Chancen im Osten

25.07.2013

Die Metropolregionen der neuen Bundesländer sind nach wie vor im Fokus von Immobilieninvestoren. Welche Standorte sind aktuell für Kapitalanleger besonders attraktiv?

Mieten und Kaufpreise in ostdeutschen Metropolregionen sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Das zeigt der aktuelle Sieben-Jahres-Vergleich, den die Berliner TLG Immobilien GmbH anhand ihrer jährlich erscheinenden Berichte zum Immobilienmarkt Ostdeutschland erstellt hat. „Die meisten größeren Städte in Ostdeutschland haben inzwischen eine eigene tragfähige und dynamische wirtschaftliche Grundlage entwickelt. Vielerorts hat die positive Dynamik der vergangenen Jahre die Immobilienmärkte nachhaltig beeinflusst. So haben sich die Mieten stabilisiert und die hohen Leerstandsraten sind an vielen Standorten rückläufig. Das macht Immobilieninvestitionen zunehmend interessanter", heißt es in der Studie.

In welchen Städten können Kapitalanleger besonders von dieserEntwicklung profitieren? Wir haben Immobilienunternehmen, die auf ostdeutsche Städte spezialisiert sind, folgende Fragen gestellt:

  • Welche Standorte sehen Sie für Investoren als besonders attraktiv an?
  • Laut TLG-Studie gibt es „Wachstumskerne" mit steigenden Einwohnerzahlen, höheren Einkommen und sinkenden Arbeitslosenquoten (Dresden, Leipzig, Erfurt, Jena, Magdeburg, Potsdam und Roststock). Gibt es attraktive Nischenmärkte?
  • Welche Immobiliengrößen verkaufen sich derzeit am besten?
  • Planen Sie weitere Projekte? Wenn ja, an welchen Standorten?

Oliver Bechstedt, Vorstand DGG Deutsche Gesellschaft für Grundbesitz AG

Seit 15 Jahren saniert, verkauft, vermietet und verwaltet das Unternehmen mit seinen Tochtergesellschaften Wohneigentum in Leipzig, Dresden, Potsdam und Berlin.

„Schon seit einigen Jahren sind ostdeutsche Städte wie Leipzig, Potsdam, Berlin und Dresden bundesweit interessant für Kapitalanleger geworden. Zum einen stimmt dort das Preis-Leistungs-Verhältnis, zum anderen sind die Abschreibungsmöglichkeiten interessanter. Wir favorisieren Immobilien in Berlin, Dresden, Leipzig und Potsdam. Jeglicher Wohnraum ist für Kapitalanleger und Eigennutzer interessant, angefangen von der Ein-Raum- bis hin zur Penthouse-Wohnung. Leipzig und seine Wirtschaftskraft wachsen weiter und der Wohnraum wird knapp.

Die Kaufpreise steigen, ebenso die Mieten. Denkmalgeschützte Immobilien mit Sanierungsbedarf sind begehrt und werden ständig weniger. Leipziger Wohnviertel wie Eutritzsch oder Lindenau werden sich zu Top-Wohnlagen entwickeln, nicht zuletzt durch Leipzigs neues Großprojekt: den Stadthafen in Lindenau. Vor allem in Leipzig planen wir viele neue Projekte, aber auch Dresden und Berlin sind weiter wichtige Investitionsstandorte für uns."

Mark Münzing, Vorstand ZBI Zentral Boden Immobilien AG

Das Emissionshaus verwaltet nach eigenen Angaben rund 17.000 Wohnungen, ein Großteil davon in Berlin. Das gesamte Investitionsvolumen liegt bei ca. 1,5 Mrd. Euro.

