folgen von Chinas Verlangsamung Ende 2017 und 2018 spüren werden, glauben wir, dass das richtige Timing der zentrale Faktor jeder Anlagestrategie sein wird", so Briscoe.

Steigende Anleiherenditen – eine überzeugende Gelegenheit für Investoren

„Chinas wirtschaftliche Verlangsamung und die gewandelte Einstellung seiner Regierung verändern den Ausblick für die Schwellen-länder, schaffen aber zugleich überzeugende Gelegenheiten für Investoren. Der stetige Anstieg der inländischen Anleiherenditen im vergangenen Jahr bietet Investoren die Gelegenheit, ihr Portfolio um längere Laufzeiten zu ergänzen, vor allem, da die aktuellen Renditen im Bereich von 3,75 Prozent im Vergleich zu Festzinsgelegenheiten weltweit attraktives Wertpotenzial bieten und sowohl hohe nominale und reale Erträge als auch das Potenzial für Kapitalzuwachs aufweisen", fasst Briscoe die aktuelle Situation für Investoren zusammen.

Marktkommentar von Hayden Briscoe, Head of Fixed Income Asia Pacific bei UBS Asset Management