Böse abgerutscht
24.01.2019
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Klarer Fall: kein Wohngebäude ohne entsprechende Versicherungspolice. Doch schaut man sich die Wünsche der Eigenheimler für einen guten Versicherungsschutz näher an, könnte man meinen, der Klimawandel sei weitgehend an ihnen vorbeigegangen. Und ein latentes Risiko wird – auch von vielen Versicherern – ausgeblendet, obwohl es existenzielle Folgen habe kann.
MORGEN & MORGEN hat erstmalig die Bedingungswerke der Wohngebäudeversicherer untersucht. Insgesamt attestiert das Unternehmen 44 der 183 analysierten Tarife von 72 Versicherern die beste Bewertung. Die Experten haben im Rahmen des M&M Ratings Wohngebäude die entsprechenden Tarife einer ausführlichen Analyse unterzogen. Naturereignisse wie Stürme, Hagel oder Starkregen verursachen erhebliche Schäden. „Im vergangenen Jahr sorgten insbeson dere Sturmtiefs wie Axel, Xavier oder Herwart dafür, dass Wohngebäudeversicherungen zunehmend in den Fokus rücken“, begründet Peter Schneider, Geschäftsführer von MORGEN & MORGEN, die Entscheidung für das neue M&M Rating Wohngebäude.
Ein weiterer Trend zeichnet sich in der Aufwertung der Immobilien ab: Eigenheimbesitzer entscheiden sich verstärkt für Saunen, Schwimmbänder oder Photovoltaikanlangen. Die Konsequenz sind steigende Risiken durch Feuer und Nässeschäden. Die Ratinganalyse zeigt, dass Versicherer Grundprodukte mit kostenpflichtigen Paketen und Leistungseinschlüssen erweitern, anstatt viele verschiedene Tarife zu konzipieren. „Zudem drängen All-Risk-Tarife vereinzelt schon jetzt auf den Markt. Sie schließen unter anderem Hausratleistungen ein. Hier sehen wir einen Trend, der sich fortsetzen wird“, so Schneider. Die Experten beobachten weiter, dass die Produktgeber unbenannte Gefahren und automatische Bedingungs-Updates zunehmend in die Bedingungen einschließen. Es stellt sich allerdings die Frage, inwieweit sich die Konzepte der Versicherer mit den Bedürfnissen der Hausbesitzer decken. Antworten bekommt man am besten von Letzteren persönlich. Und da zeigt sich: Die teils heftigen Wetterkapriolen im Jahr 2018 zeigen Wirkung. 85 % der deutschen Hausbesitzer halten beispielsweise einen Sturmschaden an ihrer Immobilie für wahrscheinlich. Das geht aus einer repräsentativen forsa-Studie hervor, die im Auftrag der Gothaer erstellt wurde. Damit ist Sturm die von deutschen Hausbesitzern am meisten gefürchtete Gefahr. 77 % halten es darüber hinaus für wahrscheinlich, dass ihr Haus einmal von einem Hagelschaden betroffen sein könnte, 75 % fürchten Starkregen. Schneedruck auf dem Dach (22 %), Erdrutsch (12 %), Erdbeben (8 %) oder eine Lawine (naturbedingt nur 1 %) werden als weniger wahrscheinlich an gesehen.
Doch wie schützen sich Haus besitzer gegen Naturgefahren? 90 % der Umfrageteilnehmer gaben an, eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen zu haben. Auf Platz zwei folgt mit 82 % eine Hausratversicherung. Allerdings reichen diese beiden Policen zum Schutz der eigenen vier Wände in einigen Fällen nicht aus: „Wohngebäude- und Hausratversicherung schützen Gebäude und Inventar zwar vor Schäden durch Feuer oder Sturm, Überschwemmungen oder Rückstau, die zu vollgelaufenen Kellern führen, sind allerdings weder von der Hausrat-, noch von der Wohngebäudeversicherung gedeckt“, erklärt Gothaer Expertin Petra Schindler. Sich vor Schäden dieser Art sowie anderen Naturgefahren wie Hochwasser, Hagel, Erdrutsch oder Schneedruck zu schützen, geht nur über eine zusätzliche Elementarschadenversicherung. Allerdings haben nur 64 % der deutschen Hausbesitzer nach eigenem Kenntnisstand eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen. Danach befragt, gegen welche Gefahren ihnen ein Versicherungsschutz besonders wichtig ist, antworteten 96 % der Hausbesitzer mit Feuer, gefolgt von Wasserrohrbruch (93 %) und Sturmschäden (93 %). Gegen durch Starkregen verursachte Schäden versichert zu sein, erachten 83 % als wichtig, bei Hagelschäden sind es 81 %. Einen ausreichenden Versicherungsschutz gegen Schäden durch Überschwem mungen finden jedoch nur 51 % (sehr) wichtig. Erdbeben (23 %) und Lawinen (5 %) spielen in diesem Zusammenhang eine eher untergeordnete Rolle.
Den Hausbesitzern weitgehend unbekannt und auch von etlichen Versicherern nicht abgedeckt ist offensichtlich jedoch ein ganz anderes Wesensmerkmal einer guten Wohngebäudeversicherung. In etlichen deutschen Regionen stellen so genannte Bergschäden ein echtes Risiko dar. Wurde früher in einem Gebiet über oder unter Tage Kohle abgebaut, kann es dort selbst Jahrzehnte danach noch zu Erdsenkungen, Erdrutschen und Grubenbeben kommen. Vor rund einem Jahrzehnt sind deshalb in Sachsen- Anhalt gleich zwei Häuser unvermittelt zusammengestürzt, nachdem ein 100 Meter breiter Streifen an einem Seeufer abgerissen war. Und auch in den früheren Kohlegebieten in Nordrhein-Westfalen und im Saarland lassen Erdsenkungen immer wieder mit der Zeit Risse im Mauerwerk entstehen, die Gebäude in Schieflage bringen können. All diese Schäden sind in der Mehrzahl nicht versichert – dies gilt dort nur bei von natürlichen Hohlräumen verursachten Schäden und eben nicht bei Bergschäden. Die AXA beispielsweise hat darauf reagiert, wie Steffen Fries, Senior Produktmanager Sach/Haftpflicht beim Unternehmen, erklärt: „Die Wohngebäudeversicherung im Rahmen unseres Produktes BOXflex ist sehr umfassend und kann um bedarfsgerechte Ergänzungen und Bausteine erweitert werden. Eine Ergänzungsmöglichkeit ist unser Baustein Optimum, der ‚unbenannte Gefahren‘ absichert. Dies ist sicher interessant für alle Kunden, die weitestgehend alle möglichen Gefahren und Schäden abgesichert wissen wollen." (hdm)