China: Im Bauch des Drachen rumort es
22.11.2021
Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG / Foto: © Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG
Eigentlich sollte kurz vor dem wichtigen Treffen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in China alles harmonisch verlaufen. Es ist das letzte wichtige Treffen vor dem großen Parteitag 2022, bei dem sich Staats- und Parteichef Xi Jinping eine dritte Amtszeit bestätigen lassen will.
Doch ausgerechnet eine Mitteilung des Wirtschaftsministeriums zeigte kurz zuvor, wie nervös die Bevölkerung Chinas in weiten Teilen ist: Auf eine in ähnlicher Form jedes Jahr wiederkehrende Empfehlung an die Bevölkerung, vor dem Winter ihre Vorräte aufzustocken, reagierten viele Chinesen mit panikartigen Hamsterkäufen. Die einen fürchteten wegen der steigenden Covid-Fallzahlen einen bevorstehenden harten Lockdown. In den sozialen Netzwerken entsponnen sich jedoch auch wilde Spekulationen darüber, dass eine Invasion Taiwans durch China, also ein Krieg, kurz bevorstehe.
Es ist ein mahnendes Beispiel, wie schnell eine gleichgeschaltete Gesellschaft verunsichert werden kann, wenn eine kontrollfixierte Regierung plötzlich einen Versorgungsnotstand signalisiert.
Zudem sind alle Augen aktuell auf die Turbulenzen in Chinas Immobilienmarkt gerichtet. Auslöser war die Krise von Evergrande, dem zweitgrößten chinesischen Immobilienentwickler, den nach offiziellen Angaben Schulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar belasten. Evergrande war zwar zuletzt seinen Zahlungsverpflichtungen innerhalb der Nachfristen nachgekommen, die Situation ist aber weiter angespannt. Die anhaltende Krise des Konzerns ist kein Einzelfall mehr - und bedroht damit das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft.
Seitdem Evergrande Liquiditätsprobleme eingeräumt hat, werden bei immer mehr chinesischen Immobilienentwicklern Schwierigkeiten öffentlich. Mit der Kaisa Gruppe taumelt bereits ein weiterer Immobilienkonzern.
Experten rechnen damit, dass es zu weiteren Zahlungsausfällen bei den chinesischen Immobilienentwicklern kommen wird. Grund für die Bereinigung in Chinas Immobilienmarkt ist die schärfere Regulierung der Branche durch die chinesische Staatsführung. Diese hatte in den vergangenen Monaten Maßnahmen ergriffen, um den heiß gelaufenen Immobilienmarkt des Landes abzukühlen. So wurden Hauskredite restriktiver vergeben und insbesondere auf lokaler Ebene mehr Beschränkungen für Privatpersonen für den Kauf von Wohneigentum erlassen.
Als Schlüsselmoment, in dem der gesamte Sektor ins Wanken geriet, wird jedoch eine Maßnahme Ende 2020 gesehen. Damals erlegte die Staatsführung den Immobilienentwicklern neue Kreditbeschränkungen auf, die sogenannten „drei roten Linien“. In der Folge musste die gesamte Branche ihre Finanzierung neu aufstellen.
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