„Wir sehen in Ostdeutschland eine klare Stufung von attraktiven Standorten. Dazu gehören in erster Linie Dresden und Potsdam, in zweiter Linie Leipzig, Erfurt, Jena und Rostock sowie Magdeburg, Brandenburg und Greifswald. Potsdam ist ein außerordentlich starker Immobilienmarkt, der insbesondere bedingt durch seine Nähe zu Berlin und seinem Bevölkerungswachstum attraktiv ist. Dresden hat durch eine kluge Industrieansiedlungspolitik und eine behutsame Sanierung der Innenstadt ebenfalls einen starken Immobilienmarkt. Wir stimmen TLG zu und haben noch die Städte Brandenburg und Greifswald ergänzt, Greifswald aufgrund des Schwerpunktes als Verwaltungsstandort, Touristenziel und einer gesunden Mittelstandspolitik. In Brandenburg ist es vor allem eine kluge Städtebaupolitik, verbunden mit städtebaulichen Bereinigungsmaßnahmen, die den Standort aufwerten.

Die Losgrößen zwischen 500.000 Euro und 2 Mio. Euro verkaufen sich am besten, gleich dahinter kommen die Losgrößen zwischen 2 Mio. und 5 Mio. Euro. Hintergrund ist, dass diese Größen selbst für Mittelständler gut finanzierbar sind. Man wird Standorte wie Chemnitz, Cottbus und Halle genau beobachten müssen, um einschätzen zu können, ob sich Investitionen an den Standorten lohnen. Konkret beschränken wir unsere Investitionen auf die anfangs genannten Standorte."

Jörg S. Walter, Geschäftsführer IVM GmbH

Das Unternehmen ist seit 1999 als Gesamtvertriebsleitung der Berliner Grundbesitzgesellschaft Thamm und Partner tätig, die sich schwerpunktmäßig mit Sanierungs- und Denkmalimmobilien befasst.

„Unseres Erachtens sind Potsdam, Leipzig und Görlitz aufgrund steigender Einwohnerzahlen und der besten Infrastruktur interessante Standorte. Speziell in Görlitz gibt es noch ausreichend Fördermittel. Die Stadt bietet zudem die Möglichkeit des kostenlosen Probewohnens an. Aus den süddeutschen Ballungsgebieten ziehen viele Menschen nach Görlitz. Obwohl dort die Mietpreise steigende Tendenzen haben, ist der Quadratmeterpreis um fast die Hälfte günstiger als in Stuttgart oder München. Görlitz hat ein wunderschönes Ambiente, da sehr viele Denkmalhäuser bereits renoviert wurden. Im Umkreis von 1 km um den Stadtkern wohnt die jüngste Bevölkerung Deutschlands .Aufgrund des Aus- und Aufbaus zweier großer Industriebetriebe siedeln sich dort viele jüngere Leute an. Für Berlin gilt: Im Vergleich zu anderen Weltmetropolen sind die Kaufpreise immer noch gering, außerdem bietet Berlin rechtliche Sicherheit und hat keine erkennbare Immobilienblase. Am besten verkaufen sich große Wohnungen für Selbstbezieher (z. B. mit „Home-Office") und kleine Wohnungen (z. B. Studentenwohnungen) für Kapitalanleger."

ZBI-Vorstand Mark Münzing geht von einer positiven Entwicklung des ostdeutschen Immobilienmarktes in den nächsten Jahren aus. Doch trotz verbesserter Rahmendaten ist es noch zu früh, um die Bedingungen für Immobilieninvestments pauschal als positiv zu bezeichnen. Davor warnen auch die Verfasser der TLG-Studie: „Die wirtschaftliche Dynamik in den ostdeutschen Kernregionen ist zwar vergleichsweise hoch und die Immobilienmärkte zeigen sich mittlerweile schwankungsresistent: In der absoluten wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und bei den Wohlstandskennzahlen reichen die ostdeutschen Regionen jedoch weiterhin noch nicht an den Westen heran." Chancen bieten sich jedoch nach wie vor reichlich. Im Osten wird besonders Dresden immer teurer. In der sächsischen Landeshauptstadt stiegen die Wohnungspreise im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 13,2 % und damit am stärksten in der Region Nord-Ost. Bei den Preisen für Ein-und Zweifamilienhäuser liegt Dresden ebenfalls vorn: Sie zogen um 8,6 % an. Dies geht aus dem „Trendindikator Immobilienpreise DTI" der Dr. Klein & Co. AG hervor, der quartalsweise die tatsächlichen Kaufpreise ermittelt.

(Kim Brodtmann)

Ostimmobilien - Printausgabe 04/2013

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