Börsenjahr 2021: Viele Vorzeichen stehen auf Grün

04.01.2021

Michael Reuss, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung / Foto: © Huber, Reuss & Kollegen

Vor allem jene Sektoren, die 2020 besonders stark unter der Corona-Pandemie gelitten haben, werden vom Abebben der Bedrohung und der Wiederöffnung der Volkswirtschaften auch über die Maßen profitieren. Dazu gehören die Reise- und Freizeitindustrie, Unternehmen aus der Industrie- und Logistikbranche oder Finanzdienstleister. Technologiewerte sollte weiterhin eine gute, wenngleich eher marktdurchschnittliche Performance erreichen. Nach wie vor steht eine Reihe von Investitionen in neue Technologien an. Digitalisierung, 5G, Künstliche Intelligenz oder Automatisierung sind Trends, die durch Corona beschleunigt wurden und im kommenden Jahr anhalten werden. Während der Krise haben viele Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren müssen, Investitionen in Digitalisierung und IT gehörten meist nicht dazu. Das werden die Technologieunternehmen in 2021 durch höhere Gewinne positiv zu spüren bekommen.

Von der momentan viel diskutierten Wachablösung von Growth durch Value gehen wir nicht aus. Warum? Auf den Punkt gebracht: Klassisches Value braucht höhere Zinsen. Da dies aus unserer Sicht aus mehreren Gründen nicht zu erwarten ist, wird die Value-Rally begrenzt sein. Das bedeutet nicht, dass es temporär Phasen gibt, in denen sich Value besser entwickelt. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass viele zyklische Titel aufgrund der Corona-Pandemie und dem heftigen Nachfrageeinbruch dem Value-Bereich zuzuordnen sind. Die von uns erwartete Konjunkturerholung wird mit einem Erstarken zyklischer zu Lasten defensiver Unternehmen also auch den Value-Bereich stärken. Growth wird unseres Erachtens aber weiterhin die Nase vorn haben – allein die zu erwartenden Unternehmensgewinne und die beträchtlichen Investitionen in neue Technologien sprechen dafür. Nur wird der Vorsprung gegenüber Substanzwerten nicht mehr so stark ausgebaut werden wie noch in diesem Jahr.

Zudem dürfte der Fokus der Investoren weiterhin auf den Large Caps liegen. Zwar kommen Konjunkturerholungen traditionell vor allem den kleineren Unternehmen zugute. Von dieser Warte aus sollten in 2021 eigentlich die Nase vorn haben. Eigentlich, denn diese Krise war anders. Insbesondere die großen, börsennotierten Firmen konnten durch das Fehlen eines „Schuldigen“ von der ultraleichten Geldpolitik und dem Drang der Politik allen und jeden zu retten, profitieren. Sie sind daher für das kommende Jahr und eine langsame Rückkehr zur Normalität besser aufgestellt als kleinere Gesellschaften, die noch unter den Folgen des Horrorjahres 2020 leiden. Gleichzeitig muss sich die überbordende Liquidität ein Ziel zu suchen, und das dürfte unter Risikoaspekten eher in den großen Unternehmen zu finden sein. Blue Chips dürften daher, im Vergleich zu kleineren Werten, die Gewinner sein.

Kolumne von Michael Reuss, Geschäftsführer bei Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung in München

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