Börsenhistorie: Ein Crash-Vergleich
27.04.2020
Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner
Golfkrieg 1990: Aktien waren moderat bewertet, als nur ein Jahr später Iraks Diktator Saddam Hussein am 17. Juli 1990 seine Truppen in Richtung Kuwait schickte. Zunächst reagierten die Börsen gar nicht. Der DAX erreichte mit 1.966 Punkten sogar ein Allzeithoch. Anleger setzten auf ein Einlenken des Diktators und das diplomatische Geschick der USA und ihrer Verbündeten. Doch es kam anders. Die Iraker überrannten das kleine Emirat, der Krieg am Golf weitete sich zu einer internationalen Krise aus, die irakischen Ölexporte kamen zum Erliegen, und die USA bereiteten mit ihren Verbündeten die Operation "Wüstensturm" vor. Während dieser Unsicherheit verlor der DAX im Herbst 1990 ein Drittel seines Werts - erholte sich aber 1991 sofort wieder, als sich ein rasches Ende des Kriegs abzeichnete. Die Voraussetzungen für die nachhaltig positive Börsenentwicklung schufen das Ende der Sowjetunion samt kommunistischer Marktwirtschaft und die Euphorie um neue Absatzmärkte in Osteuropa.
Asien- und LTCM-Krise 1997/98: Kräftig gestiegen waren die Aktienkurse vor Ausbruch der nächsten beiden Krisen - allerdings in Einklang mit den seit Jahren rasant wachsenden Unternehmensgewinnen. Der Fall des Eisernen Vorhangs in Europa und die Öffnung Chinas eröffneten den westlichen Konzernen neue Ertragsperspektiven. Als die "Tigerstaaten" Südkorea, Thailand, Indonesien, Malaysia, die Philippinen und Hongkong nach maßlosen Investitionen ausländischer Kapitalgeber und starkem Wachstum in eine Rezession fielen, reagierten internationale Investoren mit dem Abzug ihres Kapitals. Die Landeswährungen stürzten ab, der DAX brach im Frühherbst 1997 um gut 40 Prozent ein. Weil die USA ihr Wachstum aber weiter steigerten, beendeten die Börsen ihre Talfahrt und setzten ihre "Jahrhundert-Hausse" fort.
Diese wurde nur ein Jahr später durch die LTCM-Krise ein zweites Mal unterbrochen. Der milliardenschwere Fonds "Long Term Capital Management" und seine mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften dekorierten Direktoren finanzierten ihre Investments fast ausschließlich mit Fremdkapital. Weil sich, anders als spekuliert, die Zinsdifferenzen in verschiedenen Ländern ausweiteten und die LTCM-Manager mit großen Hebeln arbeiteten, geriet der Fonds in eine milliardenschwere Schieflage. Marktteilnehmer fürchteten den Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems. Im Herbst 1998 verlor der DAX fast die Hälfte.
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